Wenn Technik streikt oder Klima zuschlägt: Tipps für den Umgang mit Extremwettern und Versorgungsausfällen

Unser gesamter Alltag ist im Höchstmaß technisiert und dadurch anfällig. Mit ein bisschen Cleverness und Vorbereitung lassen sich allerdings selbst größere Schwierigkeiten durchstehen.

Es gibt wohl nur wenig, was eine These so untermauert wie die Realität: Als diese Artikelthema konzipiert wurde, waren gerade die Hochwässer im Saarland bzw. Südwesten abgeflossen. Als der Text geschrieben wurde, standen in Süddeutschland zigtausende Häuser im Wasser, weil abermals das Wetter zuschlug.

Wohl niemand wünscht sich Unglücke dieser Art. Keiner will beispielsweise eine brennende Küche. Dennoch haben Millionen einen Feuerlöscher daheim. Ebenso möchte sich wohl kaum jemand verletzen oder erkranken. Trotzdem findet sich in vielen Haushalten eine Hausapotheke nebst Verbandskasten.

Tatsache ist, die Denkweise "Besser haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben" ist grundvernünftig. Sie gilt besonders im Angesicht immer komplexer werdender Versorgungsnetze, staatlicher Hacker-Angriffe und Extremwetter.

Besonders die Frühtage der Corna-Pandemie und des Ukraine-Krieges verdeutlichten, wie rasch die Versorgung mit alltäglichen Waren gestört werden kann, weil zu viele nicht vorbereitet sind. | stock.adobe.com © HaywireMedia

1. Vorbereitet sein: Warum das definitiv keine überzogene Vorsicht ist

Das Thema, über das wir hier sprechen, wird reichlich ambivalent gesehen. Denn oft genug war in der Vergangenheit von der Prepper-Szene zu lesen. Menschen, die sich nicht nur auf erwartbare Ereignisse vorbereiten, sondern das Prinzip vielfach übertreiben - und mitunter in eine völlig falsche Richtung von Verschwörungstheorien und politischen Extremen abdriften.

Eines gleich vorweg: Darum soll es hier definitiv nicht gehen. Weder werden völlig unrealistische Szenarien bemüht oder übertriebene Tipps gegeben, noch sollen derartige Gruppen eine Glorifizierung erfahren.

Die Grundlage dieses Textes ist im Höchstmaß vernunftgetrieben. Denn egal ob

  • Strom bzw. Energie,
  • Frisches und Abwasser,
  • Kommunikationskanäle oder
  • die Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs.

Hinter allem davon stehen hochtechnisierte, hochkomplex getaktete Netzwerke. Ein durchschnittlicher Supermarkt etwa wird zwei- bis dreimal wöchentlich beliefert. Bereits eine ausgefallene Lieferung schlägt sich in sichtlich leereren Regalen nieder.

Oder unsere Stromnetze auf sämtlichen Spannungsebenen. Sie müssen stets so geregelt werden, dass Einspeisung und Verbrauch sich die Waage halten. Schon mehrfach haben (staatliche) Hacker versucht, dahinterstehende Schalt- und Regelstellen zu attackieren. Bislang glücklicherweise ohne Erfolg; Stromausfälle beim Endverbraucher sind eine Seltenheit, egal was genau der Anlass ist.

Wir werden im weiteren Textverlauf noch andere Beispiele aufzeigen. Für den Sinn dieses Kapitels genügt jedoch das Verständnis einer Tatsache: Unser Alltag ruht auf einem Geflecht von dünnen Fäden. Staat und Unternehmen tun enorm viel, um diese Fäden maximal robust zu machen und haben große Erfolge vorzuweisen. Dennoch gibt es genügend realistische Gründe, die für ein zumindest zeitweiliges, regional eingegrenztes Reißen sorgen können - besonders, wenn Wetterextreme ins Spiel kommen.

