Sachsenring. Am heutigen 1. Juli ist es genau 90 Jahre her, dass bei Hohenstein-Ernstthal erstmals der "Große Preis von Deutschland für Motorräder" ausgetragen wurde.
Erstmalig wurde der "Große Preis von Deutschland für Motorräder" am 27. September 1925 auf der Berliner Avus ausgetragen. Dabei trugen sich neben den Deutschen Willy Zick auf Puch (Klasse bis 175 ccm), Paul Köppen auf BMW (500 ccm), Erich Tennigkeit auf Mabeco (750 ccm) und Paul Kozal, ebenfalls auf Mabeco (1.000 ccm), die Italiener Amedeo Ruggeri auf Moto-Guzzi (125 ccm) und Miro Maffeis auf seiner Maffeis-Blackburne (350 ccm) sowie der Brite Cecil T. Ashby auf Zenith (250 ccm) in die erste Siegerliste ein.
Von der Avus über den Nürburgring nach Sachsen
Nach einem weiteren Jahr des "Großen Preises" auf der Avus, wanderte dieser ab 1927 an den in der strukturschwachen Eifel neu erbauten Nürburgring.
Nachdem es 1932 keinen "Großen Preis von Deutschland für Motorräder" gab, kehrte dieser 1933 noch einmal zur Avus zurück und fand ab 1934 den Weg ins sächsische Hohenstein-Ernstthal.
Während der "Große Preis von Deutschland für Automobile" nach seiner Premieren-Veranstaltung 1926, ebenfalls auf der Avus, ab 1927 auf dem Nürburgring seine Heimat fand, wurde jener der Zweiräder, auch "Dank" der inzwischen machthabenden Nazis, als Gleichgewicht 1934 erstmals an die Rennstrecke bei Hohenstein-Ernstthal vergeben.
Hier wurde bekanntlich 1927 das erste "Badberg-Vierecks-Rennen" ausgetragen und nach der zweiten Ausgabe 1928 zunächst eine Pause eingelegt.
Doch als der Rennbetrieb 1934 wieder aufgenommen wurde, gab es statt einer Regional-Veranstaltung auf dem Badberg-Viereck eines der größten Rennen der damaligen Zeit. Den Namen Sachsenring bekam die Strecke erst 1937.
100.000 Zuschauer beim ersten "Großen Preis" in der Region
Vom 28. Juni bis 1. Juli 1934 wurden vor insgesamt 100.000 Zuschauern die drei Klassen bis 250, 350 und 500 ccm ausgeschrieben, von denen die Viertelliterklasse und die 350er am Rennsonntag ein gemeinsames Rennen mit getrennter Wertung austrugen.
Hierbei gewann bei den 350ern nach 50 Runden gleich 436,185 Kilometer der Brite Jimmy H. Simpson auf Norton vor seinem Landsmann Ernie Nott auf einer Husqvarna und dem Deutschen Otto Schanz auf einer Imperial. Der spätere Auto-Union-Autorennfahrer und Motorrad-Weltmeister der 250-ccm-Klasse des Jahres 1955 auf NSU, Hermann-Paul Müller, wurde mit seiner Victoria-JAP Vierter und war damit der Letzte der 28 gestarteten 350er-Fahrer, der die Zielflagge sah.
Auch bei den 250ern kamen nur vier Fahrer (von 26 gestarteten) ins Ziel und von denen der Ire Henry G. Tyrell-Smith als Erster. Während die Deutschen DKW-Werksfahrer Arthur Geiß und Walfried Winkler Tyrell-Smith bei der Siegerehrung flankierten, war der auf einer Bücker-JAP Viertplatzierte Friedrich Schön, wie alle anderen Anwesende, bei der Ehrung der Besten nur Zuschauer.
Das Rennen der Halbliterklasse über die gleiche Distanz nahmen 30 Fahrer auf, doch auch hierbei überquerten nur deren vier die Ziellinie in Wertung. Dabei gab es endlich den erhofften Heimsieg, und zwar durch Otto Ley auf DKW. Zweiter wurde der Schwede Ragnar Sunnqvist auf Husqvarna, gefolgt von den weiteren Deutschen Richard Heinrich auf Rudge und Franz Falk auf AJS.
Rennen wurde von drei tödlichen Unfällen überschattet
Überschattet wurden die Rennen von schweren Unfällen, bei denen der Belgier Erik Robert Joseph Marie Haps, genannt "Noir", und der Schwede Karl-Gunnar Kalen ihr Leben unmittelbar und der weitere Belgier Leopold Demeuter in den Morgenstunden des 2. Juni im Krankenhaus verloren.
erschienen am 01.07.2024