Sachsenring. Nachdem es in den ersten drei Teilen unseres historischen Abrisses anlässlich 75 Jahre Motorrad-(Straßen-)Weltmeisterschaft primär um die erfolgreichsten Rennfahrer, die jüngsten und ältesten Weltmeister bzw. Grand-Prix-Sieger sowie die Meilensteine der einzelnen Klassen ging, wollen wir nun die aktuell in der WM engagierten Werke etwas näher beleuchten. Dabei ist klar, dass die Hersteller ein wichtiger Teil des Rennzirkus sind und auch die derzeit involvierten haben bereits eine lange Motorsport-Tradition.
Aprilia
Das erste Rennen von Aprilia in der Motorrad-Straßen-WM erfolgte 1985 in der 250-ccm-Klasse mit dem Italiener Loris Reggiani. Die ersten WM-Punkte errang ebenfalls dieser, nämlich beim dritten Saisonrennen in Hockenheim als Neunter. Loris Reggiani holte zwei Jahre später auch den ersten Sieg für den italienischen Hersteller aus Noale, indem er in derselben Klasse vor heimischem Publikum den Großen Preis von San Marino in Misano gewann.
Im Jahr 1992 feierte Aprilia den ersten Fahrer-WM-Titel, ebenfalls mit einem Italiener, und zwar mit Alessandro Gramigni in der Klasse bis 125 ccm. 1995 fügte man diesem, nun allerdings wieder bei den 250ern, den ersten Konstrukteurs-Titel hinzu. Den ersten Sieg in der Königsklasse holte der Spanier Aleix Espargaro beim Argentinien-GP 2022. Danach hat er in der MotoGP zwei weitere Siege folgen lassen.
Ducati
Das Debüt von Ducati, ebenfalls aus dem Stiefelland, im Grand-Prix-Sport datiert auf dem Jahr 1956. Sandro Artusi nahm am Grand Prix der Nationen im italienischen Monza, dem WM-Finale jenes Jahres, in der 125er-Klasse teil und holte als Fünfter auf Anhieb die ersten WM-Punkte.
Der erste GP-Sieg folgte 1958 im belgischen Spa-Francorchamps, als Alberto Gandossi das Rennen der Achtelliter-Klasse gewann. Er wurde in jenem Jahr Vize-Weltmeister vor seinem Stallgefährten Luigi Taveri aus der Schweiz.
Nach vielen Jahren Pause stieg Ducati 2003 in die Motorrad-WM wieder werkseitig ein. Gleich beim ersten Saison-Rennen fuhr der Italiener Loris Capirossi im japanischen Suzuka als MotoGP-Dritter aufs Podest und holte fünf Rennen später in Barcelona den ersten Sieg in der Königsklasse.
2007 holte der Australier Casey Stoner den ersten Fahrer-WM-Titel, der mit dem gleichzeitigen Gewinn des Konstrukteurs-WM-Titels garniert wurde. 2022 wurde der Italiener Francesco "Pecco" Bagnaia der zweite MotoGP-Weltmeister auf einer Ducati. Im Vorjahr konnte er diesen Titel erfolgreich verteidigen.
Honda
Das Werk mit den meisten WM-Titeln und GP-Siegen ist Honda. Nachdem die Japaner 1959 in der 125-ccm-Klasse zum ersten Mal an einem GP-Rennen teilgenommen hatten, schenkte ihnen Tom Phillis beim Saisonauftakt 1961 im Montjuich Park von Barcelona beim Rennen der 125-ccm-Klasse den Premieren-Sieg. Vergoldet wurde jenes Jahr 1961, indem Tom Phillis und der Brite Mike Hailwood die WM-Titel in den Klassen bis 125 und 250 ccm gewannen und in diesen Klassen auch die ersten Konstrukteurs-Titel an Land gezogen wurden.
1966 fügte der Rhodesier Jim Redman beim GP von Westdeutschland in Hockenheim den ersten Sieg in der Königsklasse hinzu. Bis heute hat Honda 62 WM-Titel sowie 821 GP-Siege in allen Klassen errungen, davon 313 in der Königsklasse bis 500 ccm bzw. MotoGP. Auch in diesem Jahr engagiert sich Honda zudem in kleinsten Hubrauklasse, der Moto3.
