Bahar wurde neben Senna Gammour und Mandy Capristo als Teil der Girlgroup Monrose bekannt. Das Dreiergespann feierte große Erfolge und stürmte mit Hits wie "Hot Summer" oder "Like A Lady" regelmäßig die Charts. Im Jahr 2010 gab Monrose seine Trennung bekannt - im Februar 2011 gab es den letzten offiziellen gemeinsamen Auftritt. Musikalisch ging es vor allem für Mandy und Bahar dennoch weiter. Letztere macht heute vorrangig deutschsprachige Songs und singt sich mit Liedern wie "Goddess" in die Herzen vieler Menschen. Im Talk mit BLICK packt die 35-Jährige jetzt aus: Wie denkt sie wirklich über ihre Zeit bei Monrose? Mit wem würde sie gern mal einen Song aufnehmen? Und inwiefern hat sich Bahar im Vergleich zu ihrem früheren Ich verändert?
Bahar: Zeit bei Monrose war "natürlich auch anstrengend"
BLICK.de: Du bist schon lange im Musikbusiness beschäftigt. Wann war für dich klar: Ich will Sängerin werden! Kannst du dich an einen bestimmten Schlüsselmoment erinnern?
Bahar: Mit zehn Jahren war für mich klar, dass ich das Singen und Performen zu meinem Beruf machen möchte. Der Schlüsselmoment fand im Wohnzimmer meiner damaligen Freundin statt, als der Fernseher auf MTV geschaltet war und Mariah Carey mit "Heartbreaker" lief. Ich war absolut in love, ich war hin und weg und wollte genau das auch.
BLICK.de: Deine musikalische Reise begann bei "Popstars". Ich will dir nicht die gleichen Fragen über Monrose stellen, die du wahrscheinlich schon etliche Male gehört und beantwortet hast. Deshalb ganz allgemein gefragt: Überwiegen für dich positive oder negative Gefühle, wenn du zurück an die Zeit bei Monrose denkst? Aus welchen Gründen?
Bahar: Für mich überwiegen absolut die positiven Momente und Gefühle, wenn ich an die Zeit mit Monrose denke. Das war der große Start in die Musikwelt, den ich wollte und nach dem ich mich gesehnt habe. Mit den beiden Mädels das erleben zu dürfen, war wie eine eigene Traumwelt für sich. Natürlich auch anstrengend und nicht immer easy zu händeln, aber wenn man wächst, besser werden will und erfolgreich werden möchte, ist kein Weg einfach. Ich würde es immer wieder tun und mich immer wieder für diesen Weg entscheiden. Ich würde die Zeit mit Monrose, unseren Fans und den Erlebnissen niemals missen wollen.
BLICK.de: Welche drei Songs sind deine absoluten Lieblinge aus der Monrose-Zeit? Gibt es einen besonderen Draht zu den Songs?
Bahar: "Like A Lady" gehört definitiv zu meinen Top 3, weil wir zu dem Zeitpunkt einfach "angekommen" waren. Erwachsen - musikalisch und stilistisch einfach absolut stimmig. Ich mochte unsere Entwicklung sehr. Dazu liebe ich auch "Strictly Physical" - ein extrem guter Song, der heute meiner Meinung nach immer noch funktionieren könnte. Als 3. Song würde ich "Dangerous" oder "Doing Fine" wählen. Beides wunderschöne Nummern.
Ex-Monrose-Star Bahar: "Ich bin ins kalte Wasser gesprungen"
BLICK.de: Ähnlich wie auch beispielsweise Sarah Connor hast du früher auf Englisch gesungen und heute singst du vermehrt auf Deutsch: Wie kam der Wandel? Was sind die Gründe?
Bahar: Die deutsche Musikindustrie hat sich mit den Jahren verändert und ich bin ins kalte Wasser gesprungen, habe es probiert auf Deutsch zu singen, und es so sehr geliebt. Ich liebe es nach wie vor auch auf Englisch zu singen, zumal ich auf Englisch schreiben viel einfacher empfinde, weil sich die Wörter besser formen lassen. Aber die deutsche Sprache ist mein zu Hause und ich kann mich darin besser erklären, ausdrücken, auch wenn es manchmal schwierig ist, das Gefühl, welches ich beschreiben möchte, lyrisch auszudrücken. Denn es klingt schnell kitschig. Daher spiele ich auch super gern mit Anglizismen, um das Ganze abzurunden.
BLICK.de: Hängt der Wandel evtl. auch mit einer Abspaltung deines früheren Ichs zu deinem Ich heute zusammen? Was würdest du sagen, sind die größten Unterschiede von Bahar damals zu Bahar heute?
Bahar: Das hängt auch damit zusammen. Ich denke, dass es sich unterbewusst in der Entwicklungsphase natürlich ergeben hat, auf Deutsch zu wechseln. Ich habe mich aber nicht komplett gewandelt. Ich bin heute die Bahar, die ich bin, weil ich auf all meine Erfahrungen in der Vergangenheit zurückblicke und darauf zugreifen kann. Ich bin auch nicht "neu", ich bin einfach weiter gegangen und das heißt auch Veränderungen zuzulassen.
