"Bisschen schreiben" mit Gruppa Karl-Marx-Stadt

Chemnitz macht's sich selbst Mit wem muss man in Chemnitz schlafen, um als Musiker Erfolg zu haben?

Chemnitz macht's sich selbst

Wir von "Chemnitz macht sich selbst" können aktuell leider nicht unserer Leidenschaft nachgehen und einfach so coole Menschen aus Chemnitz daten. Um damit klarzukommen, haben wir uns also einer unter verzweifelten Lockdown-Singles bewährten Strategie bedient: Eine verflossene, prickelnde Liebschaft wieder aufgewärmt, "bisschen geschrieben" und geschaut, was noch so geht... 
Alleine im dunklen Home Office sind wir ein bisschen durch frühere Interviews geswiped, haben uns alte Bilder angeschaut und sind dabei irgendwo zwischen Selbstmitleid und Mitleid über das Selbstmitleid versunken. Wir haben Sehnsucht nach Wodka, Superstars, wilden Männern, Casino, Französischem Lippenstift, Tanzi im stylischen Klub und einem neuen Jahr (Checkt diese Songs wirklich mal ab!!!). Und wer liefert das alles zusammen schneller und besser als Gruppa Karl Marx Stadt? Die Chemnitzer Balkan-Pop-Band ist wild und aufregend und insgeheim hat die halbe Redaktion einen Crush auf die Musiker. Marcus, der heimliche Verehrer hat das neue Album "Magnitola" der Gruppe stets auffällig unauffällig auf dem Schreibtisch liegen und Anika hat sich die Jungs direkt geklärt, als sie 2017 auf der Erfolgswelle ihres damals frisch erschienenen Albums "Russkoje Disko" schwebten. Wir sind wohl irgendwas zwischen Marcus und Anika, klären uns die Nummern der Bandmitglieder locker bei Instagram und starten erste Annäherungsversuche über einem WhatsApp-Chat. Wir schreiben darüber, wie man sich als Musiker in Chemnitz durchschlägt, was die Szene zu bieten hat und was nicht, mit wem man in Chemnitz als Musiker für Erfolg schlafen muss und wohin uns die die Bandmitglieder auf ein Date ausführen würden...

Alles beginnt mit einer pseudo-tiefsinnigen obligatorischen Tinderfrage, für die einfach Jeder eine pseoudo-tiefsinnige obligatorische Tinderantwort parat hat: Wann habt ihr das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht und was war es? 

Alexey: Heute eine Sprachnachicht geschickt
Stephan: Uh, das ist eine harte Frage. Ich weiß es nicht. Zählt ein Interview über WhatsApp als Antwort? 
Johann: Beim Dönermann zur Abholung vorbestellt - vor ein paar Wochen...

Lars (Tinder-Profi) fragt direkt nach Sternzeichen... 

Alexey: Zwillinge 
Johann: keine Ahnung, Juli
Stephan: Fische 
Uff kommen wir unseriös rüber, haha. Ehm und jetzt? Wir wissen auf jeden Fall, was wir vermisst haben, aber nicht was wir als nächstes schreiben sollen. 
Alexey schreibt... 
Unsere Herzen klopfen höher und uns wird ein bisschen heiß. 
Alexey: Wie seid ihr auf uns gekommen, bzw. warum werden wir interviewt? 
Lars (hoffnungsloser Fanboy): wir haben gemerkt, dass wir null Ahnung von der Chemnitzer Musikszene aus der Sicht eines Künstlers haben plus wir finden eure Musik sau geil.
Johann: Kennen wir uns von einem Konzert? 
Lars: ich hab euch mal in der Mensa spielen sehen…

Katha schießt noch eine Icebreaker-Frage hinterher: Welchen Song habt ihr zuletzt gehört? 

Stefan: Das ist einfach. Da kann man einfach bei Spotify gucken :D. Lingus von Snarky Puppy
Johann: Rammstein - Keine Lust
Alexey: Ich weiß nicht genau welchen Song (spiele noch CDs ab). Irgendwas von Dobranotch.

Wir haben Bock auf Deeptalk und Melancholie und fragen nach der liebsten Erinnerung der Band.

