Am 31. August, jährt sich zum 135. Mal die Mordserie rund um Jack The Ripper, der 1888 sein Unwesen in London getrieben hat. Da der wahre Täter nie gefunden wurde, schauen wir uns die Überlieferung einmal genauer an.
Vom 31. August bis in den November 1888 hinein wurden fünf Morde an Frauen in London East End begangen, die wahrscheinlich auf ein und dieselbe Person zurückzuführen sind. Der Mörder wurde nie gefasst und ging unter dem Namen "Jack The Ripper" in die Geschichte ein. (Der Name stammt aus einem Brief aus dem September 1888, den der Mörder angeblich selbst verfasst und an die Zeitung Central News Agency geschickt haben soll. Darin bezeichnete er sich wohl als Jack The Ripper.) Die Morde sind als "Kanonische Fünf" mit unter den "Whitechapel-Morden" aufgezählt, da sich zu jener Zeit sehr viele Morde im Stadtteil Whitechapel zugetragen haben.
Ich gehe jetzt nur auf die "Kanonischen Fünf" ein, da die anderen Morde nicht zweifelsfrei Jack The Ripper zuzuordnen sind.
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Jack The Ripper mordete 1888 im Londoner East End. Er wurde nie gefasst. Foto: Adobe Stock / ArgitopIA
Mary Ann "Polly" Nichols
Am 31. August 1888 wurde Mary Ann Nichols am frühen Morgen (3.40 Uhr) ermordet in der Buck's Row Straße (Heute: Durward Street) aufgefunden. Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten und ihr Unterleib wurde verstümmelt. Der Täter legte ihre Gedärme frei. Zwei Männer fanden die Leiche kurz nacheinander und informierten gemeinsam die Nachtwache. War einer von ihnen der Täter?
Annie Chapman
Das nächste Opfer wurde Annie Chapman knapp eine Woche später (8. September). Sie wurde in einem Hinterhof in der Hanbury Street entdeckt. Auch sie wies dieselben Verstümmelungen auf. Diesmal weidete der Mörder das Opfer komplett aus und legte die Gedärme über ihre rechte Schulter. Die Gebärmutter und Teile der Bauchdecke fehlten. Langsam steigerten sich die Verstümmelungen und wurden von Opfer zu Opfer immer brutaler.
Elizabeth Stride und Catherine Eddowes
Elizabeth Stride ist eines von zwei Opfern, was in der Nacht vom 30. September von Jack The Ripper ermordet wurde. Gegen 1 Uhr wurde ihre Leiche in der Berner Street (Heute: Henriques Street) in Whitechapel gefunden. Ihre Kehle wurde durchtrennt, ansonsten wurde sie nicht verstümmelt. Man glaubt, dass der Täter "gestört" wurde, da sich in unmittelbarer Nähe ein Gastrobetrieb befand und dass er deshalb "weitergezogen" ist, um eine andere Frau umzubringen.
In derselben Nacht nur eine dreiviertel Stunde später geschah der Mord an Catherine Eddowes am einen Kilometer entfernten Mitre Square im Stadtteil City of London. Hier war der Leichnam ebenfalls am Unterleib geöffnet und die Gebärmutter entfernt worden. Außerdem fehlte die linke Niere. Diesmal verstümmelte der Täter auch das Gesicht des Opfers. Wenig später wurde ein Teil der Schürze von Catherine in der Goulston Street in Whitechapel gefunden. Hatte Jack The Ripper an Catherine vollendet, was an Elizabeth nicht geklappt hatte?
Mary Jane Kellys
In Zimmer Nummer 13 in Miller's Court auf der Dorset Street wurde vormittags am 9. November dann das fünfte und um einiges jüngere Opfer Mary Jane Kellys tot aufgefunden. Sie wies die gleichen Verletzungen auf, wie ihre Vorgängerinnen, nur dass der Mörder hier viele inneren Organe entfernt und im Raum verteilt hatte. Auch wurden Teile des Muskelfleisches entfernt und das Herz war verschwunden. Entweder hatte der Täter es im Ofen verbrannt oder mitgenommen. Eine weitere Besonderheit ist, dass es der erste Mord war, der nicht in der Öffentlichkeit stattgefunden hat.
