Die Berichterstattungen über Straftaten im Chemnitzer Zentrum nehmen augenscheinlich zu. Nun hat das erste Restaurant an der Zentralhaltestelle als Konsequenz dazu seine Türen geschlossen. Doch wie ist die Lage wirklich? Kann man sich im Zentrum noch sicher fühlen?
Kriminalität in Chemnitz in Zahlen
2022 registrierte die Stadt Chemnitz einen leichten Rückgang der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr. Die erfassten Fälle beliefen sich auf 20.084, während es im Jahr zuvor noch 20.173 waren. Das zeigt sich auch bei der Gesamtzahl der Diebstahlsdelikte (einfacherer Diebstahl, Diebstahl mit Waffe, Bandendiebstahl, etc.), welche um rund 6 Prozent gesunken sind. Das ist der niedrigste Stand der vergangenen fünf Jahre. Trotz dieser positiven Entwicklung ist jedoch eine Zunahme bei einfacherem Diebstahl zu verzeichnen. Auch nahmen die allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz um fast 8 Prozent zu, insbesondere bei Verstößen mittels Cannabis und dessen Zubereitungen sowie bei Verstößen mittels Crystal. Abgesehen von diesen Verstößen haben auch andere kritische Straftaten zugenommen: Die Fallzahlen von sexueller Belästigung stiegen um 74 Fälle an, im Bereich von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und Übergriffen gab es einen Anstieg um 14 Fälle und die Anzahl an gemeldeten Bedrohungen und einfacher Körperverletzung stiegen auf rund 150 Fälle mehr als im Vorjahr an. Auch wenn in der Stadt Chemnitz 2022 die Straftat der gefährlichen und schweren Körperverletzung leicht abnahm, ereigneten sich über 55 Prozent der Fälle im Stadtteil Zentrum. Der Stadtteil weist im Allgemeinen eine kritische Steigerung im Bereich der Straßenkriminalität (Diebstahl, Sachbeschädigung, Drogenhandel und -konsum sowie Körperverletzung) auf. Hier ereignen sich zudem die meisten Vorfälle im Vergleich zu den anderen Stadtvierteln, mehr als doppelt so viele wie auf dem Sonnenberg. Auch die Stadtteilkarten Chemnitz verzeichnen im Zentrum eine der höchsten Kriminalitätsraten in der Stadt, neben Ebersdorf und dem Sonnenberg.
Anwohner und Besucher fühlen sich unsicher
Die aktuelle Situation zeigt, dass auch für das Jahr 2023 und kommendes eine steigende Tendenz der Kriminalität im Zentrum zu erwarten ist. Alleine in den letzten Wochen berichtete BLICK.de über mehrere Fälle des Betruges (Polizei warnt vor falschen Polizeibeamten), der sexuellen Belästigung (Trio attackiert junge Frau im Chemnitzer Zentrum, Zwei Mädchen in Chemnitzer Zentrum belästigt) sowie über Überfälle und Körperverletzungen (Elfjähriger ausgeraubt und bedroht, Raubüberfall auf Frau im Chemnitzer Zentrum, Jugendliche schlagen 37-Jährigen im Chemnitzer Zentrum nieder und klauen Fahrrad ). Das sich viele Anwohner und Besucher dadurch inzwischen nicht mehr so sicher fühlen, stellt das Zentrum für kriminologische Forschung in Sachsen bereits fest: 41 Prozent gaben in einer Umfrage an, dass sie sich in diesem Stadtviertel eher unsicher fühlen. Aufgrund der vielen Straftaten kam es nun auch zur Schließung der Mc Donalds Finale im Zentrum. Ob nun auch weitere Läden schließen, bleibt abzuwarten.
Mehrere Maßnahmen in Diskussion
Seit Anfang des Jahres wurde im Zentrum vom frühen Nachmittag bis spät in die Abendstunden eine verstärkte Polizeipräsenz eingeführt. Gleichzeitig hat die CDU im Stadtrat verschiedene Maßnahmen zur Diskussion gebracht, darunter die Möglichkeit der Videoüberwachung, die Einrichtung einer Waffenverbotszone oder ein Alkoholverbot. Allerdings seien allein Präsenz oder Maßnahmen wie Verbotszonen nicht ausreichend. Linken-Stadtrat Klaus Bartl betonte dagegen, dass auch verstärkt präventive Maßnahmen ergriffen werden müssen. Auch die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes sieht die Verantwortung bei der Kriminalitätsbekämpfung bei der gesamten Gesellschaft: Neben Maßnahmen von der Politik und Polizei müssen auch staatliche und nichtstaatliche Institutionen, die Medien und die Bürger selbst etwas tun. Neben der vermehrten Polizeistreifen und möglicher Videoüberwachung wären Aufklärungskampagnen, Bildungsprogramme, Drogenprävention oder auch soziale Integration weitere Schritte um die Kriminalität zu senken. Allerdings ist die Sozialarbeit im Zentrum schwieriger aufgrund der Sprachbarrieren. Es muss in den nächsten Monaten aktive Schritte eingeleitet werden, um die Kriminalität im Zentrum zu reduzieren und es wieder zu einem attraktiven Besucherort zu machen, vor allem für 2025, wenn Chemnitz Kulturhauptstadt wird.
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