Hohenstein-Ernstthal. Darf man noch "Indianer" sagen? Diese Frage wurde vor allem im vergangenen Sommer heiß diskutiert und sorgt nach wie vor für Debatten, unter anderem in der Karl-May-Szene. Der Abenteuerschriftsteller, der von 1842 bis 1912 lebte, hat Heldenfiguren wie den Apachen-Häuptling Winnetou geschaffen. In Hohenstein-Ernstthal, wo May geboren wurde, ist die Meinung klar. "Ich sage auch in Zukunft Indianer. Dazu stehe ich", so André Neubert, Leiter des Karl-May-Hauses.

 

"Winnetou - Evolution eines Helden"

Hier wurde kürzlich eine neue Sonderausstellung mit dem Titel "Winnetou - Evolution eines Helden" eröffnet. Sie soll bis zum Jahresende zu sehen sein. "Wir dokumentieren in der Ausstellung, wie sich die Figur verändert", sagt Ausstellungsmacherin Jenny Florstedt, die gerade bei den umfangreichen Begleittexten sehr genau auf die Formulierungen achtete, um wenig Angriffsfläche für erneute Debatten zu bieten.

Viele Exponate der Ausstellung stammen aus einer Zeit, in der die heutigen Diskussionen über den Begriff Indianer oder andere Themen kaum vorstellbar waren. Bernhard Schmid vom Karl-May-Verlag war einer der Gäste bei der Ausstellungseröffnung und kann nach wie vor nicht verstehen, warum die Debatte im vergangenen Jahr so aufgebauscht wurde.

 

Woher kommt der Ausdruck "Indianer"?

Die Bezeichnung "Indianer" resultiere ja nur aus einem Irrtum von Christoph Kolumbus, der sich einst in Indien und nicht im neu entdeckten Amerika wähnte. Würden alle Irrtümer beseitigt, müssten viele Worte verschwinden. Rassismus oder Stereotype sieht Schmid in der Bezeichnung nicht. "Wir müssen dafür kämpfen, dass das Wort Indianer etwas positives bedeutet", sagt er. Bei der Mehrheit der Menschen sei es schon so, ist sich der Verlagschef sicher. Zudem habe sich May ja vor allem in seinem Spätwerk auch sehr intensiv für den Frieden und die Völkerverständigung stark gemacht.