24 Stunden im Tandem-Sattel: Chemnitzer Duo trotzt Wurzeln, Wetter und Nacht beim Heavy24

Heavy24 Zwei Herzen, ein Takt: Paar im Tandem-Fieber beim 24-Stunden-Mountainbikerennen "Heavy24" in Chemnitz

Chemnitz. 

Das Heavy24 Radrennen am Stausee Rabenstein in Chemnitz - über 24 Stunden hinweg - ist für viele Mountainbiker ein absolutes Highlight im Jahr. Noémi und Stephan aus Chemnitz setzen noch eins drauf, indem sie die anspruchsvolle Strecke auf einem Tandem bewältigen. Dies mit einem Tandem zu fahren bedeutet doppelte Herausforderung und doppeltes Vertrauen. Blick.de Reporterin Simone Esper hat sich mit Noémi über ihre jahrelangen Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht:

Der Beginn beim Heavy24

Blick.de: Wann seid ihr zum ersten Mal beim Heavy24 mitgefahren und wie oft in Summe?

Noémi: Wir sind 2010 als 2er Mixed Team unter dem Namen "Dream Team Gerlosberg" gestartet. Unsere Anmeldung war ein Geburtstagsgeschenk und verbunden mit einer Wette: Ein Freund wollte allein mehr Runden fahren als wir beide zusammen. Die Wette hat er nicht gewonnen! Das haben wir dann noch viermal gemacht und sind jedes Mal auf dem 4. Platz gelandet. Mein Mann ist viermal häufiger mitgefahren als ich, aber dann war ich entweder als Betreuerin dabei oder habe zweimal durch Babypause ausgesetzt. Er ist seit 2009 dabei und hat nur ein Rennen verpasst.

Leidenschaft fürs Radfahren

Blick.de: Seit wann fährst du im Allgemeinen Rad und dein Mann? Warum ist es der Radsport geworden?

Noémi: Stephan und ich fahren seit 2007, seit wir uns kennengelernt haben, gemeinsam Mountainbike. Zuvor sind wir beide schon einige Jahre Rad gefahren, aber seit wir zusammen sind, legen wir deutlich mehr Kilometer zurück. Für uns ist es der perfekte Ausgleich zum Bürojob, weil wir beide täglich mindestens acht Stunden vor dem Rechner sitzen.

Training und Vorbereitung

Blick.de: Wie oft radelt ihr und wie bereitet ihr euch auf das Heavy24 vor?

Noémi: Seit 2017 sind wir Eltern vom kleinen Oliver, daher sind die Fahrradkilometer etwas weniger geworden. Vorher waren wir jedes Wochenende rund um Chemnitz und im Erzgebirge auf dem Sattel unterwegs. Die schönen Touren hier sind sehr abwechslungsreich und in der Natur kann man seinen Speicher gut aufladen, um den Job gut zu machen. Im Sommer trainieren wir draußen und im Winter auf der Rolle oder mit Laufeinheiten auf dem Chemnitztal-Radweg.

Das Tandem-Erlebnis

Blick.de: Warum habt ihr euch für das Tandem entschieden?

Noémi: Das Tandem haben wir seit 2014, und sind auch gleich das erste Mal beim Heavy24 mit dem Rohloff/Juchem-Tandem gestartet und haben mit 44 Teamrunden den ersten Platz belegt. Das Tandem schafft es, uns immer gemeinsam gut zu fühlen und die Verbindung zu halten. Es ist etwas sehr Besonderes, weil man stets gemeinsam auf dem Weg ist, kommunizieren muss und viel Vertrauen in den Partner braucht. Den gleichen Rhythmus haben wir von Anfang an gespürt und über die Jahre nie verloren.

Faszination Heavy24

Blick.de: Was gefällt euch am Heavy24? 

Noémi: Die familiäre Atmosphäre, die top Organisation, die von Jahr zu Jahr perfekter wurde, die abwechslungsreiche Strecke am Rabensteiner Stausee und das achtsame Miteinander unter den Fahrern, trotz Wettkampf. Die Zuschauer, die standhaft bis weit in die Nacht hinein einen zujubeln, egal welchen Alters. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, das man nicht missen möchte und daher einfach ein Muss als Mountainbiker jährlich wieder anzutreten.