Gerade weil in solchen Fällen staatliche Hilfemaßnahmen nicht überall gleichzeitig greifen können, ist es nur vernünftig, sich zumindest ein wenig selbst helfen zu können. Schon damit die Hilfskräfte ihren Fokus auf Drängenderes richten können.

Während der Ölkrise 1973 wurde Kraftstoff rationiert und es gab Sonntagsfahrverbote. Schon damals brachte das manche Unvorbereitete in die Bredouille, wenn sie nicht genug Lebensnotwendiges zuhause hatten. | stock.adobe.com © ada

2. Passieren kann immer etwas: Szenarien aus Vergangenheit und Gegenwart

Es gäbe theoretisch zwischen Alien-Invasion und Zombie-Apokalypse vieles, auf das man sich vorbereiten könnte. Allerdings existiert ein mehr oder weniger breiter Graben zwischen einigermaßen wahrscheinlichen Szenarien und solchen, die in Romanen und Drehbüchern funktionierten, aber aller Wahrscheinlichkeit nach so nicht eintreten werden.

Allein die zurückliegenden 50 Jahre zeigen innerhalb Deutschlands Grenzen, was tatsächlich vorkommen kann. Just darauf könnte man vorbereiten.

Die erste Ölkrise 1973

Im Zuge des Yom-Kippur-Krieges zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten drosselten mehrere arabische Staaten ihre Ölförderung um zirka fünf Prozent. Das sollte in westlichen Staaten die Unterstützung Israels reduzieren. In der Folge stieg der Ölpreis binnen eines Tages von drei auf mehr als fünf Dollar pro Barrel. Binnen Jahresfrist war er sogar auf zwölf Dollar geklettert.

Das sorgte vielerorts für Hamsterkäufe, lange Schlangen an Tankstellen und in (West-)Deutschland für offiziell angeordnete Fahrverbote.

Die Schneekatastrophe 1978/1979

Zum Jahreswechsel 1978/1979 sowie Mitte Februar 1979 kam es insbesondere in Deutschlands Nordhälfte zu extremen Schneewetterlagen. Grund war ein Zusammentreffen polarer Kaltluft mit feuchtmilder Luft. In der Folge waren Hunderte Orte und Gehöfte meterhoch eingeschneit. Strom- und Telefonmasten brachen, Kraftwerke blieben unversorgt. Rettungsdienste konnten streckenweise nicht einmal per Hubschrauber verkehren.

Obwohl die Armeen und Katastrophenschutzdienste beider deutschen Staaten im Dauereinsatz waren, kamen mehrere hundert Menschen zu Tode und die Schäden gingen in die hundert Millionen.

Der Stromausfall von Köpenick 2019

Durch Bauarbeiten wurden an der Berliner Allende-Brücke gleich zwei Hochspannungskabel irrtümlich durchtrennt. Weite Teile des Berliner Bezirks Köpenick waren dadurch ab dem Nachmittag des 19. Februar für insgesamt 31 Stunden ohne Strom.

Neben medizinischen- und Zahlungssystemen brach deshalb nicht zuletzt die zivile Kommunikation vielerorts zusammen. In weiten Teilen der betroffenen Gebiete ging schlicht nichts mehr.

Die Versorgungsengpässe 2020

Zu Beginn der Corona-Pandemie entstand eine durch Social Media befeuerte Verkettung. In deren Folge wurden vielerorts Supermärkte aus Angst vor möglichen Versorgungsausfällen regelrecht leergekauft - wodurch es paradoxerweise überhaupt erst zu solchen Störungen kam.  

Das Hochwasser im Spätfrühjahr 2024

Aus aktuellem Anlass haben wir diesen Punkt mit in den Text aufgenommen. Denn die Fluten in Süddeutschland zeigen deutlich auf, wie schnell es gehen kann. Denn als unter anderem in Bayern mehrere Deiche brachen, standen mehrere Orte, die zuvor unbetroffen waren, binnen kürzester Zeit tief im Wasser. Erneut brachen hier Transportwege und Kommunikationsnetze zusammen - beispielsweise, weil vorsorglich der Strom abgeschaltet werden musste.