Ermittlungen
Damals waren, anders als heute, viele Ermittlungsmöglichkeiten nicht gegeben, vor allem wenn es um Serienmörder ging. Die Polizei ging zu jener Zeit von sexueller Motivation des Täters aus und richtete ihr Augenmerk zuerst auf Schlachter, Ärzte und Chirurgen. Später fanden Experten heraus, dass nicht zwangsläufig Sezierfähigkeiten für solche Morde vorhanden hätten sein müssen. Damals konnte nicht nachgewiesen werden, ob es einen sexuellen Kontakt der Opfer mit dem Mörder gegeben hatte. Viel mehr gingen Psychologen davon aus, dass es dem Täter Vergnügen bereitete, die Opfer sexuell zu erniedrigen.
Akten aus jener Zeit verraten, dass die Polizei damals fast 2.000 Personen der umliegenden Häuser an den Tatorten befragte. 80 Personen wurden verhaftet. Da die Morde in verschiedenen Gebieten Londons geschahen, ermittelten verschiedene Wachen, so der Met (Metropolitan Police Service, auch Scotland Yard genannt) und die City of London Police. Da die Ermittlungen stockten, gründete sich aus der Bevölkerung im East End heraus unter der Leitung von George Lusk die "Whitchapel Vigilance Committee", eine Bürgerwehr. Diese hielt Patrouillen ab und ermittelte auf eigene Faust.
Nach dem Doppelmord von Elizabeth Stride und Catherine Eddowes wurde ein Teil der Schürze von Catherine gefunden, darüber war ein Graffito mit Kreide angebracht, was gegen Juden schimpfte und erahnen ließ, dass der Mörder vielleicht ein Antisemit war, was wiederum antisemitische Demonstrationen auf Londons Straßen nach sich zog. Die Polizei entfernte also die Wandmalerei, um mehr Aufstände zu verhindern, was irgendwie auch nicht so clever war, wenn dies eins der wenigen Beweise war. Drei mögliche Ansätze standen im Raum:
- Das Graffito ist nicht Werk des Mörders, er ließ das Teil der Schürze zufällig an dieser Stelle liegen.
- Das Graffito stammt vom Mörder, der Jude ist und sich selber und alle Juden als Schuldige darstellt.
- Das Graffito stammt vom Mörder und dieser will damit den Verdacht auf die Juden lenken und die Polizei auf eine falsche Fährte führen.
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Künstlerische Darstellung Jack the Rippers aus der Illustrated London News vom 13. Oktober 1888.
Viele Verdächtige - aber wer war es wirklich?
Bis heute weiß man nur sehr wenig über den Täter. Im 19. Jahrhundert gingen Ermittler davon aus, dass er ein Ausländer oder Jude gewesen sein musste, immerhin geschahen die Morde in einem Gebiet voller Einwanderer und Antisemitismus war weit verbreitet, das oben genannte Grafitto stützte die These. 2006 gab die Met eine genauere Beschreibung des Täters heraus: Jack The Ripper muss zwischen 25 und 40 Jahren alt gewesen sein, trug einen Schnurrbart, hatte eine hohe Stirn und war nicht besonders groß (1,65 bis 1,70 Meter). Heute sind leider nur vier Personen bekannt, die im engeren Visier der Polizeibehörde waren. Viele Akten aus der Zeit sind verschwunden oder zerstört.
Ein Verdächtiger war der damals 55-jährige Michael Ostrog, ein russischer Arzt und Ex-Sträfling. Er wurde mehrmals in die Psychiatrie eingewiesen, weil er versucht hatte Menschen mittels Totschlags zu töten. Außerdem galt der 56-jährige Quacksalber Francis Tumblety als verdächtig. Der Ire wurde im November 1888 wegen obszönen Handlungen angeklagt und inhaftiert. Durch hohe Kaution kam er frei und floh in die USA. Der Pole George Chapman war ebenfalls verdächtig und wurde 1903 hingerichtet, da er Giftmorde begangen hatte. Es gab auch Hinweise darauf, dass auch eine Frau die Morde begangen haben soll, doch bis heute ist dies eine von vielen Theorien, die ich für nichtig halte.