Herausforderungen auf der Strecke

Blick.de: Was ist die schlimmste Stelle auf der Strecke für ein Tandem und was ist der Unterschied zum normalen Rad?

Noémi: Einzelbiker können über die Wurzelstrecken meist im Stehen drüber rollern, aber das Tandem verhält sich aufgrund seines Radstandes anders. Ich als Stokerin (hinten) muss meinem Captain (vorne) die Möglichkeit des Tretens immer gewähren, daher bleibe ich eher sitzen. Nach 24 Stunden im Sattel und den vielen Wurzeln schmerzt es bei uns also mehr als bei den Einzelfahrern.

Reaktionen der Fahrer und Zuschauer

Blick.de: Wie reagieren andere Fahrer und Zuschauer auf euch?

Noémi:
Das Schönste ist, dass man durch das Tandem immer viel leichter ins Gespräch kommt. Somit helfen wir den anderen durchzuhalten und umgekehrt helfen sie uns. Damit vergessen wir die Anstrengung und freuen uns bei jeder Runde erneut auf jede einzelne Reaktion. Die Zuschauer sind genauso fasziniert, weil man es eben zu selten sieht. Die anderen Fahrer sind alle sehr nett und feuern uns an, weil es eben schwerer ist. Wir sind für die anerkennenden Worte auch immer sehr dankbar.

Gefühle vor und nach dem Rennen

Blick.de: Was ist es für ein Gefühl vor dem Rennen und wie ist es danach?

Noémi:
Das Adrenalin steigt enorm beim Hinlaufen zum Startpunkt und bis die erste Runde geschafft ist, hält die Anspannung an. Mit den Runden kommt die Routine, aber ab halb/um 2 Uhr nachts kommt die Müdigkeit. Erst ab 4 Uhr, wenn es am Horizont heller wird und die Vögel anfangen zu zwitschern, kommt die Vorfreude auf den Tag. Und dann die Uhr, die rückwärts die Stunden runterzählt und nur noch einstellig ist! Das ist ein gutes Gefühl.

Stürze und Pannen

Blick.de: Gab es auch schon mal einen Sturz oder einen Platten?

Noémi:
Ja, leider. Beides. Aber bisher ist zum Glück alles gut gelaufen. Die Hilfsbereitschaft unter den Fahrern ist super!

Unvergessliche Momente

Blick.de: An welche Momente erinnert ihr euch am meisten?

Noémi:
Die Abschnitte mit den Zuschauern und den Streckenposten sind die besten! Man ruft sich kurz etwas zu, damit für alle der Spaß 24 Stunden bleibt. Jeder kämpft für sich und doch ist keiner allein! Diese Verbindung zwischen den sonst fremden Menschen schafft nur der Sport.

Erfolge und Zukunftspläne

Blick.de: Ihr seid in der Hall of Fame in der Kategorie 2009-2021 auf dem 1. Platz! Wie fühlt sich das an und wie geht es weiter?

Noémi:
Ja, als "Rohloff Mix Ahead"-Team sind wir mit dem Tandem bereits 283 Runden gefahren und sind sogar als 2er Mixed-Team auf Platz 5. So lange wir können, kommen noch Runden dazu! Schon morgen, wenn es wieder heißt: "Heavy, go!"

Dank an das Orga-Team des Heavy24

Blick.de: Habt ihr noch ein paar persönliche Worte?

Noémi: Ja! Danke an das Orga-Team um Alexander Liebers und Andrè Gläß. Sie haben in der Region Chemnitz etwas Unfassbares geschaffen! Das Rennen ist weit über die Stadtgrenzen hinaus etwas Einmaliges geworden!
Sie sollen weiter an ihrem Traum festhalten und ebenso das erhalten, was sie geschaffen haben! Danke, dass wir ein Teil davon sein dürfen!



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