Am Samstagabend fand im Theater Crimmitschau ein besonderes Event statt: die Tandemlesung "Das bassd wie de Fausd offs Oche". Über 400 Zuschauer waren gekommen, um "Social Media"-Star Kristina vom Dorf und die Kabarett-Legende Gunter Böhnke zu sehen, die sich in einer gemeinsamen Show vor allem eines vorgenommen haben: Zu zeigen, wie schön und wichtig das Sächsische für die Sachsen ist. Die eine ist jung, groß und forsch - der andere nicht mehr ganz so jung, nicht ganz so groß und etwas gemütlicher, aber voller Inbrunst für Sachsen und den sächsischen Dialekt: Die Rede ist von Kristina vom Dorf, die als Sachsen-Muddi auf Instagram der absolute Hit ist - und Vollblut-Sachse Gunter Böhnke. Doch beide eint ihre Liebe zu den Sachsen und ihrem Dialekt. Die Atmosphäre war von Anfang an herzlich und einladend im prunkvoll restaurierten Crimmitschauer Theater - klar, Kristina hatte ein Heimspiel, stammt sie doch aus dem kleinen Ort Langenreinsdorf, der inzwischen zur Stadt gehört. Und schnell wurde klar, dass die beiden Autoren nicht nur ihre Bücher vorstellen, sondern auch eine unterhaltsame Zeit miteinander und mit dem ebenfalls bestens aufgelegten Publikum verbringen wollten. Und eines vorweg: Dieser Plan ging vollends auf!
Passagen aus den Büchern und heitere Anekdoten
Denn Kristina und Gunter präsentierten nicht nur Passagen aus ihren aktuellen Werken, die das Publikum zum Lachen und Schmunzeln brachten. Ebenso kurzweilig waren die Anspiele, die sie zeigten. Mal als altes Ehepaar, oder bei einem Sketch von Böhnke, den er zusammen mit Bernd-Lutz Lange aufführte und bei dem Vertreter der Volkspolizei zunächst kariertes Linienpapier und dann einen Globus von Dresden bestellten. Es war faszinierend zu sehen, wie das Sächsische auch beim Publikum nicht nur als Dialekt, sondern als Ausdruck von Heimat und Nähe wahrgenommen wird. So erzählte Kristina, dass sie für ihr Buch "Made in Sachsen" auch viele Experteninterviews in ihrer Heimat führte. Und so nach einem Gespräch mit "Omis aus dem Dorf" zwei Stunden später total betrunken zurück nach Hause kam. Böhnke berichtete davon, dass er bereits in den 1950ern Jahren in einer "West-Mannschaft" Fußball spielte, nämlich bei Motor Dresden-Trachenberge West, und dort unter anderem sportliche Duelle mit Klaus Sammer austrug. Beide Autoren betonten, dass die Sachsen selbstbewusst mit ihrem Dialekt umgehen sollten und ihn nicht verstecken müssten, sondern offen zeigen sollten.
Eigentlich ein Fall für das Guinness-Buch
Ebenfalls für Heiterkeit sorgte Kristinas amüsante Anekdote darüber, dass sie eigentlich ins Guinness-Buch der Rekorde gehört, da sie insgesamt dreimal die zehnte Klasse besuchte - und schließlich doch ihr Abitur am Crimmitschauer Julius-Motteler-Gymnasium absolvierte. Gunter Böhnke teilte mit den Anwesenden die Redewendungen, die seine Großmutter ihm mit auf den Weg gegeben hatte. Da ging es um "müde, matt, marode, faul und commode" (commode bedeutet im Französischen bequem) oder das Pflücken von Johannisbeeren, das Böhnke schon zu Kindertagen ebenso schnell beherrschte wie die Katzen ihr Liebesspiel. Und er sprach über die Warnung als korpulente Kinder, dass ihnen bald die "Augen zuwachsen", wenn sie weiterhin so einen guten Appetit haben. Zudem zitierte er passende Stellen aus seinem Buch "'Säggs'sch - Fast vergessen'" und gab auch einige Witze zum besten. Seine humorvolle Erklärung, wie man gut sächsisch spricht, nämlich: "Den Unterkiefer vorschieben und die Laute herausströmen lassen", sorgte ebenfalls für Gelächter.
Schon Goethe wusste um die Wichtigkeit des sächsischen Dialekts
Ein weiterer interessanter Punkt, den beiden Autoren aufgriffen, war die Erwähnung von Goethe, dessen Vater bereits ein großer Fan des Sächsischen war und seinem Sohn daher riet, beim Studium in Leipzig zu lernen, wie man diesen Dialekt spricht. Später prägte der berühmt gewordene Filius dann den Spruch: "Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seelen ihren Atem schöpfen." Ein Zitat, dass wohl bestens beschreibt, wie sich die beiden Hauptakteure auf der Bühne und das von Jung bis Alt gemischte Publikum nach zwei beschwingten Stunden im Crimmitschauer Theater fühlten.
Weitere gemeinsame Auftritte geplant
Und schließlich endete der Abend, bei dem, soweit für mich ersichtlich, kein Auge trocken blieb, mit großem Applaus und einem Gruppenfoto. Beim Weg zur Garderobe offenbarte dann eine Frau, "dass sie endlich einmal wieder richtig lachen konnte, wo sie doch aktuell zuhause so wenig zu lachen habe". Und wer jetzt neugierig geworden ist oder traurig, dass er das verpasst hat: Keine Angst! Denn für das nächste Event am 14. November in der LVZ-Kuppel in Leipzig gibt es noch einige Restkarten. Und auch nächstes Jahr sind gemeinsame Auftritt geplant: So am 4. Mai 2025 in der Börse Coswig, am 27. Juli im Hof der Auenwaldstation Leipzig und am 18. Oktober in der Neuen Welt Zwickau. Darüber hinaus ist Kristina vom Dorf am 5. April kommenden Jahres in der Hirschbar in Limbach-Oberfrohna, am 12. April im Kulturgewölbe Kalé in Penig sowie im Mai in der Brettmühle Mulda (2. Mai 2025) und im Tivoli Freiberg (16. Mai) zu erleben.
erschienen am 03.11.2024