Lichtenstein. Die Kinderklinik des DRK Krankenhauses Lichtenstein bleibt ein Dauerthema. Aktuell ist sie geschlossen. Der Betreiber, die DRK Krankenhaus Lichtenstein gGmbH, nennt Personalengpässe als Grund. Geplant ist die Schließung der Stationären Kinderklinik aber schon länger. Eine Kindertagesklinik soll entstehen.
Demonstration gegen die Schließung
Der Widerstand gegen die Pläne in Lichtenstein und der Umgebung ist groß, denn Viele sehen nach einer Schließung der Kinderklinik auch die Geburtenstation und irgendwann vielleicht sogar das gesamte Krankenhaus in Gefahr. Am Sonntagnachmittag wurde in Lichtenstein erneut gegen die Schließung protestiert. Die Gewerkschaft Ver.di und mehrere Stadtratsfraktionen hatten zur Demo aufgerufen. Mehr als 200 Teilnehmer kamen. Zunächst gab es eine Kundgebung auf dem Neumarkt, anschließend einen Protestumzug zum Krankenhaus und zurück zum Ausgangspunkt.
Kritik an fehlenden Gesprächen
Die Redner äußerten viel Unverständnis über die Pläne. Mitorganisator Matthias Ramm verlas die Rede von CDU-Stadtrat Eric Schöniger, der in Quarantäne war. Wirtschaftliche Aspekte dürften bei einer Kinderklinik nie vorrangig sein. Zudem wurde kritisiert, dass die vielen Vorschläge, die schon im Dezember für den Erhalt gemacht wurden, bisher offenbar nie ernsthaft diskutiert wurden. Gerade auch in einer Zeit, in der viele Flüchtlinge aus der Ukraine kommen, sei die Schließung einer Klinik falsch.
Forderung nach weiteren Gesprächen
"Gesundheit darf keine Ware sein", unterstrich Susanne Schaper, Landtagsabgeordnete von den Linken. Sie hat früher selbst in einem Krankenhaus gearbeitet und kritisiert auch die Aussage, dass im Ernstfall 40 Minuten für den Weg in eine Kinderklinik hinnehmbar seien. "Ist es nicht schlimm, dass wir heute überhaupt hier stehen müssen", fragte Alexander Weiß, ebenfalls von den Linken. Er forderte weitere Gespräche von allen Beteiligten. Christian Pihl, Professor für Gesundheitsökonomie an der Hochschule in Zwickau, übte ebenfalls Kritik. "Die Schließung ist betriebswirtschaftlich schlichtweg töricht", sagte Pihl. Denn der Gesetzgeber habe angekündigt, die Kinderkliniken finanziell besser auszustatten. Die Kommunikation des Betreibers, der nicht auf Transparenz setzt und immer wieder neue Gründe für die Schließung bringt, sei alles andere als wünschenswert. "Gesundheit lässt sich nicht in Zahlen festmachen", sagte Carsten Michaelis (CDU), der Beigeordneter im Landratsamt ist. Er verwies außerdem auf mehr als 27500 Unterzeichner von Petitionen zum Erhalt der Kinderklinik und unterstrich die Bedeutung der Klinik für einen Kleinstadt wie Lichtenstein und die gesamte Region zwischen Chemnitz und Zwickau.
Personalprobleme scheinen lösbar
Dagmar Hamann von der Lichtensteiner CDU verlas die Worte vom ehemaligen Chefarzt Harry Sirb, der seit ein paar Wochen in Ruhestand ist und bei der Demo krankheitsbedingt fehlte. Betont wurde unter anderem die gute Entwicklung, welche die Kinderklinik seit 2005 genommen hatte. In verschiedenen Bereichen gelang eine Spezialisierung, nicht zuletzt wegen des engagierten Personals. Vielen Kindern wurde so geholfen. Die Personalprobleme seien alles andere als unlösbar, da es laut Harry Sirb ein großes Bewerberpotential gäbe. Stadtchef Thomas Nordheim (Freie Wähler), dessen Abwesenheit bei der Demo von einigen Anwesenden kritisiert wurde, erklärte auf Nachfrage, dass er aus privaten Gründen nicht teilgenommen hat. Nachdem die Stadt als Minderheitsgesellschafter gegen die Schließung geklagt und Recht bekommen hatte, sieht er nun aber ohnehin die Zeit für weitere direkte Gespräche mit dem Mehrheitsgesellschafter und weniger für Demos. Dabei müsse das Personalthema im Mittelpunkt stehen. Bei wirtschaftlichen Fragen sieht Nordheim Zwischenlösungen als möglich an, bis die Finanzierung der Kinderkliniken von Seiten der Regierung verbessert wird.
erschienen am 28.03.2022