Es war der Moment der deutschen Leichtathletik zu Olympia in Paris. Das Frauen-Staffelteam, in dem die Herolderin Rebekka Haase (31) Teil ist, schaffte es bei strömenden Regen die Bronzemedaille im 4x100m Lauf zu erkämpfen. Knapp landeten die vier Deutschen, neben Rebekka sind auch Alexandra Burghardt (30), Lisa Mayer (28) und Gina Lückenkemper (27) im Team, vor den Franzosen und konnten es selbst kaum glauben. Auf Platz 1 landeten die USA und auf Rang 2 die Briten. BLICK.de traf Olympiastar Rebekka Haase, die unter Bundestrainer Jörg Möckel in Chemnitz trainiert, nach ihrer Ankunft aus Paris, zum Interview.
"Es war Wahnsinn"
BLICK.de: Herzlichen Glückwunsch zur Medaille. Wie aufgeregt warst du vor dem Lauf?
Rebekka: "Vielen Dank. Ich glaube, das lässt sich gar nicht in Worte fassen. Es war wirklich Wahnsinn, weil wir uns als Staffel vorher schon sicher waren, dass wir hier um Medaillen kämpfen werden und dass wir es draufhaben. Wir waren sicher, dass wir eine Medaille verdienen. Mit keinem anderen Plan sind wir ins Stadion gegangen. Als vierte Läuferin ist es ja so, dass alle Augen auf mir lagen. Ich trage die Verantwortung, dass der Stab ins Ziel kommt. Man schaut sich die anderen an und es ist nervenzerreißend, weil man alles mitbekommt. Man schaut sich den Lauf bis dahin an, bis man dann selbst dran ist."
BLICK.de: Wie sehr hat euch der Regen beeinflusst?
Rebekka: "Wir haben am Anfang gar nicht mitbekommen, dass es regnet. Als ich es dann sah, wusste ich: Jetzt wird es ein magischer Abend. Wir haben uns ganz besonders darüber gefreut, weil das eine ganz tolle Kulisse war. Natürlich war es eine Herausforderung, da der Stab auch etwas nass ist. Das hat man auch beim ersten Wechsel gesehen, da ist er einmal durchgeflutscht. Aber nichtsdestotrotz war die Atmosphäre dadurch irgendwie magisch."
BLICK.de: Wie war der Moment, als du realisiert hast, dass ihr eine Medaille geholt habt?
Rebekka: "Ich habe es im ersten Moment gar nicht richtig glauben können. Ich habe wirklich gewartet, bis die Anzeigetafel tatsächlich Deutschland auf Position drei anzeigt. Ich habe es eigentlich gesehen. Ich war mir sicher, aber ich konnte es nicht glauben. Das war Wahnsinn."
"Wir haben mit Sekt und Pizza vorm glitzernden Eiffelturm angestoßen"
BLICK.de: Wie habt ihr das Treppchen dann gefeiert?
Rebekka: "Einer der schönsten Momente war es, die Ehrenrunde zu drehen. Ganz viele Menschen, die uns kannten und begleitet haben, waren auf der Tribüne und kamen zu uns gerannt. Das ganze Stadion hat sich mit uns gefreut und dass obwohl die Franzosen vierter geworden sind. Wir hatten dann ein paar Minuten, in denen wir zu viert beieinandersaßen und das Ganze sacken lassen konnten. Danach war Hektik wegen der Siegerehrung und einem TV-Auftritt angesagt. Der Moment, als wir in Ruhe feiern konnten, war dann erst im ZDF-Studio. Uns wurde Pizza bestellt, weil wir alle hungrig waren und dann haben wir vorm glitzernden Eiffelturm mit Sekt und Pizza angestoßen."
BLICK.de: Wie ist das, wenn man vier Jahre trainiert und der Lauf nur 41 Sekunden dauert?
