Hohenstein-Ernstthal. 1996 wurde der Traum von einem neuen Sachsenring wahr und schon 1998 jener vom Comeback der Motorrad-Weltmeisterschaft vor den Toren Hohenstein-Ernstthals. Wirtschaftlich ist die Kombination eines Verkehrssicherheitszentrums und eine darin eingebettete Rennstrecke durchaus eine Erfolgsgeschichte, doch eine permanente Rennstrecke im klassischen Sinn ist sich nicht. Während man heutzutage trotzdem alle Voraussetzungen an eine Permanentstrecke erfüllt und voll auf Augenhöhe mit anderen Kursen agiert, war der neue Sachsenring in seinen Anfangsjahren ein echtes Provisorium. Umso erstaunlicher ist, dass der Motorrad-WM-Rechteinhaber Dorna trotzdem den Sachsen einiges zutraute und mit ihnen zunächst einen Drei-Jahresvertrag für die Austragung des inzwischen in Hockenheim und am Nürburgring glanzlosen Motorrad Grand Prix von Deutschland abschloss.
Große Fanschar als Faustpfand
Mit 142.000, 151.000 und 161.000 Zuschauern erfüllten die ersten drei WM-Läufe auf der "Micky-Maus-Strecke" (Zitat Mick Doohan) 1998, 1999 und 2000 die Erwartungen aller Beteiligten. Daraufhin wollte man die Zusammenarbeit längerfristig fortsetzen, doch wurden an die neue Vertragslaufzeit (sechs Jahre) einige Bedingungen geknüpft. Ein Knackpunkt war die zu geringe Streckenlänge von gerade einmal 3,508 Kilometern, weshalb man noch heute vom großen Sachsenring-Umbau inklusive der sogenannten Norderweiterung 2000/2001 spricht.
Ein ziemliches Novum war die erste Version des neuen Sachsenrings auch in Sachen Runden- und Streckenrekorde. Bereits ab dem ersten WM-Rennen 1998 ging es in Sachen Tagesbestzeiten Spitz auf Knopf zu. Damals drehte der 500er-Pilot Alex Barros aus Brasilien in 1:28,381 Minuten gleich 142,890 km/h die schnellste Rennrunde und hatte damit die Nase nur ganz knapp vorm Japaner Tetsuya Harada. Der umrundete den Kurs mit einer 250-ccm-Aprilia in 1:28,625 Minuten gleich 142,497 km/h. Über die Renndistanz hatte der 500er-Sieger Mick Doohan aus Australien die Nase mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 141,800 km/h ebenfalls nur knapp vor dem Gewinner der Viertelliterklasse, was ebenfalls Tetsuya Harada mit 141,186 km/h war.
Ähnlich war es 1999, doch 2000 wendete sich sogar das Blatt. Bei ebenfalls gleichmäßig warmen und somit vergleichbaren Rahmenbedingungen fuhr der Franzose Olivier Jacque mit einer 250-ccm-Yamaha, die schnellste Rennrunde mit 1:23,575 Minuten gleich 151,107 km/h und gewann zudem das Rennen mit einem Schnitt von 149,441 km/h. Die schnellste Rennrunde der Königsklasse fuhr der Japaner Tadayuki Okada in 1:23,918 Minuten, was nur einem Schnitt von 150,489 km/h entspricht. Die Renndurchschnittsgeschwindigkeit des Siegers Alex Barros betrug 148,594 km/h. Nach dem großen Umbau behielten, wie es sich gehört, in der Regel die Piloten der Königsklasse die Oberhand. Einen zweiten Sonderfall gab es 2008, als der Sieger des 125er-Rennens, der Franzose Mike di Meglio, die schnellste Rennrunde drehte. Dies allerdings noch im Trockenen. Anschließend mussten sowohl die 250er-Akteure wie auch die MotoGP-Piloten auf nasser Strecke ran. Heutzutage hat sich der Unterschied der (Nachfolge-)Klassen MotoGP, Moto2 und Moto3 bei jeweils rund fünf km/h eingependelt.
Wieder rollten die Baumaschinen
Um den Sachsenring an das übliche WM-Niveau anzupassen, rollten ab August 2000 die Baumaschinen erneut. Geschaffen wurden unter anderem die Sogenannte Sachsenkurve sowie die an die alte angelehnte neue Queckenbergkurve. Das Prunkstück war aber die neue hochmoderne Boxenanlage inklusive eines weiteren neuen Start- und Zielturms. Zudem erweiterte die Firma Ford besico ihre selbstfinanzierte Tribüne, indem man auf Grund der neuen Streckenführung weitere Blöcke an die bestehenden setzte. Die Inbetriebnahme und feierliche Einweihungsfeier des nun 3,704 Kilometer langen Kurses erfolgte am 7. Juni 2001, also rechtzeitig vor dem wiederum Mitte Juli stattfindenden Motorrad-WM-Lauf bzw. heute vor 20 Jahren.
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