Als bis dahin Hauptverdächtiger wurde der polnische Einwanderer Aaron Kosminski aus Whitechapel, der später durch eine diagnostizierte paranoider Schizophrenie in eine Psychiatrie eingewiesen wurde, gesehen. 2014 wurde in der Daily Mail eine Studie von Jari Louhelainen veröffentlicht, der mittels aktueller DNA-Tests behauptete, dass Aaron Kosminski der Mörder war. Ein in der Nähe von Catherin Eddowes Tatort gefundendes Halstuch wies Blut- und Spermaspuren auf, welche der finnische Forscher untersucht hatte. Demnach will er herausgefunden haben, dass die Blutspuren von Catherine und die Spermaspuren von Aaron stammen sollen. Die DNA-Spuren seien mit Nachfahren (von Catherine) und Verwandten (Aarons Schwester) abgeglichen worden. Die Ergebnisse ernteten starke Kritik, da man mit dem DNA-Verfahren keine Verwandtschaften nachweisen könne, sondern nur ausschließen.
Neue Erkenntnisse: Er ist angeblich Jack The Ripper
2016 wendete sich das Blatt noch einmal, da der schwedische Journalist Christer Holmgren die Ergebnisse seiner mehrjährigen Analyse in einer neuen Doku präsentierte. Die Doku wurde vom ZDF unter dem Namen "Jack The Ripper - Mythos auf dem Prüfstand" veröffentlicht. Seinen Ansichten nach, hat sich der Täter bereits beim ersten Mord an Mary Ann "Polly" Nichols, verraten und gut als Zeuge getarnt. Demnach muss Charles Allen Lechmere (1849-1920) der brutale Frauen-Mörder gewesen sein. Nicht nur, dass er in der Gegend der Morde wohnte und Verwandte hatte, er arbeitete als Kurierfahrer für einen Schlachthof und musste jeden Morgen zeitig etwa 40 Minuten durch Whitechapel zur Arbeit laufen. Er hatte angeblich zwölf Kinder und eine enge Bindung zu seiner Mutter, die im Sommer 1988 seine älteste Tochter bei sich wohnen ließ.
In der Tatnacht stellte er sich unter falschem Namen als Charles Cross vor. Holmgren fand heraus, dass Lechmere, alias Cross, ganze neun Minuten mit dem Opfer allein gewesen sein musste, wenn man die Laufzeit seines Arbeitswegs mit Lechmeres Angaben abglich. Beim Auffinden der Leiche sah man noch keine Blutlache, erst einige Minuten später, was daraufhin deutete, dass der Mord super frisch gewesen sein musste. Ein Passant hatte Lechmere über dem Leichnam gebeugt angetroffen. Vielleicht wurde der Mörder überrascht und gab sich als Zeuge aus, der gerade ebenfalls erst angekommen und die liegende Frau gefunden hatte. Gemeinsam liefen die beiden Männer durch die Straßen und suchten nach der Nachtwache, um ihren Fund zu melden. Sie trafen einen Polizisten, dem sie alles erklärten und so galt Lechmere als Zeuge und niemals als Verdächtiger. Wenn man sich die Doku heute anschaut, wird ziemlich deutlich, dass Vieles gegen ihn spricht und eine Ermittlung heutzutage wohl ganz anders für ihn ausgegangen wäre. Was glaubt ihr, wer war Jack The Ripper?
Fazit
Die Legende von Jack The Ripper fasziniert noch heute viele Menschen. Die Polizei hat aus heutiger Sicht duzende Fehler in ihren Ermittlungen gemacht. Das Entfernen von Beweismitteln zählt dazu. Da die Morde im November plötzlich aufgehört haben, kann dies nur bedeuten, dass Jack The Ripper inhaftiert, gestorben oder umgezogen sei. In den meisten Berichten werden die Opfer nicht genauer beleuchtet. In meiner Recherche habe ich erfahren, dass die Frauen allesamt aus dem horizontalen Gewerbe kamen und die meisten zwischen Mitte dreißig und Ende vierzig waren. Aber gab es vielleicht einen Zusammenhang, warum genau diese Frauen getötet wurden? Kannte der Täter die Damen oder waren es Zufallsopfer. Dazu fehlen leider mehr Informationen. Auch in der ZDF-Doku wird kaum auf die Opfer und deren Herkunft eingegangen. Fakt ist, dass diese Morde so brutal waren, dass sie in die Geschichte eingegangen sind und sowas wünscht man keinem.
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