Venünftige Krisenvorbereitung sollte nicht mit überzogenem Prepping gleichgestellt werden. Ersteres fokussiert sich ausschließlich auf Szenarien mit hohem Realismus - und ebensolcher Eintrittswahrscheinlichkeit. | stock.adobe.com © SpeedShutter

3. Vorbereitung muss nicht aufwendig sein - aber passgenau

Staatliche Hilfe kann niemals überall zur gleichen Zeit sein. Wenn etwas passiert, muss man schlichtweg annehmen, mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen gewissen Zeitraum (teilweise) auf sich selbst gestellt zu sein - und sei es bloß, weil es seine Zeit braucht, die Hilfsmaschinerie zwischen Rettungsdienst, Feuerwehren, THW, Bundeswehr und Konsorten in Gang zu bringen.

Das ist der Hauptgrund, warum das diesbezüglich wichtigste staatliche Organ in Form des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) eine umfassende Liste mit Dingen herausgegeben hat, die jeder zuhause haben sollte - insbesondere Lebensnotwendiges für zehn Tage.

Darüber hinaus lässt sich jedoch jede Art von Szenario noch besser managen, wenn man sich etwas spezifischer darauf vorbereitet hat. In diesem Sinne sollte die BBK-Liste als Basis betrachtet werden, die auf die folgende Weise erweitert und/oder umgesetzt wird.

Fluten und Starkregen

Wie die Lage in Süddeutschland eindrücklich zeigt, dann besteht die beste Vorbereitung darin, möglichst schon bei offiziellen Warnungen für die eigene Region die Flucht in höhergelegene Gebiete anzutreten. Bloß ist das für viele Menschen schlichtweg nicht machbar. Dennoch können gerade Hausbesitzer einige Vorbereitungen treffen, um wenigstens das Schlimmste zu verhindern.

  • Sandsäcke. Sie können nötigenfalls mit jedem beliebigen Erdreich befüllt werden. Immer halten sie zumindest den Schlamm zurück, der bei Überflutungen oft die größeren Probleme verursacht als das Wasser selbst.
  • Große Kunststoffplanen. Sie können nicht nur Kellerfenster/-schächte von außen widerstandsfähiger machen. Sie eignen sich ebenso, um Sandsackwälle einzuschlagen und somit Lücken darin abzudichten und den Zusammenhalt des Verbunds zu optimieren.
  • Wichtige Dinge, sofern sie im Keller gelagert werden müssen, möglichst so verpacken, dass sie rasch ergriffen und in höhere Stockwerke gebracht werden können.
  • Holzbohlen, Säge und Befestigungsmaterial. Damit können beispielsweise Kellerfenster zusätzlich gesichert werden, wodurch sie durch Wasser nicht ganz so leicht aufgedrückt werden - das kann einen immensen Unterschied machen.
  • Leistungsstarke Schmutzwasserpumpe mit genügend Schlauch. Selbst, wer ergänzend kein Stromerzeugeraggregat bevorratet, kann dadurch wenigstens die Hilfskräfte etwas entlasten, indem er seine Räumlichkeiten selbst leerpumpt.

Übrigens: Nach Fluten sind immer wieder die immensen Schlamm-Massen ein riesiges Problem. Einmal ausgehärtet lassen sie sich nur noch mit schwerem Gerät entfernen. Selbst Menschen, die keinen Garten besitzen, sollten deshalb zuhause ein, zwei gute Schaufeln bevorraten, um noch feuchten Schlamm möglichst rasch ins Freie zu befördern.

Längere Stromausfälle

Die Zahlen zeigen zwar, wie unwahrscheinlich ein längerer großflächiger Blackout ist - doch schon das Ereignis in Köpenick beweist, wie rasch das regional begrenzte Gegenteil eintreten kann. Ein solcher Stromausfall ist deshalb brisant, weil dadurch weit mehr betroffen ist als der eigene Haushalt. Beispielsweise Mobilfunkmasten oder die Pumpsysteme für Frisch- und Abwasser. Letzteres erläutern wir weiter unten im Text gesondert. Konzentrieren wir uns jetzt auf das Thema Strom an sich.

