Valencia / ESP. Mit dem 20. Motorrad Grand Prix des Jahres endete am gestrigen Sonntag in Valencia die MotoGP-Saison 2023. Bei diesem sicherte sich der italienische Ducati-Werksfahrer Francesco "Pecco" Bagnaia seinen zweiten WM-Titel in Folge in der Premium-Klasse MotoGP. Theoretische Titelchancen hatte auch noch der Sieger des diesjährigen WM-Laufes auf dem Sachsenring, Jorge Martin, der ebenfalls eine Ducati, jedoch eines Privatteams, pilotierte. Nach dem letzten Strohhalm greifend übertrieb es der Spanier im finalen Rennen, kollidierte mit seinem Landsmann und beim Honda-Werksteam scheidenden achtfachen Weltmeister Marc Marquez, wodurch beide stürzten. Damit war Pecco Bagnaias Titelverteidigung bereits vorm Schwenken des letzten schwarz-weiß-karierten Tuches im Jahr 2023 perfekt. In der Moto3- und Moto2-Kategorie standen mit den Spaniern Jaume Masia und Pedro Acosta die Weltmeister 2023 bereits nach dem vor- bzw. drittletzten Saisonrennen fest.
Fremdgesteuerte Entscheidung
Der letzte Motorrad Grand Prix des Jahres 2023 war zugleich der generell letzte des am Sachsenring beheimateten Moto3-WM-Teams PrüstelGP. Eine Entscheidung, die nicht von Florian und Ingo Prüstel herbeigeführt wurde, sondern ihnen gewissermaßen aufdiktiert wurde. Nach vielen Jahren Höhen und Tiefen in der Moto3-Weltmeisterschaft hatte man vor zwei Jahren mit dem chinesischen Hersteller CFMOTO den Status eines Werksteams erlangt. CFMOTO ist ein Kooperationspartner der österreichischen Pierer Mobility AG (u. a. KTM, Husqvarna, GASGAS), die mit 2 Prozent an CFMOTO beteiligt ist. Auf Grund der nicht im gewünschten Umfang erzielten Erfolge wurde die Zusammenarbeit von CFMOTO und PrüstelGP nun beendet. Zu diesem späten Zeitpunkt war es natürlich für die Sachsen unmöglich, eventuell noch zu reagieren. Ergo wurde nun der Stecker gezogen. Dazu gab der Team Manager Florian Prüstel folgendes Statement ab: "Die Entscheidung, die Moto3-Weltmeisterschaft zu verlassen, ist uns alles andere als leicht gefallen. Wir haben die vergangenen Jahre viel Zeit, Herzblut und Engagement in das Team investiert und haben die Strukturen auf solide und konkurrenzfähige Beine gestellt. Wir hatten unsere Erfolge, vor allem im WM-Kampf mit Marco Bezzecchi, hatten aber auch Momente schwerster Trauer. Unsere Nummer 50, Jason Dupasquier, wird uns als stets positiver Stern in Erinnerung bleiben und wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit. Vor genau zwei Jahren starteten wir den Weg als Factory Team für CFMOTO. Gemeinsam erreichten wir unter anderem eine historische Pole-Position und drei Podiumsplätze mit Carlos Tatay, Xavier Artigas und Joel Kelso. Wir durften die globale Marke für Motorräder und Quads als Werksteam in der Welt vertreten, haben beeindruckende Markteinführungen begleitet und sind nun auch ein Stück Geschichte von CFMOTO. Eine Zeit, die wir keinesfalls missen möchten."
Höhen und Tiefen
Zum Sachsenring Grand-Prix 2016 übernahmen Ingo und Florian Prüstel das auf dem Strebebett liegende Racing Team Germany von Dirk Heidolf. Bereits beim dritten Rennen der neuen Truppe feierte man im tschechischen Brno mit dem Schotten John McPhee den ersten Sieg. 2018 folgte das Upgrade auf einen neuen Hersteller (KTM) und mit der schnellen Fahrerpaarung Marco Bezzecchi aus Italien und dem Tschechen Jakub Kornfeil fuhr das Team um einiges weiter vorn mit. Mit dem Lockenkopf aus Rimini fuhr man sogar bis zum Saisonschluss um die Moto3-Weltmeisterschaft. In den Folgejahren wurden Rookies wie der Tscheche Filip Salac und der Belgier Barry Baltus in die WM geholt. Leider erlebte das sächsische Rennteam auch schwarze Stunden. Am 30. Mai 2021 verstarb das junge Schweizer Talent Jason Dupasquier in Folge eines Sturzes im italienischen Mugello. Zu Ehren von Jason entschloss man sich damals, das Team nicht aufzugeben. Bis heute ist Jason ein fester Bestandteil des Teams, das zeigen nicht nur die zahlreichen Namensaufkleber im Paddock, sondern jeder Erfolg des Teams widmet die Crew an das stille Gedenken der Nummer 50. 2022 erfolgte dann der große Schritt hin zum Werksteam der Motorrad- und ATV-Marke CFMOTO. Es folgten die erste Pole-Position in der Geschichte der chinesischen Marke und weitere drei Podiumsplätze mit den Piloten Carlos Tatay und Xavier Artigas (beide aus Spanien) sowie mit dem Australier Joel Kelso bei dessen diesjährigem Heim-Grand-Prix am 22. Oktober dieses Jahres auf Phillip Island. Doch nun findet diese Ära leider eine Ende.
erschienen am 27.11.2023