Sachsenring. In den ersten zwölf Jahren der 1949 eingeführten Motorrad-(Straßen-)Weltmeisterschaft holten ausschließlich italienische, englische und deutsche Hersteller die WM-Titel und Grand-Prix-Siege. In den damaligen Klassen bis 125, 250, 350 und 500 ccm sowie bei den Seitenwagen machten Mondial, Moto Guzzi, Benelli, Gilera und MV Agusta seitens des Stiefellandes, Velocette, Norton und AJS von der britischen Insel sowie die deutschen Marken DKW, NSU, BMW und MZ die Rennen unter sich aus.
Honda kommt
1959 betrat mit Honda erstmals ein japanisches Werk die WM-Bühne und sorgte bald für Furore. Beim zweiten Grand Prix des Jahres hatte die 125-ccm-Klasse auf der Isle of Man ihren Saisoneinstand. Dabei errang am 3. Juni Naomi Taniguchi als Sechster den ersten WM-Punkt für Honda. Ihm folgten, allerdings außerhalb der damaligen Punkteränge, seine Landsleute Giichi Suzuki und Teisuke Tanaka.
1960 beschränkte sich Hondas Engagement nicht mehr nur auf Tourist Trophy. Nachdem der Australier Robert "Bob" Brown bei seinem Heimrennen auf der "Insel" als Vierter des 250er-Rennens das Podest mit großem Zeitrückstand (auf der Isle of Man wird per Einzelstart gegen die Uhr gefahren) noch deutlich verfehlte, wurde am 24. Juli 1960 beim Großen Preis von Deutschland auf der Solitude bei Stuttgart nach dem Rennen der Viertelliterklasse mit Teisuke Tanaka erstmals ein Japaner und zugleich erstmals ein Honda-Fahrer zur Sieger- bzw. Platziertenehrung gerufen.
Der WM-Auftakt 1961 ging am 23. April auf dem Montjuich-Kurs in Barcelona über die Bühne. Bei diesem gewann der Australier Tom Phillis das Rennen der Achtelliterklasse vor dem Noch-Ostdeutschen Ernst Degner auf MZ und dem in die britische Kolonie Rhodesien ausgewanderten Ex-Briten Jim Redman auf einer weiteren Honda. Damit ging Tom Phillis als erster Honda-GP-Sieger in die Geschichte ein.
Historischer Tag für Japan
Der nächste Honda-Meilenstein wurde am 14. Mai 1961 beim Großen Preis von Deutschland, diesmal wieder in Hockenheim, gesetzt. Das Rennen der 250-ccm-Klasse gewann der Japaner Kunimitsu Takahashi auf einer Honda vor seinem Stallgefährten Jim Redman und dem Italiener Tarquinio Provini auf einer Morini. Damit ist Kunimitsu Takahashi der erste Japaner, der einen Lauf zur Motorrad-Weltmeisterschaft überhaupt sowie auf einem japanischen Motorrad gewinnen konnte.
Im gleichen Jahr wurde der am 29. Januar 1940 geborene Kunimitsu Takahashi beim WM-Debüt des Sachsenrings am 30. Juli bei den 125ern und den 250ern jeweils Dritter. Beim ersten Auftritt von Honda auf der Berg- und Talbahn vor den Toren Hohenstein-Ernstthals hatte er dabei in der kleineren Klasse die schnellste Rennrunde gedreht.
Nur zwei Wochen später feierte er beim Ulster-GP in Belfast, ebenfalls in der Achtelliterklasse, bereits seinen zweiten GP-Sieg. Am Ende des Jahres wurde er in dieser Klasse WM-Fünfter und bei den 250ern sogar Gesamtvierter.
WM-Titel schien möglich
1962 legte Kunimitsu Takahashi los wie die Feuerwehr, indem er die ersten beiden 125er-Rennen des Jahres im Montjuich-Park in Barcelona sowie in Clermont-Ferrand in Frankreich jeweils vor seinem Teamkollegen Jim Redman gewann. Beim darauffolgenden Rennen auf der Isle of Man stürzte er allerdings so schwer, dass er lange pausieren musste.
1963 fuhr er zwar noch zwei Mal aufs 125er-Podest, doch an seine alten Leistungen konnte er leider nicht mehr anknüpfen.
1965 wechselte Kunimitsu Takahashi in den Automobilsport und brachte es 1977 in Fuji, dem letzten Großen Preis von Japan vor einer längeren Pause, sogar auf einen Formel-1-Einsatz. Bis in die 1990er-Jahre fuhr er Autorennen und wurde in dieser langen Zeit vier Mal japanischer Sportwagenmeister.
Bisher sieben Weltmeister aus Japan
Seit jenem 14. Mai 1961 feierten 35 weitere japanische Piloten einen oder mehrere Grand-Prix-Siege. Die bisher erfolgreichsten waren Tetsuya Harada und Daijiro Katoh, die jeweils 17 Mal gewannen. Ihnen folgen Noboru Ueda mit 13 Siegen sowie Takazumi Katayama, Kazuto Sakata und Youichi Ui mit je elf Triumpfen. Einen Sieg weniger hat Masao Azuma.
Bis zum ersten WM-Titel musste sich Japan noch bis 1977 gedulden, als Takazumi Katayama auf einer Yamaha der Jahrgangsbeste der 350-ccm-Klasse wurde. In seine Fußstapfen traten später Testuya Harada (1993, 250 ccm, Yamaha), Kazuto Sakata (1994, 125 ccm, Aprilia), Haruchika Aoki (1995 und 1996, 125 ccm, Honda), Daijiro Katoh (2001, 250 ccm, Honda) und Hiroshi Aoyama (2009, 250 ccm, Honda).
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