KTM
Das österreichische Werk KTM stieg erst 2003 in den Grand-Prix-Sport ein und nahm damals am GP von Japan in Suzuka in der 125er-Klasse teil. Beim zweiten Saisonrennen im südafrikanischen Welkom holte der Franzose Arnaud Vincent als Zwölfter die ersten WM-Punkte für die Alpen-Schmiede.
Im Herbst 2004 gewannen sie in derselben Klasse mit Casey Stoner den GP von Malaysia in Sepang und wurden mit ihm schließlich in der Fahrer-WM Gesamtfünfter.
Im darauffolgenden Jahr konnte man in dieser Klasse dann auch den ersten Konstrukteurs-Titel feiern und als diese 2012 in die Moto3 umgewandelt wurde, schrieb KTM mit dem deutschen Fahrer-Weltmeister Sandro Cortese Geschichte. Dies war auch der erste Fahrer-WM-Titel überhaupt für das österreichische Unternehmen. Insgesamt errang man seit dem fünf Moto3-WM-Titel plus einen weiteren mit einem jedoch GASGAS-gebrandeten Motorrad. Seit 2020 schickt KTM nämlich auch Motorräder aus dem eigenen Haus unter dem Label Husqvarna und seit 2021 mit dem Namen GASGAS in die Rennen.
Das gleiche Spielchen treibt man seit 2023 mit GASGAS in der MotoGP. Seit 2022 füllen auch Motorräder unter der Bezeichnung CFMOTO und unter der Bewerbung des am Sachsenring beheimateten Teams PrüstelGP die Moto3-Starterfelder. Dabei handelt es sich aber im Rennsport auf Grund eines Joint Ventures von KTM mit dem chinesischen Motorrad-Hersteller ebenfalls um verkappte KTM.
In der Moto2 tritt man aktuell ebenfalls unter dem Namen KTM und GASGAS an, wenngleich die Einheitsmotoren früher von Honda und heutzutage von Triumph kommen. Den ersten Sieg in der Königsklasse errang der Südafrikaner Brad Binder 2020 in im tschechischen Brno.
Yamaha
Mit Yamaha ist ein weiterer altgedienter Hersteller nach wie vor in der MotoGP dabei. Ihr erstes Rennen war der GP von Frankreich 1961 in Clermont-Ferrand mit Fumio Ito in der 250er-Klasse. Beim vierten Saisonrennen holte dieser als Sechster den ersten WM-Punkt, dem er in jenem Jahr noch sechs weitere folgen ließ, sodass er die WM auf dem neunten Rang abschloss.
Fumio Ito war es schließlich auch, der 1963 in Spa-Francorchamps im 250er-Rennen den ersten Sieg für Yamaha einfuhr. Der nächste Meilenstein war die erste Fahrer-Weltmeisterschaft im Jahr 1964 durch den Briten Phil Read inklusive dem ersten Konstrukteurs-Titel.
Der erste Sieg in der Königsklasse gelang 1972 dem Briten Chas Mortimer beim GP von Spanien in Barcelona. Bis dato hat Yamaha 41 WM-Titel auf dem Zettel, womit man nach Honda der zweiterfolgreichste Hersteller ist. Mit 525 ebenso nach Grand-Prix-Siegen.
Triumph
Nicht ganz unerwähnt lassen wollen wir Triumph, wenngleich die Briten seit 2019 als Nachfolger von Honda lediglich die Einheits-Triebwerke für interessierte Moto2-Teams liefern.
Motorräder dieser Marken und ein Teil der erwähnten Protagonisten sind für alle, die es irgendwie live vor Ort, im Pay-TV oder Internet sehen können, ab diesem Wochenende wieder in Aktion zu erleben. Im Wüstenstaat Katar erfolgt der Saisonauftakt der Motorrad-Weltmeisterschaft 2024. Zum zehnten von 21 Grand Prix des Jahres kommen die Motorradartisten vom 5. bis 7. Juli an den Sachsenring.
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