Zschopau. Kurz nachdem die Glocken der Zschopauer Kirche am Freitagmittag geläutet hatten, war auf dem örtlichen Marktplatz vieles anders als in den vergangenen Wochen. Die Fläche vor dem Rathaus, wo zuletzt regelmäßig viele Händler der Stadt ihrem Unmut über ihre aktuelle Situation Luft verschafft hatten, blieb diesmal leer. Wie Robert Hähnel betont, ist die Aktion unter dem Motto "5 nach 12" allerdings nicht beendet. "Es ist eher so, dass wir eine Pause einlegen", erklärt der Vorsitzende des Gewerbevereins "Unser Zschopau". Schließlich habe sich trotz der Lockerungen in dieser Woche nicht viel zum Positiven gewendet. Auch die Tatsache, dass der Zschopauer Antrag auf eine Beteiligung am Augustusburger Modellprojekt "Covid-Ex" durch die Bürokratie ausgebremst wird, lässt den Frust wachsen.
Verunsicherung weiterhin spürbar
"Eigentlich haben wir gerade keinen Grund, zu protestieren", gesteht Hähnel. Durch die neue Überbrückungshilfe III werde den Unternehmern besser geholfen - bis zu 100 Prozent der Fixkosten werden je nach Umsatzausfall gedeckt. Und dazu verdienen kann man auch, denn durch die neue Corona-Verordnung in Sachsen haben viele Läden nach Ostern wieder geöffnet. Problem ist dabei jedoch, dass Öffnung noch längst nicht Kundschaft bedeutet. Das neue Prinzip "Click and Meet", bei dem sich Kunden zuvor per Internet oder Telefon einen Termin im Laden besorgen, trägt nicht die erhofften Früchte. "Für viele Menschen ist es wahrscheinlich zu umständlich, erst einen Termin zu vereinbaren, einen Corona-Test zu besorgen und dann pünktlich da zu sein", meint der Zschopauer, der in seinem Möbelladen die Kunden in dieser Woche an einer Hand abzählen konnte. Viel andere Ladenbesitzer aus Zschopau und den umliegenden Kommunen haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Überall ist die Verunsicherung weiterhin spürbar.
Die Stimme von der Basis zählt
Hähnel selbst kann den ausbleibenden Betrieb nachvollziehen. "Ganz allein im Laden zu stehen", sei nicht gerade die schönste Situation. "Gedanklich hört man die Uhr ticken und die Leute verspüren womöglich einen gewissen Druck, etwas kaufen zu müssen", sagt er. Der Zschopauer rechnet damit, dass viele Läden weiterhin größtenteils leer bleiben - und womöglich bald wieder schließen müssen. Sollte die bundeseinheitliche Notbremse auch in seiner Heimat greifen, wo die Inzidenz weit über 100 liegt, will Robert Hähnel mit seinen Mitstreitern wieder die Initiative ergreifen. "Die Stimme von der Basis muss weiterhin zu hören sein und sollte an der Entscheidungsfindung der Politik beteiligt sein", findet der Vorsitzende des Gewerbevereins. Genau deshalb will er dann auch weiterhin freitags Vertreter aus der Politik nach Zschopau einladen, wo kurz nach dem Mittag zum Mikro gegriffen wird. Schließlich sei es nun mal "5 nach 12", wenn nicht gar später.
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