Mieze Katz von "Mia" im BLICK.de-Interview: "Es war noch nie einfach, und wird nie einfach sein."

INTERVIEW Sängerin Mieze Katz und ihre Band MiA. legen Wert auf Musik mit Message. Das und mehr verrät sie im Interview mit BLICK.de

Die Band MiA. weiß, worauf es beim Musikmachen ankommt. Seit nun bereits Jahrzehnten schreibt und produziert die Gruppe rund um Sängerin Mieze Katz eigene Lieder. Der neuste Song "Hellsehen" ist seit Kurzem auf dem Markt - die gleichnamige Tour steht in den Startlöchern. Im Talk mit BLICK.de lässt Mieze jetzt an ihren Gedanken teilhaben und packt aus: Inwiefern nahm sie einen Wandel in der Musikbranche wahr? Was ist ihre Meinung zu Deutschrap? Und warum sollte sich jeder Musiker für Gleichberechtigung und Chancengleichheit einsetzen?

Mieze Katz von MiA.: Warum sie Musiker als "Leidtragende" sieht

BLICK.de: Unsere Leser kommen zu großem Teil aus dem sächsischen Vogtland und direktem Umkreis. Als Band seid ihr (MiA.) schon lange erfolgreich und natürlich schon viel herumgekommen. Warst du schonmal in der Gegend? Welche Erinnerungen und spannende Geschichten/Vorfälle verbindest du mit Sachsen generell?

Mieze Katz: Das sächsische Vogtland, wie es auf den meisten Karten verzeichnet ist, haben wir tatsächlich noch gar nicht bespielt. Wir waren aber am Anfang des Sommers mal wieder in der Nähe - und zwar in Pirna und nun freuen wir uns auf das Täubchenthal (Eventlocation) in Leipzig, wo wir uns fast immer wie zu Hause fühlen.

BLICK.de: Warum sollen Musikfans in und um Leipzig zum Konzert kommen? Was bietet MiA. dem Publikum, was andere Bands/Artists eventuell nicht bieten?

Mieze Katz: Wir bringen neue, unveröffentlichte Musik mit, wir bringen alte und neue Lieblingslieder mit - unter anderem die neue Single "Hellsehen", die Ende September erschienen ist und der Tour ihren Namen gegeben hat. Wir bringen 27 Jahre Band- und Bühnenerfahrung mit, und obwohl wir das schon so lange machen, freuen wir uns auf jede Tour und jedes Konzert wie die Schneekönige und Schneeköniginnen. :)

BLICK.de: Wie kam der Titel "Hellsehen" für Single und Tour zustande?

Mieze Katz: Der Song ist seit 2020 das erste neue Musik-Lebenszeichen aus unserem Kreativkosmos. In "Hellsehen" geht es nicht um Wahrsagerei, sondern um die Sehnsucht nach Licht, Zuversicht und Halt, wenn die Schattenseiten des Lebens unüberwindbar scheinen.

BLICK.de: MiA. ist seit mittlerweile bereits Jahrzehnten nicht mehr aus der deutschen Musikszene wegzudenken. Aus deiner persönlichen Erfahrung heraus gesprochen: Was läuft in der Musikbranche heute anders als vor 10 oder auch 20 Jahren? Was läuft besser/schlechter?

Mieze Katz: Um diese Frage auch nur annähernd gebührend zu beantworten, bräuchten wir eine Sonderausgabe. Daher stark verkürzt: Die Digitalisierung hat unglaublich viele positive Auswirkungen auf unsere Arbeit mitgebracht, gleichzeitig hinterlässt der digitale Wandel tiefe Spuren in der Wahrnehmung für den Wert von Musik (und anderen Kreativprodukten). Musik scheint mittlerweile - bedingt durch die neuen technischen Möglichkeiten und Potenziale - ein selbstverständlich kostenloses und jederzeit frei verfügbares Alltags-Kulturgut zu sein, das scheinbar mühelos und ohne Voraussetzungen einfach immer weiter neu entsteht. Die Musikindustrie war - wie viele andere Medienzweige - sehr schlecht auf diese Veränderungen vorbereitet und die Leidtragenden sind in erster Linie die Musikschaffenden.

 

Mieze Katz: "Es war noch nie einfach, und es wird nie einfach sein."

BLICK.de: Ist es deiner Meinung nach heute einfacher oder schwieriger als Artist in der Musikbranche zu "überleben"? Mit welcher Begründung?