Stephan: Spontan fällt mir unser letztes Konzert letztes Jahr auf der BRN ein, dazu gibt's auch ein Video bei YouTube.
Johann: BRN wollte ich auch sagen: warmer Sommerabend, super Atmosphäre, Leute soweit man schauen kann und alle am Durchdrehen
Alexey: z.B. Der Auftritt beim Wudzdog Festival. Da hatten wir auch das erste Mal "Pyro"-Effekte auf der Bühne - wir arbeiten an mehr Pyro-Technik :D Geiles Publikum und drumherum hat alles super gepasst. Man hat sich bisschen wie ein Star gefühlt.

Okay das Eis ist gebrochen, wir glauben da geht mehr und fragen: Was ist euer peinlichster Eintrag auf Google oder im Netz generell - auch alte Facebook-Bilder etc.?

Alexey: Ich finde nichts peinlich. Der krasseste vielleicht, wo ich mit Johann nackt sind und uns nur mit unseren CDs bedecken.
Katha will den Link zum Bild und kriegt ihn direkt von Stefan...
Korrekt, wir hätten nicht gedacht, dass wir direkt so viel Haut sehen - mal schauen was da noch so geht.

Wir fragen die Jungs nach Selfies, schließlich wollen wir wissen, was die Alexey, Johann und Stephan so anhaben...

Johann zu den geschickten Bildern: Ihr beide lächelt und bei uns wieder keiner...
Katha: Ist das nicht so bei Musikern, dass die immer cool und bisschen unnahbar wirken müssen? Heimliches Erfolgsrezept...
Alexey: Bei uns gibt es nichts zu lachen, Johann. 

Bevor es zu heiß wird, machen wir doch lieber einen auf seriöse Redakteure und stellen Fragen, die man Musikern eben so stellt: Welches eurer eigenen Lieder spielt ihr am liebsten live? 

Stephan: Ist eigentlich immer unterschiedlich. In letzter Zeit bei mir Struna.
Alexey: Paletti.
Johann: Böse Kugeln (Slye puli) es ist das letzte Lied in der Show, da fällt die Konzentration ab und Gefühle werden wieder wahrnehmbar. Wie nach einer Prüfung und da die Konzerte meistens cool sind, sind es gute Gefühle. 

Und wie hat sich dieses Jahr auf eure Musik ausgewirkt? Gab es auch Momente der Inspiration? 

Alexey: Schlecht, da ich persönlich keine Motivation habe was zu machen, wenn man keine Auftritte spielt. Durch die Lockdowns und Quarantänen kamen wir fast nicht zum Proben.
Stephan: Ja. Wir hatten eigentlich einiges vor und auch einige große Konzerte, auf die wir uns sehr gefreut haben
Alexey: An Inspiration gab's bei mir wirklich nichts. Durch die Kinderbetreuung während des ersten Lockdowns und später zweiten Job hatte ich null Zeit. Klingt irgendwie sehr deprimierend, aber so war das.

Wo hattet ihr vor zu spielen? 

Stephan: Die Brass Wiesn standen bei uns auf dem Plan. Durch Corona ist auch unser Album-Release generell etwas verpufft.
Alexey: Im Sommer standen echt viele Festivals an, außerdem haben wir uns sehr auf unsere Record Release Party in Chemnitz vorbereitet - das wäre auch ziemlich groß gewesen.
Johann: Am 4. April 2020 haben wir ein neues Album herausgebracht und wollten gerade eine neue Tour über den Sommer beginnen, auch eine obligatorische Record Release Party in Chemnitz war geplant.

Warum sollte man in Chemnitz Musiker sein?

Stephan: In Chemnitz ist Szene eigentlich relativ klein, da gibt es z.B. das Bandbüro. So generell war es eigentlich auch nie ein Problem auf irgendwelchen Jamsessions Leute kennen zu lernen.
Alexey: In Chemnitz sind die Mieten relativ niedrig. Wie für eine Wohnung, so auch für einen Proberaum. Für Musiker ist das praktisch! Sonst fallen mir keine Vorteile ein...

Habt Tipps für angehende Musiker in Chemnitz? Sagt mal 3 Do‘s und 3 Dont's. 

Stephan: Fenster zu beim Proben, sonst kommen die Empfindlichen. Das kann bei Do's  oder Dont‘s stehen.
Johann: ... und trotzdem regelmäßig lüften.
Alexey: Mehr Proben, weniger saufen!

Kann man in Chemnitz als Musiker sein Geld verdienen?