Balkonkraftwerk. Eigentlich als vielfältig einsetzbare Lösung für den Alltag gedacht, kann ein solches Klein-Solarkraftwerk im Zusammenspiel mit einer großen und stets vollgeladenen Powerstation durchaus Hilfestellung geben. Doch Achtung: Damit das System bei einem Stromausfall weiterhin Sonnenstrom erzeugt, benötigt es eine spezielle Powerstation bzw. einen Solargenerator oder ein Notstromaggregat. Andernfalls gibt es keinen "Taktgeber" für die nötige Netzstromfrequenz von 50 Hertz.

Powerbanks. Sie sind sinnvoll, um wirklich wichtige(!) USB-Elektrogeräte aufzuladen. Hier sollten es ebenfalls Stücke mit integrierten Solarzellen sein - beides hält das Balkonkraftwerk bzw. die Powerstation für wichtigere Applikationen frei.

Kurbelradio. Analoge und digitale Radiosignale sind in solchen Lagen oft die einzige verbliebene Möglichkeit zur Information der Bevölkerung. Durch die Kurbel ist ein solches Gerät unabhängig von anderen Stromquellen. Wichtig allerdings: Aufgrund der bestehenden Zweigleisigkeit des Radio-Systems sollte es ein Gerät sein, das auch DAB+ Digitalradio empfangen kann - nicht nur analoges UKW.

Zuletzt muss die Bedeutung selbst kleinster Lichtquellen betont werden, nicht zuletzt für die eigene Stimmungslage. In einem gut vorbereiteten Haushalt sollte es deshalb stets eine Großpackung mit dicken Kerzen geben - Zündhölzer nicht vergessen. Ergänzen lassen sich diese Lichtquellen durch Knicklichter sowie vor allem eine ebenfalls mit Kurbel ausgerüstete Taschen- oder Stirnlampe.

Übrigens: Die heute üblichen Lithium-Akkus fühlen sich bei einem Ladestand von 80 Prozent am wohlsten. Daneben benötigen sie - wie alle Batterien - sorgfältig kontrollierte Lagerungsbedingungen für ein langes Leben.

Ausgefallene Zahlungssysteme

Die Kassensysteme in sämtlichen Geschäften benötigen ebenso Strom wie Geldautomaten und Kartenterminals. Vielfach läuft zudem ohne Datenverbindung gar nichts. Neben Situationen, die Geschäfte betreffen, sind ebenfalls solche denkbar, die Zahlungsdienstleister handlungsunfähig machen - etwa ein Hackerangriff oder Brände in einem Datenzentrum.

In solchen Lagen verbleibt nur ein legitimes, überall akzeptiertes Zahlungsmittel. Nein, nicht Gold und Silber, wie es sehr viele Prepper sehen. In realistischen Situationen sind es ganz normale Euroscheine und -münzen.

Doch wie viel sollte man davon bevorraten? Passend zur erwähnten BBK-Bevorratungsliste wäre es ratsam, zumindest die durchschnittlichen Ausgaben für zehn Tage als Basis heranzuziehen. Vielleicht noch ergänzt um die Kosten für eine oder zwei Tankfüllungen.

Übrigens: Es wäre sehr ratsam, dieses Geld zuhause in einem geschlossenen Umschlag zu deponieren. Schlicht, damit es nicht aus Versehen oder Bequemlichkeit im normalen Alltag ausgegeben wird.