Mieze Katz: Es war noch nie einfach, und es wird nie einfach sein. Die Gründe dafür sind vielfältig - Glück, Talent, Timing, Milieus. Nur sehr wenige Faktoren in diesem Zusammenspiel sind tatsächlich kontrollierbar.

BLICK.de: Welche wichtigen Tipps kannst du als erfahrene Sängerin an Newcomer weitergeben?

Mieze Katz: Trau dich, einzigartig zu sein!

BLICK.de: Welche Newcomer oder eher neueren Artists aus Deutschland (oder auch international) feierst du? Welche Artists sind deiner Meinung nach die Zukunft der Musikbranche (MiA. selbst mischt natürlich auch nach wie vor mit) und warum?

Mieze Katz: In meiner aktuellen Playlist für ganz persönliche Neuentdeckungen sind verifiziert: Simona, Lola Young, Fat Dog, Jassin, The Last Dinner Party und viele, viele mehr.

BLICK.de: Das Genre des Deutschraps kam in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den Mainstream - das zeigt sich auch oft in den Charts. Was ist deine Meinung dazu?

Mieze Katz: Kummer, Shirin David, Kool Savas, Ebow, Deichkind, Cro, Trettmann, Beginner, Nina Chuba, Nura oder Ritter Lean - all das lässt sich, je nach Perspektive, unter dem Label "Deutschrap" zusammenfassen. Genregrenzen sind beweglich und offen, weil es glücklicherweise und nach wie vor genug Musik gibt, die sich in keine Schablonen pressen lässt. Gleichzeitig bestimmen Algorithmen in immer größerem Maße unsere Hörgewohnheiten und damit auch die Art und Weise, wie Musik geschrieben und produziert wird. Bei alldem guckt KI über den Gartenzaun und schreibt fleißig mit. Ein Hoch auf alle Acts, die eine eigene Stimme finden und erheben.

 

Mieze Katz von MiA.: Darum setzt sie sich für Gleichberechtigung ein

BLICK.de: MiA. legt viel Wert auf Songs mit einer oder mehreren Message(s). Ihr wollt mit euren Songs oft Menschen zum Nachdenken anregen, Emotionen bei euren Zuhörern auslösen, (gesellschaftliche) Missstände aufzeigen. Ist diese Annahme richtig? Wenn ja: Inwiefern?

Mieze Katz: Ja, und zwar, dass wir glauben, dass all das, was in uns Emotionen weckt, auch "da draußen" von Belang sein könnte.

BLICK.de: In den USA werden in der LGBTQ-Szene Artists wie Cher oder Madonna als "Gay Icons" betitelt - also Künstler, die sich sehr für Vielfalt und Gleichberechtigung für jeden (und vor allem auch Mitglieder der LGBTQ-Szene) einsetzen. Du bist im deutschsprachigen Raum definitiv auch eine solche "Gay Icon" und MiA. hat viele queere Fans. Warum sollten sich auch andere Musiker noch vermehrter für Diversity und Equality einsetzen?

Mieze Katz: Vielleicht geht es gar nicht um "sollen", sondern eher um "können". Das ist eine Sache der eigenen Erfahrungen und Befindlichkeiten und ja, wenn man sich danach fühlt, für etwas Bestimmtes einzutreten, dann hilft es, wenn da ein Resonanzraum, eine Reichweite ist. Denn dieses "Gesehen- und Gehörtwerden" kann die öffentliche Aufmerksamkeit in Ecken und Winkel leiten, die für viele Menschen unter dem Radar sind, weil sie sich größtenteils in einer anderen Lebenswirklichkeit bewegen. Und ja, wir möchten am liebsten in einer vielfältigen, chancengleichen Welt leben. Ein schlauer Mensch hat mal sinngemäß gesagt: "Gesellschaft ist die Gleichzeitigkeit von Unterschiedlichem".

BLICK.de: "Nice-to-Know"-Facts über Mieze: Was wissen deine Fans noch nicht von dir?

Mieze Katz: Ich suche in jeder Tour-Stadt einen Ort, wo es guten Kaffee gibt, denn ich liebe Kaffee - das ist allerdings kein Geheimnis, denn dieses Ritual wird in der Regel bei jedem Konzert nochmal mit dem Publikum besprochen und ausgewertet.

BLICK.de bedankt sich für das spannende Gespräch mit Mieze Katz.

Ihr neuster Song "Hellsehen" mit Eva Briegel von der Band Juli ist seit dem 27. September auf Spotify und weiteren gängigen Musikplattformen streambar. 



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