Johann: Man sollte schon auch in anderen Städten spielen.
Alexey: Wenn man nur in Chemnitz aktiv ist, dann eher nicht.
Stephan: Ich denke, dass es prinzipiell etwas schwieriger ist, als z.B. in irgendwelchen Metropolen wie Berlin oder Köln. Wenn man aber seine Nische gefunden hat und die Leute das feiern, geht's natürlich auch.

Mit wem muss man sich denn in Chemnitz anfreunden (oder schlafen) um als Musiker Erfolg zu haben?

Alexey: Jan Kummer? :)
Stephan: Kann man die Frage beantworten, ohne fies zu wirken? :D
Katha: Na klar! :D 
Lars: Wir sind ja unter uns...
Johann: Jan ist tatsächlich eine kulturelle Institution in Chemnitz.
Katha: Okay, dass kommt dann zu den Do‘s für angehende Musiker hehe
Stephan: Generell mit den Kummers macht man nichts verkehrt 

Lars gräbt ein Insta-Foto aus mit der Bildunterschrift: Sub am Bass: Karl Kindermann als Kummer zum Karneval geht 

Wie fandet ihr euer Streaming Konzert im Atomino? Also die Erfahrung und das Konzept an sich?

Alexey: Das ist eine gute Erfahrung, hat aber allgemein nicht so viel Spaß gemacht.
Johann: Die Erfahrungen waren da recht unterschiedlich, weil das mit der Technik bei solchen Konzerten wohl nicht so einfach ist. Bei allen gleich war, dass es schwierig ist ohne Publikum zu spielen. Das merkt man erst, wenn keins da ist.
Stephan: Ich persönlich tue mich sehr schwer damit, da es mir immer vorkam wie ein Schülerkonzert oder eine Prüfung. Alles was man spielt wird konserviert und das stresst. Ohne Publikum ist es schon sehr seltsam...

Katha hat kein Bock mehr auf deprimierende Fragen: Wenn ihr jetzt ein Real-Live Date mit uns hättet - Wohin würdet ihr uns ausführen?

Lars: Und welches Lied aus eurem neuen Album sollte dazu im Hintergrund laufen?
Alexey: Zum nett unterhalten würde ich ins Aaltra gehen.
Katha: Also wir reden jetzt von Post-Corona Zeiten - eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt :D
Stephan: Weihnachtsmarkt? Glühwein?
Johann: Pizzeria La Rustica - da ist es aber schwer sich einen Gruppa Song im Hintergrund vorzustellen...
Alexey: Das Lied: "Bad Touch". Dabei würden wir ein paar Schnäpse trinken und auch andere coole Musik anhören :)

Okay und mit was würdet ihr uns dann versuchen zu beeindrucken?

Stephan: Mit unserer Bescheidenheit :D
Johann: Dezentes Auftreten.
Alexey: Mit einem Trick, bei dem du merkst, dass dein Handy auf beiden Seiten ein Bildschirm hat.
Katha will mehr wissen: Schick mal ein Video!
Alexey: Musst du sehen. Wenn es wieder geht, dann in Aaltra? :)
Katha zu Alexey im Chat: Haha ja klar ;) 
Katha zu Lars am Telefon: "WTF WAR DAS SEIN ERNST? <3 <3"
Lars zu Katha am Telefon: "Klingt als hat sich da gerade jemand ein Date klar gemacht!" :D 

Okay letzte Frage - wie cool und wie uncool fandet ihr diese Form des Interviews in Prozent? 

Stephan: Also ist mal was anderes :) 95 % cool. Macht ihr diese Art von Interview öfter?
Lars: Das ist auch unser erstes Mal!
Katha: Nein :D wir versuchen es bei jedem unserer Interviewpartner auf eine andere Art, letztes Mal mit Flaschendrehen davor ein Date im Park und so, "ein bisschen schreiben" mit euch :D 
Alexey: Ich bin mehr oldschool, deswegen 30 % cool, 70 % weniger cool. Ich hätte mich viel lieber mit euch getroffen. Aber nur wegen Schreiben...
Stephan: Ist auch etwas komisch, da man ja nicht weiß ob jemand noch was schreiben möchte oder nicht :)
Johann: Ist cool, man kann überlegen was man sagen will und stammelt nicht dumm drauf los und nebenbei kann man noch was anderes machen
Katha: okay cool, danke euch! Lars und ich haben derweil telefoniert :D 
Lars: Keiner (außer Katha) hat gemerkt, dass ich den Mund voller Pizza hatte. 
Alexey: Und ich davor ein paar Wodka und ein Bier davor getrunken habe. :) Danke euch!



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