Rebekka: "Das ist glaube ich bei vielen Sportarten der Fall. Du hast eine Chance, einen Augenblick das zu zeigen, worauf du Jahre hintrainierst. Wie viele Wiederholungen man machen muss, um das alles zu perfektionieren und dann im Idealfall, wenn es drauf ankommt, abrufen zu können, das ist schon Wahnsinn. Aber es zeigt die Hingabe zum Sport. "
"Das Olympische Dorf in Paris war das schönste, was ich erleben durfte"
BLICK.de: Wie war das Olympiadorf für dich? Erzähl uns gern ein paar Eindrücke von hinter den Kulissen.
Rebekka: "Das olympische Dorf ist ein Erlebnis wert. Es ist eine Kleinstadt, die auch ein Hochsicherheitstrakt ist. Man ist dort abgeriegelt von der Außenwelt. Es wohnen fast alle Athleten in dem Dorf. Ich glaube um die 14.000 Menschen. Jede Nation hat dann ihr eigenes Haus, was dann auch geschmückt ist. Unser Team Deutschland hat das Haus von außen mit Fahnen und Banner sehr kenntlich gemacht. Das ist total cool. Andere Nationen machen das aber auch. Bei den Kanadiern stand zum Beispiel ein großer Elch davor. Das Dorf hat auch alles, was man sich vorstellen kann. Vom Friseur bis zum Nagelstudio, eine Post und einen Supermarkt. Es gibt eine große Mensa, in der 3.500 Leute auf einmal reinpassen, wo man auch aus der Vielfalt der internationalen Küche aussuchen kann, was man essen möchte. Man hat auch durch die Sponsoren überall freie Kaffeestände und Coffeeshops. Als Sportler war man rundum versorgt und dadurch, dass es direkt an der Seine gelegen war, war es wirklich sehr idyllisch, wo man auch Platz zum Runterkommen hatte. Da muss man sagen, das Olympische Dorf in Paris war, von denen, die ich erleben durfte, mit Abstand das schönste und das am angenehmsten gestaltetste. Die Wege waren wirklich kurz. Von uns zum Leichtathletikstadion haben wir keine 15 Minuten mit dem Shuttle gebraucht. In Rio waren es teilweise zwei Stunden. Man hat auch gemerkt, wie begeistert die Stadt war. Es war so schön zu sehen, nachdem Tokio komplett unter Ausschluss der Zuschauer stattfinden musste, wie begeistert die Leute Olympia angenommen haben. Es war in der Leichtathletik fast alles komplett ausverkauft. Die Menschen haben einfach Sport gefeiert, das war schön zu sehen. Im deutschen Haus, was ja eher ein Stadion war, gab es viel für die Athleten: Ein Fitnessstudio mit Eisbecken, Wärmebecken und normalen Regenerationsmöglichkeiten. Da wurde sich sehr viel Mühe gegeben."
"Solange ich kann, werde ich rennen"
BLICK.de: Wie geht es jetzt für dich weiter?
Rebekka: "Ich werde erstmal die Saison die nächsten Tage zu Ende bringen. Wir haben beschlossen, dass es nicht mein letztes Jahr in der Leichtathletik war. Ich möchte auf jeden Fall weitermachen. Wie lange werden wir von Jahr zu Jahr entscheiden. So lange, wie es mir Spaß macht und mein Körper mitmacht, solange werde ich rennen. Wir haben schon etwas über die Weltmeisterschaften 2027 in Peking gescherzt. In Peking waren auch meine allerersten Weltmeisterschaft 2015 zusammen mit Gina Lückenkemper. Also zwölf Jahre Jubiläum bei Weltmeisterschaften im selben Stadion feiern, das wäre schon verrückt. Und dann hat sie scherzhaft gesagt - "Das eine Jahr bis 2028 kriegen wir dann auch nochmal hin." Aber wir gucken erstmal von Jahr zu Jahr, weil der Körper und der Kopf müssen das auch mitmachen. Es ist doch eine krasse Belastung."
BLICK.de: Wir drücken für alles, was kommen wird die Daumen. Vielen Dank.
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