BLICK.de: Wie kam die Idee zu deinem Song "Goddess"?
Bahar: "Goddess" ist in einer Zeit entstanden, in der ich auch vermehrt durch Social Media die Resonanz bekommen habe, dass meine äußere Veränderung, meine Gewichtszunahme für viele ein Problem darstellt. Dass viele Menschen, die Monrose einst verfolgt haben, mich aus eben der Zeit noch kennen, aber mich dann danach Jahre lang nicht verfolgt haben, jetzt der Meinung sind, dass ich nicht mehr dem Bild entspreche, welches sie sich eher wünschen würden. Ich bin nicht mehr die kleine Schüchterne, die immer lächelt, nur weil man es ihr sagt. Ich bin erwachsen geworden, ich bin weiter gegangen und habe mich auch teilweise verändert. Ich mache das Bild von mir kaputt und bin bereit, es neu zusammenzusetzen. Ich liebe mich und bin eine "Goddess" für mich selbst - nicht für sie und nicht für ihn. Ich hoffe, dass sich meine ZuhörerInnen und FollowerInnen, wenn sie es brauchen, etwas daraus mitnehmen können - für mehr Selbstliebe und mehr Selbstbewusstsein.
Ex-Monrose-Star Bahar: Gemeinsame Sache mit Herbert Grönemeyer?
BLICK.de: Generell wird der Eindruck vermittelt, dass jeder Song von dir eine tiefere Bedeutung hat und dass jeder Song eine ganz bestimmte tiefsinnige Message vermitteln soll: Würdest du diese Aussage so unterschreiben? Falls ja - inwiefern stimmt das?
Bahar: Ich würde dies so unterschreiben. Ich will nur noch über Themen schreiben, die mir wichtig sind. Nicht jeder Song ist ein Statement. "Sternschnuppen" zum Beispiel ist ein leichter Song, handelt von dem Gefühl, frei zu sein und das Leben zu genießen. Nicht jeder Song muss schwer sein oder eine Haltungs-Message haben. Aber überwiegend ist mir das extrem wichtig. Ich will mit meiner Musik und meinen Texten Emotionen auslösen, helfen, heilen und Haltung zeigen.
BLICK.de: Wie ist dein Eindruck: Meinst du, viele deiner heutigen Fans sind Fans aus Monrose-Zeiten oder eher neu hinzugewonnene Fans?
Bahar: Viele der alten Fans wachsen langsam dazu. Das ist wunderschön mitanzusehen, weil ich mir meine FollowerInnen und ZuhörerInnen Stück für Stück erspiele und dazuhole. Aber es sind auch viele neue dabei.
BLICK.de: Wer sind deine musikalischen Vorbilder? Wer hat dich geprägt? Warum genau diese Künstler?
Bahar: Viele türkische Sängerinnen. Die Melodieführungen waren voller Emotionen und Wärme - wie zum Beispiel Sezen Aksu. Generell war mein Musikkonsum immer sehr breit gefächert. Von Jill Scott und Amy Winehouse über Rihanna und Destiny's Child, den Backstreet Boys aber auch Justin Timberlake, den ich bis heute immer noch verehre, war alles dabei.
BLICK.de: Speziell aus dem deutschsprachigen Raum: Wer sind Künstler, Produzenten, DJs, mit denen du gern mal zusammenarbeiten würdest - und wieso?
Bahar: Herbert Grönemeyer und Apsilon würden mir sehr gut gefallen. Aber es gibt viele Künstler und die Liste wäre zu lang!
Bahar: "Wir sind oftmals sehr isoliert und allein"
BLICK.de: Was sind generell deine Ziele und Pläne (beruflich oder auch privat) für die Zukunft? Wo siehst du dich in den nächsten zehn Jahren? Gibt es außer musikbezogene Pläne auch noch ganz neue Dinge, die du schon immer mal ausprobieren wolltest?
Bahar: Ich plane nicht mehr so weit vorausschauend. Ich habe gelernt, dass es für mich besser ist, im Hier und Jetzt zu leben und das Leben auch auf mich zukommen zu lassen. Es kommt sowieso anders als geplant. Momentan mache ich einfach Musik, ganz viel Musik.
BLICK.de: Gibt es etwas, was deine Fans noch nicht von dir wissen? ("Nice-to-Know"-Facts?)
Bahar: Ich rede im Schlaf. Je nachdem, wo ich bin und welche Sprache ich tagsüber gesprochen habe, gern auch mal auf unterschiedlichen Sprachen.
BLICK.de: Für einige Menschen bist du eine große Inspiration: Welche Message möchtest du an deine Fans richten?
Bahar: Wenn ich das höre, flasht es mich extrem und ich bin dafür sehr dankbar. Wir sind alle vernetzter denn je, aber oftmals sehr isoliert und allein. Macht mehr Dinge, die "echt" sind und sich gut anfühlen, damit ihr erlebt und Erinnerungen schaffen könnt, die bleiben.
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An der Seite von Mandy Capristo (links) und Senna Gammour (rechts) machte sie sich einen Namen. Foto: imago / Eventpress