Militärrationen sind pro Mahlzeit zwar eine sehr teure Lebensmittelbevorratung. Durch ihre Konzeption als "All-in-One-Paket" sind sie jedoch eine simple, Rundum-sorglos-Lösung, ohne sich mit Nährwerten, Lagerfährigkeit oder Inhaltsstoffen befassen zu müssen. | stock.adobe.com © breakermaximus

Lieferstörungen bei Lebensmitteln

Zu Beginn der Pandemie konnten viele Menschen sehen, wie rasch ein gutgefüllter Supermarkt oder Discounter nur noch aus erschreckend leeren Regalen bestand - insbesondere bei Toilettenpapier sowie sämtlichen lang haltbaren Lebensmitteln zwischen Trockennudeln und Dosensuppe.

Von allen realistischen Szenarien in diesem Text ist dieses dasjenige mit der geringsten Wahrscheinlichkeit. Damit in einem größeren Umkreis gar keine Lebensmittel zu kaufen wären, benötigt es schon Großkatastrophen, die das meiste bisher Dagewesene in den Schatten stellen.

Blickt man jedoch explizit auf Extremwetterereignisse, dann sieht die Sachlage anders aus. Also Fälle, in denen die Geschäfte wahrscheinlich genügend haben, aber die Kunden es schlichtweg nicht bis dorthin schaffen. Ganz primär sind das

  1. Schneeereignisse wie das skizzierte zum Jahreswechsel 1978/1979 und
  2. Hochwässer, die Häuser, Ortschaften und ganze Landstriche von der Außenwelt abschneiden.

Natürlich würden die Organisationen und Behörden in solchen Fällen mit höchster Priorität Lebensmittel in die Region schaffen. Notfalls als per Hubschrauber über jedem Haus abgeworfenem Versorgungspaket. Mindestens bis dahin gilt es jedoch durchzuhalten.

Einmal mehr dient die BBK-Liste als gute Basis. Wer sie bezüglich Speisen und Zubehör am wohl einfachsten (wenngleich definitiv nicht günstigsten) umsetzen möchte, der findet die beste Antwort in Militärrationen.

Je nach Packung enthalten sie alles, was es für eine Mahlzeit braucht oder (häufiger) genug für 24 Stunden. Das alles kompakt verpackt und meistens bei kühler, dunkler Unterbringung viele Jahre ohne Qualitätsverlust lagerfähig.

Zehn sogenannte EPa (Einpersonenpackungen) der Bundeswehr beispielsweise genügen, um eine Person für die besagten zehn Tage vollständig zu versorgen. Da es sich dabei um Nahrung für Soldaten (= im Einsatz körperlich sehr aktive Personen) handelt, sind sämtliche dieser Rationen nach wissenschaftlichen Informationen zusammengestellt. Sie sind daher ausnehmend kalorien- und nährstoffreich und ausgewogen. Schon die Tatsache, dass auch Hilfsorganisationen bei Katastropheneinsätzen auf solche Verpflegungspackungen zurückgreifen, sagt alles aus.

Als einzige Ergänzung braucht es dann noch Trinkwasser - nicht zuletzt, um die Elektrolyt-Getränkepulver nutzen zu können. Dafür sind jedoch keine Spezialsysteme nötig. Es genügen handelsübliche Glasflaschen. Glas deshalb, weil es, im Gegensatz zu Kunststoff, selbst nach Jahrzehnten keine Stoffe ans Wasser abgibt. Bedeutet, im dunklen und idealerweise kühlen Keller untergebracht, können solche Kisten ohne jedes Risiko zehn Jahre und länger gelagert werden.

Störungen der (Ab-)Wassersysteme

Unsere "zivilisatorischen Wässer" fließen nur deshalb, weil an verschiedenen Stellen elektrische Pumpen arbeiten. Das gilt selbst für viele Abwässer. Spätestens bei der nächsten Kläranlage geht es nur durch Pumpen weiter. Das bedeutet folgendes:

  1. Auf der Frischwasserseite wird selbst bei einem Stromausfall noch Wasser fließen, solange genügend Druck auf der Leitung ist bzw. Notstromsysteme arbeiten. Dann aber versiegt der Fluss.
  2. Die Abwasserseite, namentlich die Leitungen, kann so lange befüllt werden, bis aus Mangel an Pumpleistung und nachfließendem Wasser von Spülungen Verstopfungen auftreten.

