Chemnitz. 16 Jahre lang war Chemnitz vom Fernverkehr auf der Schiene abgekoppelt. Seitdem fordern Bürger sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft den Wiederanschluss an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn - nicht zuletzt mit Blick auf das Kulturhauptstadtjahr 2025. Der vehemente Kampf um die Anbindung fand schließlich Gehör: Am 12. Juni wird Chemnitz an die bereits bestehende Intercity-Linie 17 von Warnemünde über Berlin und Dresden angeschlossen. Für diese Variante hatte sich auch der Chemnitzer SPD-Bundestagsabgeordnete Detlef Müller von Anfang an stark gemacht.
Täglich zweimal Richtung Ostsee
Je zwei Züge der vierteiligen Doppelstock-Intercitys rollen dann täglich in beide Richtungen, in Chemnitz wird 6.26 Uhr und 8.26 Uhr gestartet. Nach zweieinhalb Stunden erreichen die Züge den neuen Berliner Airport. Von da an dauert es noch rund drei Stunden bis Warnemünde - mit Zwischenhalt in Rostock. In der Gegenrichtung verkehren die Intercity-Bahnen ab Warnemünde täglich 13.52 Uhr und 15.52 Uhr, gegen 19.30 Uhr bzw. 21.20 Uhr fahren sie in den Chemnitzer Hauptbahnhof ein. Der Vorteil für Pendler: Zwischen Chemnitz und Dresden Hauptbahnhof werden in den Fernverkehrszügen auch Nahverkehrstickets anerkannt.
"Grund zum Feiern, aber nicht zum Ausruhen"
"Heute ist ein bedeutender Tag für unsere Stadt", freute sich Chemnitz' Oberbürgermeister Sven Schulze beim Pressetermin samt Intercity-Zug im Chemnitzer Hauptbahnhof. "Nach 16 Jahren erscheint Chemnitz endlich wieder auf der Landkarte der Fernverkehrsanbindung. Ein Grund zum Feiern, aber nicht zum Ausruhen." Denn trotz der Bedeutung könne dies nur ein erster Schritt sein: "Wer die Bahn als attraktives und ökologisches Verkehrsmittel etablieren möchte, braucht weitere Verbindungen über Leipzig in den Westen und auch in den Süden Deutschlands."
Reisende für klimafreundliche Bahn begeistern
Die umsteigefreie und fernverkehrstaugliche Verbindung wurde durch den Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) ausgeschrieben. "Damit betraten wir Neuland", sagte VMS-Geschäftsführer Mathias Korda. Der Zuschlag wurde der DB Fernverkehrs AG für ihr Konzept einer Verlängerung der Intercity-Linie Warnemünde-Dresden erteilt. "Wir freuen uns über den Zuschlag im Vergabeverfahren zur überregionalen Verkehrsanbindung für Chemnitz. Mit attraktiven Angeboten wie diesem wollen wir noch mehr Reisende für die klimafreundliche Bahn begeistern", erklärte Stefanie Berk, Marketing-Vorstand von DB Fernverkehr.
Kosten: Jährlich rund 2,5 Millionen Euro
Die sogenannten KISS-Züge des Intercity 2 sind vierteilig und verfügen über Klimatisierung, Fußbodenheizung, Steckdosen am Sitzplatz, kostenfreies WLAN, ein Cateringangebot und Reservierungsmöglichkeiten. Reisende finden Platz auf 267 Sitzplätzen in der 2. Klasse und 28 Sitzen in der 1. Klasse. Darüber hinaus gibt es zwei Rollstuhlplätze sowie einen Familien- und Kleinkindbereich mit 24 Plätzen, zwei Kinderwagenstellplätzen und Wickeltisch. Die Finanzierung der Verbindung kostet jährlich rund 2,5 Millionen Euro und wird durch das Sächsische Wirtschaftsministerium finanziert. Der Vertrag läuft über 6,5 Jahre mit Option auf jährliche Verlängerung, maximal bis Juni 2032.
Die Verbindungen können in einigen Wochen im Reisezentrum, im DB Navigator und auf www.bahn.de gebucht werden.
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