Sachsenring. Ging es im ersten Teil unserer statistischen Auswertung anlässlich 75 Jahre Motorrad-Weltmeisterschaft um die generell erfolgreichsten Fahrer (Weltmeister und Grand-Prix-Sieger) sowie die häufigsten Austragungsorte, sind nun die jüngsten und ältesten Champions und GP-Sieger sowie ein Blick in die Top-Klasse an der Reihe.
Geschichtlicher Zahlensalat
Wie bereits dargestellt und in Motorsportkreisen hinlänglich bekannt, ist der Italiener Giacomo Agostini der Fahrer mit den meisten WM-Titeln und auch Grand-Prix-Siegen. Seine 15 WM-Kronen setzte er sich zwischen 1966 und 1975 auf. Seine insgesamt 122 Siege errang er hingegen zwischen 1965 und 1976. Interessanterweise gelang ihm sein erster und sein letzter GP-Sieg auf dem Nürburgring, 1965 im Rennen der Klasse bis 350 ccm und 1977 in der Halbliter-Kategorie. Die zweitmeisten WM-Titel gewann Angel Nieto in den kleinen Hubraum-Klassen bis 50 bzw. 125 ccm, und zwar deren 13. Da der 2017 verstorbene Spanier, wie viele seiner Landsleute, die Zahl 13 als Unglückszahl betrachtete, schätzte er es sehr, wenn in Verbindung mit ihm von 12 + 1 WM-Titeln gesprochen wurde.In Sachen Grand-Prix-Siege ist der Ende 2021 vom Motorrad-GP-Sport zurückgetretene Valentino Rossi mit 115 Triumphfahrten die Nummer 2 hinter seinem Landsmann. Auf Rang 3 in dieser Statistik liegt Angel Nieto, der 90 Mal als Sieger eines WM-Laufes abgewinkt wurde.
Verbesserungen möglich
Wenn in der nun am kommenden Wochenende im Wüstenstaat Katar beginnenden 76. Saison der Motorrad-Weltmeisterschaft der Spanier Marc Marquez zu seinen bisher 85 GP-Siegen fünf oder mehr gewinnen könnte, würde er mit seinem Landsmann gleichziehen bzw. ihn vom dritten Rang verdrängen. Die Chancen stehen in diesem Jahr wieder etwas besser für ihn, denn seine letzten GP-Siege feierte er 2021 und wechselte nun von seinem langjährigen Arbeitgeber Honda zu Ducati. Wenngleich er sich gegenüber den reinen Werksfahrern vorerst mit Vorjahresmaterial begnügen muss, ist ihm mit einem der aktuell besten Motorräder einiges zuzutrauen.Betrachtet man nur die Königsklasse, ist Valentino Rossi mit 89 errungenen Siegen der erfolgreichste vor Giacomo Agostini mit deren 68. Während der inzwischen 81-jährige "Ago Nazionale" seine Königsklassen-Siege allesamt auf 500er-Motorrädern erringen konnte und Valentino Rossi zumindest einen Teil in der altehrwürdigen 500-ccm-Klasse feierte, lohnt sich noch ein Blick in die 2002 eingeführte neue Königsklasse MotoGP mit 1.000er- bzw. zwischenzeitlich 800er-Viertaktaggregaten. Hierbei führt Marc Marquez die Tabelle mit 59 GP-Siegen an. Rechnerisch könnte die "93" also auch in der generellen Königsklassen-Statistik einen Platz vorrücken, vorbei an Giacomo Agostini. Ob das realistisch ist, wird teilweise der besagte erste Schlagabtausch am bevorstehenden (Renn-)Wochenende zeigen.
Von Jungspunden und alten Eisen als Weltmeister
Der jüngste Motorrad-(Straßen-)Weltmeister der Geschichte ist der Italiener Loris Capirossi, der 1990 am Tag seines feststehenden WM-Titels in der 125-ccm-Klasse 17 Jahre und 165 Tage jung war. Der zweitjüngste ist der Spanier Pedro Acosta, der bei seinem Titelgewinn 2021 mit 17 Jahren und 166 Tagen nur marginal älter war. Der zudem Moto2-Weltmeister des letzten Jahres geht in dieser Saison als MotoGP-Neueinsteiger an den Start. Auf Platz drei folgt in diesem Ranking Marc Marquez. Der inzwischen achtfache Weltmeister war bei seinem ersten WM-Triumph 2010 in der 125-ccm-Klasse 17 Jahre und 263 Tage alt. Der älteste Weltmeister ist der deutsche Hermann-Paul Müller, kurz HP oder HaPe Müller genannt. Er trat nach dem werkseitigen Rückzug von NSU 1955 als Privatfahrer mit einer "Sportmax" in der Viertelliter-Kategorie an und krönte sich im Alter von 45 Jahren und 287 Tagen zum Weltmeister.
Die jüngsten und ältesten Grand-Prix-Sieger
Der jüngste Grand-Prix-Sieger ist der Türke Can Öncü, der beim Saisonfinale 2018 in Valencia als Wild-Card-Fahrer beim Rennen der Moto3 mit einer KTM an den Start ging und mit 15 Jahren und 115 Tagen das Rennen als Jüngster der Geschichte gewann. Nachdem er im Grand-Prix-Sport nicht so richtig "zündete" ist er inzwischen in der Supersport-WM unterwegs. Sein jüngerer und kleinerer Bruder Deniz ist in diesem Jahr von der Moto3- in die Moto2-WM aufgestiegen.
Der älteste GP-Sieger ist der Brite Arthur Wheeler, der 46 Jahre und 70 Tage alt war, als er das 250er-Rennen beim Argentinien-GP 1962 in Buenos Aires auf einer Moto Guzzi gewann. Der älteste Sieger in der Königsklasse ist der weitere Brite Fergus Anderson, der 1953 im Alter von 44 Jahren und 237 Tagen den Großen Preis von Spanien in Barcelona, ebenfalls auf einer Moto Guzzi, gewann. Der hingegen jüngste Sieger in der Königsklasse ist Marc Marquez. Er war 20 Jahre und 63 Tage alt, als er 2013 auf dem Circuit of the Americas im US-Bundestaat Texas gewann. Das könnte sich in dieser Saison ändern, denn der MotoGP-Rookie Pedro Acosta wird am GP-Renntag Sonntag in Katar im Alter von 19 Jahren und 290 Tagen an den Start gehen. Die Sprintrennen am Samstag gehen nach wie vor nicht als Grand Prix in die Wertung bzw. Statistik ein. Acosta hat also noch bis zum Großen Preis von Deutschland auf dem Sachsenring vom 5. bis 7. Juli 2024 Zeit, den Rekord von Marc Marquez zu brechen.
erschienen am 06.03.2024