Übrigens können ähnliche Schwierigkeiten durch starke Fröste, Überflutungen und ähnliche Naturkatastrophen entstehen. Zuhause jederzeit genügend versiegeltes Trinkwasser für zehn Tage zu haben, ist die wichtigste Maßnahme. Doch es geht noch etwas besser:

  • Leere (Falt-)Campingkanister. Sobald sich eine Abschaltung des Trinkwassers andeutet, sollten sie an allen Hähnen im Gebäude möglichst rasch befüllt werden. Danach sollte das Wasser am besten so lange in die verschlossene Badewanne laufen, wie noch welches aus der Leitung kommt. Dieses Wasser ist als Brauchwasser gedacht. Das in den Kanistern (wenigstens in den ersten Tagen) zum Trinken.
  • Luftdicht erschließbarer Eimer mit dickwandigen Kunststoffbeuteln. Er kann im Alltag problemlos für Biomüll genutzt werden. Im Ausnahmefall wird er zur Toilette, insbesondere für "große Geschäfte".

Übrigens: Um die Geruchsbelastung bei Nutzung des Eimers zu reduzieren, kann zusätzlich ein großer Sack Katzenstreu bevorratet werden. Davon wird nach jeder Nutzung eine Handvoll in den Eimer geworfen und bindet dadurch die Gerüche.

4. Anstelle eines Fazits

Krisenvorbereitung. Unter diesem Begriff verstehen heute leider viele, sich auf Situationen vorzubereiten, die unsere Zivilisation, wie wir sie kennen, an den Rande des Zusammenbruchs führen würde. Tatsächlich gibt es Menschen, die einen solchen Lebensstil führen, indem sie zigtausende von Euros ausgeben, um selbst in einer Welt noch Überlebenschancen zu haben, die einer Mischung aus vorindustriellen Zeiten und anarchischer Rechtslosigkeit ähnelt.

Speziell durch die sozialen Medien und einige aufsehenerregende Straffälle wurde das gesamte Thema leider in den vergangenen Jahren etwas in Verruf gebracht - zu Unrecht. Denn, obwohl viele solcher Prepper-Szenarien auf absehbare Zeit nur Phantasien bleiben werden, so zeigt uns die aktuelle Gegenwart, dass wir definitiv nicht in einer Welt leben, in der mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit alles jederzeit so funktionieren wird, wie wir es gewohnt sind. Ganz besonders die Bedrohungen durch staatliche Hacker, eingesetzt im Rahmen einer sogenannten hybriden Kriegführung, dazu die Gefahren durch Extremwetter, sind sehr real.

In der Tat muss sich niemand beispielsweise auf einen wochenlangen Stromausfall vorbereiten, der den gesamten europäischen Kontinent erfasst und ins Chaos stürzt. Dazu sind die Chancen schlichtweg zu gering. Wohl aber wäre es in der Tat sinnvoll, sich auf einen regionalen Stromausfall vorzubereiten, weil beispielsweise ein Klimawandel-bedingter Sturm schwere Schäden an Freileitungen und Umspannungswerken verursacht hat.

Zuhause mindestens zehn Tage autark bestehen zu können, ohne abgesehen von schweren Notfällen Hilfe zu benötigen, hat weder etwas mit Prepper-Phantasien noch Schwarzmalerei zu tun. Es ist schlichtweg ein Akt der Vernunft in einer Welt, in der die feinen Netze, die alles zusammenhalten, durchaus für gewisse Zeit die eine oder andere Masche verlieren könnten. Nicht zuletzt erleichtert eine solche Bevorratung es allen Hilfsorganisationen. Denn je mehr Menschen sich grundlegend selbst helfen können, desto einfacher haben es die Frauen und Männer von THW, Feuerwehren und ähnliche Stellen.



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