Chemnitz. Der Chemnitzer Filmemacher Michael Teuchert hat beim Sächsischen Landespreis für Heimatforschung den zweiten Platz abgeräumt. Er konnte sich mit seinem Dokumentarfilm "Johann Traugott Lohse - Der Architekt" unter 54 Mitbewerbern durchsetzen. Mit dem Werk über den Baumeister hat er einen beeindruckenden Beitrag zur Förderung regionaler Baugeschichte geleistet.
Ein Filmemacher steht vorzugsweise lieber in zweiter Reihe, hinter der Kamera oder am Schnittplatz. Doch nun stand Michael Teuchert einmal selbst im Rampenlicht. Im Stadtmuseum Dresden wurde ihm der mit 2.000 Euro dotierte zweite Platz beim Sächsischen Landespreis für Heimatforschung verliehen. Seit 2008 wird dieser Preis vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus an ehrenamtlich tätige Heimatforscher vergeben. Schirmherr ist der Sächsische Staatsminister für Kultus, Christian Piwarz. "Das ist eine starke Anerkennung für unseren Film über den Baumeister Johann Traugott Lohse, der im Erzgebirge und Chemnitzer Umland wichtige Spuren hinterlassen hat", freute sich Michael Teuchert.
Johann Traugott Lohse - Der Kirchenbaumeister
Der Dokumentarfilm befasst sich mit Johann Traugott Lohse, der vielen Menschen unbekannte Architekt. Einen akademischen Abschluss errang er den Aufzeichnungen nach nie, seine Bauwerke aber zeugen von exklusivem Geschick. Er gilt als bedeutender Kirchenbaumeister und als erster Repräsentant der sächsischen Industriearchitektur. Geboren wurde er 1760 im heutigen Stadtteil Altenhain, verstorben ist er 1836 in Schlettau. "Als sein Erstlingswerk gilt die Dorfkirche in Kleinolbersdorf, die er 1789/1790 gemeinsam mit Johann Christian Böhme aus Jahnsdorf bauen ließ", betont Michael Teuchert, der selbst seit vielen Jahren im heutigen Chemnitzer Stadtteil Kleinolbersdorf-Altenhain ansässig ist. Weitere Gotteshäuser gehen auf die Planungen Johann Traugott Lohes zurück, so die Kirchen in Reichenbrand, Grünhain, Roßwein, Gornsdorf, Meinersdorf und der Turmhelm der St. Annenkirche in Annaberg.
Ein Pionier des Fabrikbaus
Johann Traugott Lohses Name ist eng mit der Entstehung etlicher Spinnmühlen im Erzgebirge verbunden. Herausragendes Beispiel ist die erste sächsische Baumwollmaschinenspinnerei der Gebrüder Bernhard in Harthau bei Chemnitz. Er leistete mit weiteren Spinnmühlen in Erfenschlag, Plaue, Lugau, Mühlau sowie Schlettau einen gehörigen Beitrag zur Industrialisierung in unserer Region. Als architektonischer Höhepunkt gilt die 1812 für Evan Evans in Siebenhöfen bei Geyer errichtete Spinnmühle. "Im Film wird nicht nur das Schaffen Lohses beleuchtet, sondern auch seine Bedeutung für Chemnitz und die Region deutlich", unterstreicht der Filmemacher. Michael Teuchert schuf mit dem Film ein bleibendes Dokument. Dennoch legt er die Stirn in Falten, wenn er an die verfallene Spinnmühle in Schlettau und den drohenden Abriss denkt. "Es gibt hervorragende Beispiele in der Region, wie man solche Meisterwerke der Baukunst erhalten kann, siehe die Spinnerei in Harthau, die jetzt als Seniorenresidenz dient oder die hervorragend sanierte Spinnmühle in Altenhain", hofft er noch immer auf eine Rettung des Schlettauer Bauwerkes.
Ein Mammutprojekt mit 75 Mitstreitern
Im Jahr 2016 starteten, so Michael Teuchert, die Recherchen zum Film. Unterstützung erhielt er dabei von Hobbyhistorikern und dem Kurator des Schlossbergmuseums sowie Kunsthistoriker Stefan Thiele. Die Dreharbeiten, teils inmitten der Coronapandemie, waren erschwert. Eine Szene, die die Kirchweihe in Kleinolbersdorf mit vielen Komparsen nachgestellt werden sollte, musste gestrichen werden. Und dennoch reihten sich insgesamt 75 Mitwirkende in das Mammutprojekt ein. Mit Uwe Lippmann wurde ein Johann Traugott Lohse-Double gefunden, der im Dokumentarfilm sogar, wie damals üblich, auf dem Pferd zur Baustelle trabte. Auch die professionelle Verstärkung aus dem Chemnitzer Kabarett mit Martin Berke sowie dem Vater-Sohn-Gespann Gerd und Paul Ulbricht sorgt im Film für täuschend echte Szenen aus der damaligen Zeit. Beste Unterstützung erhält Michael Teuchert bei all seinen Projekten auch stets von seiner Lebensgefährtin, der Ärztin und Künstlerin Benita Martin. Als geschichtsinteressierte Mitstreiterin steht sie nicht nur als Kamerafrau, Stylistin, Fahrerin und für akribische Recherchen zur Seite. "Wir haben nichts dem Zufall überlassen und alle Fakten checken von Experten lassen", hebt er den Zeigefinger. Der Film ist nur eines von vielen Projekten. Aktuell produziert Michael Teuchert die Reihe ERZgang in der Böttcherfabrik Pobershau zur Förderung der Musik und Literatur im Erzgebirge. Ideen für neue Filme hat er auch bereits im Hinterkopf. "Es gibt so viele Persönlichkeiten, die es zu beleuchten gilt. Wir brauchen Zeitdokumente, damit nichts in Vergessenheit gerät", hat sich der Filmemacher auf die Fahnen geschrieben.
Info: Erhältlich ist der 75-minütige Film "Johann Traugott Lohse - Der Architekt" in Kleinolbersdorf Rathaus (Dienstag von 16 - 18 Uhr) sowie im Geschäft von Astrid Köhler in der Ferdinandstraße 37.
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