Chemnitz/ Zwickau. Sie gehören zu den Besten ihres Berufs in Deutschland: Anna Telle aus Chemnitz und Kim Bücholdt aus Mülsen bei Zwickau. Anna ist Auszubildende in der Gesundheits- und Sozialbetreuung, Kim ist gelernte Floristin und arbeitet im Geschäft ihrer Mutter in Mülsen. Anfang des Jahres haben sie sich bei den Deutschen Meisterschaften für die WorldSkills 2024 im französischen Lyon qualifiziert.

 

Straffer Tagesplan

Seit Mittwoch laufen die Wettbewerbe auf dem Messegelände Eurexpo. Eines vorweg: Ein Urlaub sind die WorldSkills auf keinen Fall. "Wir stehen morgens um 5.30 Uhr auf, frühstücken, und um 7.30 Uhr geht es auf das Gelände. Meistens haben wir von 9 bis 17 Uhr unsere Wettbewerbsaufgaben. Bis man dann wieder im Hotel ist und zur Ruhe kommt, kann es schon mal 23 Uhr werden", berichtet Kim Bücholdt. Viel Freizeit bleibt nicht. "Wir sind ein paar Tage früher angereist und haben uns die Stadt angesehen", erzählt Anna Telle. Dennoch sei die Stimmung im Team großartig. Der Gemeinschaftsgedanke - auch mit den Konkurrenten - sei viel wert.

 

Gesteck zum Thema Fotografie

In Halle 6 hat sie ihre "Competitors Area", in der die Floristen in eigenen Arbeitsbereichen untergebracht sind. "Man ist schon aufgeregt, hier sind super viele Leute - aber wenn man dann im Wettbewerb ist, ist man nur mit sich selbst beschäftigt." Eine ihrer heutigen Aufgaben: ein Gesteck zum Thema Fotografie anfertigen. Zwei Stunden Zeit hat sie dafür. Hochkonzentriert geht sie ans Werk: Steckmasse, Kies, Blumen stecken. Jeder Handgriff muss sitzen. Nebenan ist der Spanier Victor Alvarez Fernandez mit der gleichen Aufgabe beschäftigt. Nicht minder konzentriert geht er ans Werk.

 

Pflegesituationen nachgestellt

Auf der anderen Seite des 20 Fußballfelder großen Messegeländes im Südosten von Lyon bereitet sich Anna Telle auf ihre aktuelle Aufgabe vor. Zwei bis drei Aufgaben stehen an jedem der vier Wettkampftage an. Ihr Setting: eine Pflegesituation in einem Altenheim. Eine Komparsin mimt die Patientin. Drei Jurymitglieder beobachten jeden Handgriff. Bekommt man die Zuschauer am Rand überhaupt mit? "Nein, man ist so in seine Tätigkeit vertieft, dass man gar nicht bemerkt, dass jemand zuschaut." Auch ihre Lehrerin aus Chemnitz, Susanne Hanke, ist vor Ort. "Vor allem, um Anna moralisch zu unterstützen. Anfeuern dürfen wir ja nicht." Nicht ohne Grund - jegliche Kommunikation mit den Wettkämpfern ist untersagt.

 

Konkurrenz ist groß

Die beiden Frauen bestätigen, dass die Konkurrenz groß ist. Ob sie sich Chancen ausrechnen? "Klar wäre eine Medaille schön, aber ich bin hier, um mein Bestes zu geben. Und wenn das der 19. Platz ist, dann ist das so", gibt sich Anna Telle bescheiden. Beide betonen, dass allein die Teilnahme eine wichtige Erfahrung fürs Leben ist. Ob die beiden eine der begehrten Medaillen gewinnen, wird sich am Sonntag im Groupama-Stadion vor 25.000 Zuschauern entscheiden. Dann ist die Siegerehrung.