Die US-Regierung hat einen Forschungsplan veröffentlicht, der untersucht, wie die Sonne abgedunkelt werden kann, um die Erderwärmung einzudämmen. Dieser Ansatz, bekannt als "Solar Geo-Engineering", hat jedoch laut Klimaforschern unabsehbare Folgen.
Intensive Forschung zu Solar Geo-Engineering
Obwohl das Weiße Haus betont, dass die grundlegende Klimapolitik der USA unverändert bleibt und derzeit keine umfassenden Pläne zur Veränderung der Sonnenstrahlung bestehen, ist allein die Auseinandersetzung der Regierung mit diesem Thema bemerkenswert. Der Forschungsplan skizziert verschiedene Möglichkeiten, um die Erderwärmung zu verlangsamen, indem die Sonnenstrahlung reduziert wird. Diese Methode, bekannt als "Solar Radiation Modification" (SRM), soll Vorteile und Risiken sorgfältig abwägen.
Aerosole in der Atmosphäre:
Spezialflugzeuge könnten Sulfatpartikel in der Stratosphäre ausbringen, die einen Teil der Sonnenstrahlen von der Erde reflektieren. Dieser Effekt wurde bereits nach großen Vulkanausbrüchen beobachtet, wie beispielsweise dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991.
Aufhellung und Produktion von Wolken:
Durch "Marine Cloud Brightening" sollen Wolken über den Ozeanen aufgehellt werden, indem beispielsweise Meerwasser-Tröpfchen in den Himmel gesprüht werden. Helleren Wolken reflektieren mehr Sonnenstrahlen ins All zurück. Ähnliche Ansätze beinhalten auch die gezielte Produktion von zusätzlichen Wolken.
Erdoberfläche aufhellen:
Der sogenannte Albedo-Effekt kann auch auf der Erdoberfläche genutzt werden, indem hellere Flächen wie helle Hausdächer mehr Sonnenstrahlen ins All zurückreflektieren als dunklere Flächen.
Sonnenschirme im Weltraum:
Riesige Sonnensegel könnten zwischen Sonne und Erde platziert werden, um dauerhaft eine partielle Sonnenfinsternis zu erzeugen. Obwohl dieser Ansatz eher als Science-Fiction betrachtet wird, wird er langfristig kaum umsetzbar sein.
Der Fokus liegt auf atmosphärischen Ansätzen
Der Forschungsplan der US-Regierung konzentriert sich hauptsächlich auf atmosphärische Ansätze, insbesondere auf das Ausbringen von Aerosolen und die Beeinflussung von Wolken. Diese Techniken sind vergleichsweise schnell umsetzbar, haben jedoch größere unmittelbare Auswirkungen.
Kosten und Risiken von Solar Geo-Engineering
Experten warnen jedoch vor den enormen Kosten, dem Aufwand und den Risiken, die mit solchen Geo-Engineering-Maßnahmen einhergehen. Laut einer US-amerikanischen Studie würden die Kosten für solche Maßnahmen etwa 18 Milliarden US-Dollar pro Jahr und pro Grad Abkühlung betragen. Klimaexperte Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel bezeichnet dies als "hellen Wahnsinn". Er betont, dass diese Maßnahmen über hunderte Jahre oder länger fortgesetzt werden müssten, da das CO2 nur sehr langsam aus der Atmosphäre verschwindet. Die Fortführung dieser jährlichen Milliardeninvestitionen in die Atmosphäre hätte nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.
Alarmierende Folgen und Nebenwirkungen
Experten sind ebenfalls besorgt über die unkalkulierbaren Folgen solcher Eingriffe. Das komplexe Klimasystem der Erde mache es schwer vorhersehbar, wie solche Maßnahmen ohne Nebenwirkungen funktionieren könnten. Klimaforscherin Ulrike Niemeier vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg betont, dass der Monsun und große Luftströmungen in der Atmosphäre sich verändern würden. Zudem könne es weltweit zu einer Verringerung der Niederschläge kommen. Sie warnt davor, dass Strahlungsmanagement letztendlich nur eine Behandlung der Symptome sei. Um den Klimawandel zu stoppen, sei die dringendste Maßnahme die schnelle Reduzierung des CO2-Ausstoßes.