Teterow. Wie der Sachsenring ist auch der Teterower Bergring dank einer langen Tradition Kult. Seit 1930 wird hier das Teterower Bergringrennen ausgetragen. Da anfangs mehrere Rennen pro Jahr stattfanden und später jeweils eins pro Jahr immer an Pfingsten, stand in diesem Jahr zum dritten Mal das 100. auf dem Programm. Eigentlich wäre das passend zum 90-jährigen Jubiläum im Jahr 2020 fällig gewesen, doch die Corona-Maßnahmen ließen damals wie auch im vorigen Jahr eine wirtschaftlich vertretbare Durchführung nicht zu.
Die etwas andere Grasbahn
Seit 1930 lockt also die schönste Grasrennbahn der Welt Jahr für Jahr tausende Bahnsport-Fans und Top-Fahrer aus ganz Europa an. Doch was macht den besonderen Reiz des Teterower Bergrings aus? Die Antwort steckt zum Teil schon im Namen "Bergring". Üblicherweise werden Bahnrennen auf einem flachen Oval gefahren.
Nicht so in Teterow, denn mit bis zu 16 % Steigung und 14 % Gefälle ist es eine unübliche Berg- und Talbahn. Zudem besitzt die Strecke Links- UND Rechtskurven, sodass sie die Form einer 8 hat. Im Prinzip ist der Teterower Bergring ein Straßenrundkurs, nur eben mit einer Grasnarbe als Fahrbahnbelag, wenngleich das nur am Anfang der Fall ist. Auch seine Länge von 1.877 m sowie der "Hechtsprung" und die erreichten Spitzengeschwindigkeiten von ca. 160 km/h am Hans-Winkler-Hang machen den Teterower Bergring einzigartig. Ebenso der über all die Jahre feste Termin an Pfingsten ist eine für alle Fans gut kalkulierbare Größe. Da die Fahrer die Bahn-Maschinen auf dem Bergring auch rechts leicht abwinkeln müssen und untypische Luftfahrten für den Erfolg unumgänglich sind, müssen an den Motorrädern ein paar Modifikationen wie das höher Legen des Auspuffs und der Fußraste auf der rechten Seite des Motorrades sowie eine andere Vorderradgabel und ein längerer Federweg hinten vorgenommen werden. Die besten setzen spezielle Rahmenkonstruktionen ein.
Seinen Zuschauerrekord erlebte der Teterower Bergring bei der Wiederaufnahme nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1949, als 70.000 Menschen den Kurs säumten. Wie der Sachsenring, überlebte auch das Teterower Bergringrennen die DDR-Zeit mit dem Startverbot für westliche Fahrer sowie die Wende mit der Angliederung der DDR an die BRD und steht bis heute in der Zuschauergunst sehr weit oben.
Zwei Bahnsport-Leckerbissen in einem Event
Mit diesen treuen Fans im Rücken, wurde nach einzelnen gescheiterten Versuchen an verschiedenen deutschen Orten, die Königsklasse des Bahnsports, die Speedway-Grand-Prix-Serie, in Deutschland zu etablieren, 2016 in Teterow von den dortigen Enthusiasten ein neuer Versuch gestartet. Mit Erfolg, denn im deutschen Bahnsport-Mekka Teterow findet seit dem alljährlich, außer in den ersten (?) beiden Corona-Jahren 2020 und 2021, ein Speedway-GP statt und hat sich hier inzwischen etabliert.
Allerdings war das bisher stets ein Einzeltermin am Ende des Sommers, doch die ursprüngliche Planung zum 90-jährigen Jubiläum sowie zum 100. Bergringrennen sah eine Kombination der beiden Highlights vor. Aus besagtem Grund gab es in den letzten beiden Jahren gar kein großes Rennen in Teterow, doch in diesem Jahr standen alle Ampeln auf Grün. Dazu war in Absprache mit dem Serienpromotern erneut das Pfingstwochenende des Bergringrennens vorgesehen, was nun endlich zum gebührenden Bahnsport-Fest werden konnte. Am Pfingstsamstag füllten gut 10.000 Fans die Bergring Arena und sahen den Doppelsieg der beiden Polen Patryk Dudek und Bartosz Zmarzlik. Am Ende der unterhaltsamen und kurzweiligen 20 Vorlauf-Heats, zwei Semi-Finals sowie des Finales wurde der Schwede Fredrik Lindgren als Dritter geehrt.
Endlich auch das 100.
Wie immer am Pfingstsonntag ging dann das langersehnte 100. Teterower Bergringrennen vor 12.000 Zuschauern über die Bühne. Dabei trug sich beim ersten von drei Hauptwettkämpfen, dem "Lauf der Nationen", der Brite Paul Cooper zum wiederholten Mal in die Siegerlisten ein. Manfred Knappe wurde Zweiter vor Christian Hülshorst.
Das Rennen um das "Grüne Band" (was nichts mit einer aktuell in der deutschen Regierung mitmurksenden Partei zu tun hat) gewann ebenfalls Paul Cooper, diesmal vor Christian Hülshorst und Manfreed Knappe. Das große Finale um den "Bergringpokal", das als Handicap-Lauf in umgekehrter Starreihenfolge der Schnellsten gestartet wurde, musste nach einem Sturz von Paul Cooper im dichten Staubnebel abgebrochen werden und wurde mit den Stand der dritten von fünf geplanten Runden gewertet. Da hatte Christian Hülshorst die Nase vor Charley Powell, ebenfalls aus Großbritannien, und Ronny Stüdemann vorn und war somit der Bergringsieger 2022.
Bei den Speedcross genannten Rennen der "Amazonen" gewann ebenfalls zum wiederholten Mal die ehemalige Enduro-Weltmeisterin Maria Franke aus Zeitz, die nach wie vor für das Zschopauer KTM Team Sturm antritt.
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