Sachsenring/Zschorlau. Gerhard Singer kennt man in unseren Breiten von früher nur von den Interrennen in der ehemaligen Tschechoslowakei wie Horice oder dem Grand Prix der CSSR in Brno.
In der Neuzeit war er immer wieder ein gern gesehener Gast bei Klassik-Veranstaltungen auf dem Sachsenring oder dem Zschorlauer Dreieck. Heute feierte der Schwabe seinen 70. Geburtstag.
Der Weg zum Grand-Prix-Fahrer
Mancher Rennfahrer war in allen (Solo-)Klassen aktiv, andere versuchten sich zumindest in zwei oder drei verschiedenen Kategorien. Und es gibt welche, die nur einer Klasse frönten, so wie Gerhard Singer.
Er erblickte Gerhard Singer am 17. Februar 1952 erstmals das Licht der Welt. Gerhard Singer ist ein typischer 50er-Racer, der dieser Klasse fast durchweg treu blieb. National feierte der Schnapsglasklassen-Spezialist aus dem baden-württembergischen Ditzingen 1977 als Deutscher Vize-Juniorenmeister einen seiner größten Erfolge.
Was geschah dann?
Ein Jahr später gab er bei seinem Heim-GP auf dem Nürburgring sein WM-Debüt. Damals wurde noch auf der Nordschleife des Eifelkurses gefahren. "Es waren damals an die hundert Nennungen in der 50-ccm-Klasse. Ich war völlig unerfahren und kannte die Strecke nicht. Im ersten Training ging mir der Sprit aus, diese Distanz war ich nicht gewohnt", erinnert sich der heutige Jubilar. Gerhard Singer qualifizierte sich als "... ich glaube 16. des Trainings ..." fürs Rennen und wurde in diesem schließlich ebenfalls 16.
1979 kam er in Rijeka als mit Abstand Letzter vom Start weg und errang dennoch als Zehnter seinen ersten WM-Punkt. "Eine Woche später folgte Assen. Dafür bekam ich von meinem Arbeitgeber keinen Urlaub, da habe ich sofort gekündigt. Im zweiten Training ging am Motor fast alles kaputt. An diesem Wochenende habe ich den Rudi Kunz als Freund kennengelernt und bin am kommenden Wochenende in Spa-Franchorchamps mit einem Zylinder von ihm auf den achten Platz gefahren."
Mit diesen weiteren drei WM-Punkten wurde und wird er in der WM-Tabelle auf dem 22. Endrang geführt.
Nach zwei mageren Jahren holte er 1982 beim Großen Preis von San Marino in Mugello als Neunter weitere zwei WM-Punkte, was ihm ein Jahr später zweimal gelang. In Monza wurde er starker Siebenter und beim anderen Heimspiel in Hockenheim Neunter. Mit diesen sechs WM-Zählern kletterte er immerhin auf den 16. Schlussrang des Jahres 1983.
Erfolge auch in der EM
Große Erfolge feierte Gerhard Singer aber auch in der Europameisterschaft, welche damals noch einen ziemlich hohen Stellenwert hatte. "1982 hatte ich mir drei Wochen vor Hockenheim beim Interrennen in Hengelo den linken Arm gebrochen. Zum Maipokal-Rennen habe ich mir den Gips entfernt und habe im Interrennen hinter Stefan Dörflinger, Hagen Klein und Ulrich Merz den vierten Platz erzielt. In der EM-Wertung bedeutete das Platz eins", erklärt der Leonberger. Dazu kam unter anderem ein zweiter Platz in Donington, was in der Endabrechnung Platz drei bedeutete.
National zählt er seinen fünften Platz 1978 und seinen vierten Rang 1982, jeweils in der kleinsten Hubraumklasse, genauso zu seinen größten Erfolgen, wie seinen dritten Platz der 1983 neu eingeführten 80er-DM.
Viele Jahre nach Beendigung seiner Karriere kehrte Gerhard Singer bei Klassik-Veranstaltungen mit verschiedenen Motorrädern auf die Rennstrecken zurück - natürlich mit diversen 50ern.
erschienen am 17.02.2022