Sachsenring. Am heutigen Samstag tritt nun auch Bernd Schneider in den Club der 60-Jährigen ein. Der gebürtige Saarländer ist einer der erfolgreichsten deutschen Auto-Rennfahrer überhaupt. Seinen meisten und größten Erfolge feierte er in der DTM, in der er mit fünf Titeln zum erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten avancierte. Am Sachsenring gab "Mr. DTM" 2001 eine Kostprobe seines außergewöhnlichen Könnens ab, indem er das Hauptrennen vom 20. Startplatz aus gewann. Im Jahr zuvor hatte er bei der DTM-Premiere auf der Kultrennstrecke in beiden Rennen hinter seinen Mercedes-Markengefährten Klaus Ludwig und Peter Dumbreck aus Großbritannien den dritten Platz belegt. Beim vorerst und für viele Jahre letzten DTM-Rennen auf dem Sachsenring fuhr er einmal als Dritter und einmal als Zweiter über die Ziellinie.
Lange Erfolgs-Vita
Deutscher Kart-Meister (1980), Kart-Juniorenweltmeister (1980), Kart-Europameister (1982), afrikanischer Kart-Meister (1983), Deutscher Formel 3 Meister (1987), Ex-Formel-1-Pilot (1988 bis 1990 mit Zakspeed bzw. Arrows), fünffacher DTM-Rekord-Champion (1995, 2000, 2001, 2003 und 2006), ITC-Meister (1995) und FIA-GT-Champion (1997) - Bernd Schneiders Erfolgsliste sucht seinesgleichen.
Bernd Robert Schneider kam am 20. Juli 1964 im saarländischen St. Ingbert zur Welt und galt schon zu Beginn seiner Karriere als fast schon übertrieben ehrgeizig. Das zeigte sich vor allem im Rennauto, wo Ehrgeiz unabdingbar ist. Doch bei Bernd Schneider war darüber hinaus von einem fast schon krankhaften Ehrgeiz beseelt. Egal ob Gaudi-Kartrennen, Tischfußball oder Golf. Wenn Bernd Schneider nicht gewann, war die Welt für ihn nicht in Ordnung.
Nicht, dass er die Schuld bei anderen suchte oder vor Wut schäumend daher kam. Nein, Bernd Schneider war Perfektionist und Vollprofi. Wenn er eine Niederlage erlitt, was eher selten vorkam, dann mit Würde, Anstand und sportlicher Fairness. Dass er sich für diese Fälle selbst Überstunden auferlegte, egal bei was, basiert lediglich auf diversen Fabeln.
Kurz, Bernd Schneider ist genau aus diesem Holz geschnitzt und vereint all jene Charaktereigenschaften, die es braucht, nicht nur ein begabter oder erfolgreicher Rennfahrer zu sein, sondern ein Superstar. Schlicht, das Maß der Dinge. Und das über eine extrem lange Zeit auf einem extrem hohen Niveau.
Neben seinen Qualitäten als Rennfahrer und Rennfuchs (schnell Auto fahren andere auch) erarbeitete er sich die feinen Unterschiede hart bei der Abstimmung und Taktik. Auch dadurch war und ist Bernd Schneider auch als Repräsentant für Mercedes und HWA Gold wert.
Sackgasse Formel 1
Nach seiner erfolgreichen Kart-Karriere von 1976 bis 1983 ging es für ihn in die deutsche Formel Ford und wenige später in die Formel 3, in der er 1987 einen weiteren Meistertitel erringen konnte. Parallel bestritt er ab 1986 schon seine ersten Tourenwagen-Rennen in der DTM in einem Ford Sierra XR4Ti. Im belgischen Zolder und beim Saisonfinale auf dem Nürburgring belegte er sogleich die Plätze 14 bzw. 11.
Sein erstes Top-Ergebnis gelang ihm 1987 wiederum auf dem Nürburgring, wo er beim Eifelrennen als Zweiter aufs Podest klettern durfte.
Von 1988 bis 1990 hatte er neun sporadische Starts in der Formel 1, die allerdings mit zweit- bzw. drittklassigem Material allesamt nicht von irgendeinem wenigstens kleinen Erfolg gekrönt waren. Dabei war er gut und vergleichsweise schnell, hatte aber kaum Fürsprecher und die nötige Mitgift schon gar nicht.
Der erste DTM-Sieg
Nachdem er 1990 Porsche-Cup-Gesamtsieger geworden war, kam er zu den Sportwagen und hierbei 1991 zu seinem ersten Einsatz in Le Mans. Doch auch dies erwies sich als Sackgasse, sodass er sich mit der DTM sein Hauptbetätigungsfeld für die nächsten Jahre suchte.
Für Mercedes startend, feierte er 1992 auf der Berliner Avus in Rennen 2 seinen ersten DTM-Sieg, was die Ouvertüre für den zukünftigen "Mr. DTM" darstellte. Am Jahresende belegte er den dritten Gesamtrang hinter seinen Markenkollegen Klaus Ludwig und Kurt Thiim.
Auch 1993 wurde er Gesamtdritter der auch international viel beachteten DTM und nach einem vergleichsweise mageren Jahr 1994 mit Endrang 10 holte er sich 1995 seinen ersten DTM-Titel.
Vier Titel in der neuen, inzwischen ebenfalls schon wieder alten DTM
Nach dem Untergang der mittlerweile überzüchteten DTM Ende 1996 war Bernd Schneider gleich beim Neustart 2000 wieder zur Stelle und holte sich Titel Nummer zwei. Nachdem er nach seinen weiteren Triumphen 2001 und 2003 2006 zum fünften Mal DTM-Champion wurde, hob er sich selbst endgültig auf den Olymp.
Nach zwei weiteren Jahren mit Mercedes in der DTM gab Bernd Schneider Ende 2008 seinen Rücktritt vom aktiven Motorsport zum Saisonende bekannt, was allerdings nicht lange anhielt. Nachdem er als Testfahrer entscheidend an der Entwicklung des Mercedes-Benz SLS AMG GT3 beteiligt war, startete er mit diesem gelegentlich bei Langstreckenrennen und feierte dabei mehrere Siege bei 12h- bzw. 24h-Rennen wie zum Beispiel auf der Nürburgring-Nordschleife, in Spa-Francorchamps, Bathurst oder in Dubai.
1988 (Vize-Weltmeister in der FIA-GT-Meisterschaft) und nach seinem fünften DTM-Titel 2006 wurde Bernd Schneider jeweils als ADAC Motorsportler des Jahres geehrt.
Mit 43 Siegen, 110 Podestplätzen, 25 Pole Positions und 59 schnellsten Rennrunden ist Bernd Schneider die unangefochtene Nummer 1 der DTM. Happy Birthday, "Mr. DTM"!
erschienen am 20.07.2024