Woltersdorf. Wie 2015 und vor zwei Jahren, endete auch die Enduro-Europameisterschaft 2024 wieder beim MC Woltersdorf e. V. im ADMV. Diese Gelegenheit, eine internationale Prädikatsveranstaltung zu bestreiten, ließen sich auch ein paar Sachsen nicht entgehen.
And the Novemberpokal-Winner is - Jeremy Sydow
Zum Beispiel der Chemnitzer Jeremy Sydow, dem als diesjährigen WM-Fünften der hubraumschwächsten Klasse E1 sowie noch ziemlich frischgebackenen zweifachen Deutsche Meister (Championat und Klasse E1) schnell die Favoritenrolle zugeschoben wurde. Und dieser wurde der 24-Jährige vollauf gerecht. An beiden Fahrtagen der Traditionsveranstaltung "46. Novemberpokal des MC Woltersdorf" war eine ca. 60 Kilometer lange und mit drei Sonderprüfungen gespickte Runde am östlichen Stadtrand von Berlin drei Mal zu absolvieren. Am ersten Tag, vergangenen Samstag, hatte er nach rund siebenstündiger Geländefahrt mit seiner kumulierten Sonderprüfungszeit von 52:47,96 Minuten gut 18 bzw. 30 Sekunden weniger gebraucht als die beiden um den klassenübergreifenden EM-Titel sowie zwei verschiedene Klassen-Titel kämpfenden Daniel Mundell aus Großbritannien sowie Davide Soreca aus Italien. Dabei war er mit seinem Fahren nicht hundertprozentig zufrieden, doch der Erfolg war schon mal gegeben.
Neun Prüfungsbestzeiten
Tags darauf setzte Jeremy Sydow noch einen drauf, markierte acht der neun Prüfungsbestzeiten und gewann erneut. Exakt betrug sein Vorsprung diesmal 58,54 Sekunden auf Daniel Mundell sowie 1:09,78 Minuten auf Davide Soreca. Damit war das Tagespodium analog zum Samstag besetzt, wobei Jeremy Sydow als Gesamtsieger beider Tage den November-(Wander-)pokal in Empfang nehmen konnte. Der Schmerz bei den EM-Dauerstartern Daniel Mundell und Davide Soreca über die Regentschaft von Jeremy Sydow hielt sich allerdings in Grenzen, denn der Brite durfte sich über den Titelgewinn in der Overall-EM-Wertung querbeet über alle Hubraum- und Altersklassen sowie die Meisterschaft in der Klasse E2 freuen. Davide Soreca hatte schon am Samstag den Titelgewinn in der E1-Kategorie dingfest gemacht.
Freude und Leid für die weiteren sächsischen Protagonisten
Zweitbester Deutscher wurde an beiden Tagen der Enduro-Dauerbrenner Edward "Eddi" Hübner aus Penig. Am ersten Tag belegte der 36-Jährige unter 96 Gestarteten den 22. Gesamtrang und verpasste in seiner Klasse E2 als Vierter das Podest nur knapp. Am Sonntag wurde er dann "overall" 19. sowie Fünfter der "Mittelklasse".
Hannes Lehmann hat wieder viel gelernt
Ebenfalls aus Penig reiste Hannes Lehmann zum EM-Finale. Er belegte am ersten Fahrtag in der Junioren-Klasse J2 den zehnten Platz sowie den 40. Gesamtrang. Tags darauf steigerte er sich auf die Plätze sieben (J2) und 32 (Scratch-Wertung).
Titelverteidigerin hat sich Bruch zugezogen
Die Titelverteidigerin der Klasse Women, Tanja Schlosser aus Weißenborn, hatte zwar beim vorangegangen Lauf nach einem Sturz keine Punkte einfahren können und dabei zu allem Übel einen Bruch des Oberarmkopfes davongetragen, doch beim Finale als Zweitplatzierte noch theoretische Chancen auf die Titelverteidigung. Daraus wurde allerdings nichts, denn bei einem weiteren Sturz bei Rennmitte des ersten Tages schied sie diesmal mit einem Mittelhandbruch vorzeitig aus.
16-Jährige mit Erfolg
Das Ziel nach zwei anstrengenden Tagen erreichte dafür die erst 16-jährige Lea Meier aus Meltewitz. Sie kommt aus der sächsischen Erfindung für den Enduro-Nachwuchs, dem Enduro Jugend Cup, bestand erst in der Vorwoche die Führerscheinprüfung als Voraussetzung, um beim EM-Finale überhaupt ins kalte Wasser springen zu können. Als einmal Achte und einmal Neunte der Damen verkaufte sie sich ordentlich.
Zschopau-ähnliche Geländefahrt im Flachland
Ansonsten muss man dem rührigen MC Woltersdorf in Sachen Organisation wieder ein erstklassiges Zeugnis ausstellen. Lobenswert ist auch, wie die Brandenburger es immer wieder schaffen, auf das im Wesentlichen flache Gelände mit Hilfe weniger kleiner Berge eine knackige Geländefahrt zu zaubern.