Zwickau. In vielen Motorsport-Disziplinen haben es Deutsche zu höchsten Ehren gebracht, sprich sind Weltmeister geworden. Im Rallye-Sport gibt es nur einen - Walter Röhrl. Am heutigen 7. März feiert er seinen 75. Geburtstag. Wahrscheinlich in einem Auto, denn dort fühlt er sich am wohlsten.
1947 in Regensburg geboren, stand bei Walter Röhrl früh der Sport im Mittelpunkt: Fußball, Rudern, Skifahren - und schließlich Motorsport. Dabei entschied sich der junge Bayer nach eigener Aussage bewusst für "Rallye statt Rundstrecke".
Ein Stern geht auf
Seine internationale Rallye-Karriere begann vor ziemlich genau 50 Jahren, als sein Stern bei der sogenannten Olympia-Rallye aufging. Diese wurde vom 13. Bis 19. August mit fünf Tagesetappen von Kiel bis nach München anlässlich der dortigen Olympischen Sommerspiele ausgetragen. Walter Röhrl fuhr damals mit der der arrivierten Konkurrenz in einem Ford Capri des Hamburger Tuners Ernie Kleint und seinem Co-Piloten Johann Rothfuß ernsthaft um die Wette. Nach einem Feuerwerk an Wertungsprüfungsbestzeiten stoppt ein Lagerschaden allerdings seine Triumphfahrt. Für höhere Aufgaben empfohlen hatte sich der Lange aber allemal.
Bereits ab 1973 fuhr der damals 26-Jährige für Opel. Mit Jochen Berger als Co-Piloten an seiner Seite gewann er schon ein Jahr später in einem Werks-Opel Ascona A die Rallye-Europameisterschaft.
1975 errang Walter Röhrl bei der Rallye Akropolis in Griechenland seinen ersten Sieg bei einem Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft - für sich und auch für Opel. Die Serie wurde damals noch lediglich als Hersteller-Weltmeisterschaft ausgetragen.
Erster WM-Titel mit Fiat
Nach drei unbedeutenden Jahren stiegen Walter Röhrl und sein neuer Beifahrer Christian Geistdörfer 1980 wieder auf wie Phoenix aus der Asche. Gleich beim ersten Saisonlauf, der Rallye Monte Carlo, gewannen sie mit einem Fiat Abarth 131 sowie danach auch in Portugal, Argentinien und bei der Rallye San Remo. Mit zwei weiteren zweiten Plätzen wurde Walter Röhrl in jenem Jahr als Nachfolger des Schweden Björn Waldegaard der erst zweite Fahrer-Weltmeister der Geschichte.
1982 kehrte Walter Röhrl zu Opel zurück und gewann sogleich im Januar die "Jubiläums"-Rallye Monte Carlo. Nach diesem WM-Auftakt nach Maß gewann er zwar nur noch die Rallye Elfenbeinküste, doch mit sechs weiteren Podestplätzen bei insgesamt zwölf WM-Läufen wiederholte er seinen Titelgewinn von 1980, diesmal mit einem hinterradangetriebenen Opel Ascona 400 gegen bärenstarke Konkurrenz mit Allradantrieb.
Das spannende WM-Duell lautete dabei Walter Röhrl auf Opel Ascona 400 gegen Michèle Mouton im Audi quattro. Während die allradgetriebenen Rallye-Fahrzeuge auf Schnee- und Schotterpisten im Vorteil waren, wartete Walter Röhrl als nervenstarker Stratege die richtigen Momente ab, um mit seinem Opel zu punkten. Die Rechnung ging auf.
1983 fuhr er für Lancia und wurde Vize-Weltmeister. Von 1984 bis 1987 fuhr er für Audi und holte für die Ingolstädter nur noch seine WM-Siege 13 und 14. Sein letzter datiert auf den 4. Oktober 1985 bei der Rallye San Remo.
Walter Röhrl der Alleskönner
Walter Röhrl ist aber nicht nur zweimaliger Rallye-Weltmeister, sondern auch einer der wenigen Piloten, die WM-Läufe im Rallye- und im Rennsport gewannen. Siege trug er dabei in jeder Klasse oder Serie davon - ob TransAm, IMSA, Bergrennen (Pikes Peak) in den USA oder in der DTM - Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (1990 auf dem Nürburgring).
Wenngleich er für viele Marken erfolgreich war, seine große Liebe galt privat seit jeher Porsche. Seit 1993 ist Walter Röhrl Porsche-Markenbotschafter, wozu er sich nicht loyal verbiegen muss, sondern aus innerster Überzeugung zum Stuttgarter Sportwagen-Hersteller steht. Bis vor Kurzem war er auch Porsche-Versuchsfahrer, der allen neuen Serienautos auf der Nordschleife des Nürburgrings den letzten Schliff verpasste. Noch heute ist Röhrl viel unterwegs - zuvorderst mit und für "seine Marke" Porsche.
Diplomatische Wort-Akrobatik Fehlanzeige
Natürlich haben in Auto-Fragen Walter Röhrls Worte Gewicht. Dabei ist er einer der ehrlichsten Zeitgenossen, der stets sagt, was er denkt. Zum Beispiel zum Thema Elektro-angetriebene Autos hat er eine ganz klare Meinung, und die ist nicht gerade pro "Stromer".
Davon, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, konnten sich rund 600 sächsische Rallye- und Walter-Röhrl-Fans im Herbst 2019 im August-Horch-Museum Zwickau überzeugen, wo das Rallye-, Tourenwagen und Sportwagen-Ass im Mittelpunkt einer unterhaltsamen Abendveranstaltung stand.
erschienen am 07.03.2022