Um sich einen Ausgleich zu Arbeit oder Studium zu schaffen, gehen zahlreiche Menschen in ihrer Freizeit einem Hobby nach. Wie vielfältig diese Hobbies sein können, wollen wir bei Blick.de aktuell zeigen und lassen dazu Menschen aus der Region zu Wort kommen, die einem besonderen Hobby nachgehen, das der ein oder andere vielleicht noch nicht auf dem Schirm hat. Heute geht es ums Fallschirmspringen:
"Die ewige Sehnsucht, selber fliegen zu können" - so sei Ulf Tietz zu seinem besonderen Hobby gekommen, sagt er selbst. Denn der 57-jährige geht in seiner Freizeit am liebsten Fallschirmspringen. Es habe ihn im Leben lange Zeit beschäftigt, die Sehnsucht nach dem Fliegen. Bis er den Weg zum Fallschirmsprung gefunden hat. Seit er einen Tandemsprung geschenkt bekommen habe, sei es um ihn geschehen. "Das lernst du natürlich nicht von heute auf morgen, man ist quasi immer mit Lernen beschäftigt", stellt Ulf Tietz klar. Kein Flug sei wie der andere.
Mit über 200km/h unterwegs
Besonders der allererste Freifallsprung bleibt dem Reisebusfahrer in Erinnerung. "Das ist wirklich unbeschreiblich, wenn du merkst, dass die Luft dich wirklich trägt", erzählt er mit glänzenden Augen. Es sei wirklich schwierig vorzustellen, dass die Luft einen wirklich trage und, dass es funktioniert, dass man kontrolliert fällt. Auch wenn die ersten "RW"-Sprünge gelingen, sei dies ein tolles Gefühl, sagt der Zwickauer. "RW" (engl.) für "Relative Work" bezeichnet eine Disziplin im Fallschirmsport, nämlich das Formationsspringen, wobei mehrere Springer durch gegenseitiges Fassen von Armen und Beinen im Freifall besondere Figuren bilden. "Wenn der erste große Stern [wenn fünf Mann gemeinsam in Formation springen, Anm. d. Red.] gelingt oder wenn man sich um 360 Grad dreht, das sind die ganz besonderen Momente." Flache Sprünge würden aus Höhen zwischen 1.000 und 1.200 Metern, RW-Sprünge zwischen 2.500 und 4.000 Meter absolviert, erklärt Tietz. Bei zirka 2.500 Metern sei man über 200km/h schnell und meistens in unter 30 Sekunden im freien Fall, bevor die Schirmfahrt beginnt und je nach Höhe man nach zirka einer Minute noch zusätzlich auf dem Boden.
Eigentlich bräuchte man nicht viel zum Fallschirmspringen, sagt der 57-Jährige. Essenziell sei eigentlich nur ein gewisser Mut, denn es sei schon eine Überwindung, vor allem zu Beginn, sich aus der Tür zu trauen und zu springen. Es muss also auch das Umfeld passen, denn man müsse sich mit anderen Springern und Piloten gegenseitig vertrauen, und sicher sein, dass man in guten Händen ist. "Beim OFC stimmt einfach das Gesamtpaket und es ist für mich wie ein zweites Zuhause geworden", sagt Tietz über sein Team.
Der Zwickauer ist seit zirka sieben Jahren aktiv in dem Sport und Mitglied im OFC, dem Ostthüringer Fallschirmsport Club in Altenburg. Obwohl er selbst kein Vereinsmensch sei, habe die Chemie mit dem OFC und den Mitgliedern sofort gestimmt, sagt Tietz. "Für das Fallschirmspringen müssen natürlich die Umstände stimmen - und das ist nicht nur der Wind oder der Lehrer, sondern eben auch der Verein." Für ihn sind die Mitglieder wie eine Familie, über den Sport hinaus ist man füreinander da. Die Altersspanne ist groß: Zwischen 16 und 60 Jahren plus sei alles dabei, lacht Tietz.
Ausrüstung auch zum Verleih möglich
Ob es kostspielig sei? Natürlich, sagt der 57-Jährige, aber auch nicht viel mehr als andere Hobbies, die man in starker Frequenz ausübt, wie Motorrad- oder Skifahren, wofür man auch besondere Ausrüstung benötige. In der Saison zwischen Ostern und Silvester absolviert er zwischen 50 und 100 Sprüngen, für die er im Jahr zirka 1.000 Euro insgesamt ausgibt. Natürlich braucht man auch eine besondere Ausrüstung, vom Anzug bis zum Schirm, da benötige man für gutes gebrauchtes Material zwischen 5.000 und 10.000 Euro, aber eine Grenze nach oben gebe es bei wie so vielem nicht, sagt Tietz. "Das Schöne ist, dass man bei unserem Verein sich aber die Ausrüstung auch komplett leihen kann. Das ist gerade für Anfänger oder Personen, die es einfach mal ausprobieren wollen, eine super Sache", erzählt er weiter.
Neben seinem "Stammflugplatz" in Altenburg-Nobitz sei er gern auf anderen Flugplätzen in Sachsen, Thüringen oder Brandenburg unterwegs. Bergige Landschaften kommen für ihn nicht in Frage. "Das ist auch wieder eine ganz andere Flugdynamik und ich bin zufrieden mit dem, was ich bereits kenne", sagt Tietz.