Plauen. Auf dem Wackerplatz geht's immer weiter voran. Auf dem Sportplatz der Zukunft wurde auch heute wieder gebaut. Die Kleinfeldanlage an der Stöckigter Straße wird in diesem Jahr fertig. Auch an seinem 69. Geburtstag hat Platzmeister Wolfgang Dörschel auf dem Gelände "Dienst" geschoben. Der frühere Gastronom und ehrenamtliche Multifunktionär ist seit unfassbaren 63 Jahren Wacker-Mitglied. Am 30. September 1961 wurde Wolfgang Dörschel von den Ostvorstädtern aufgenommen. Sein Verein trug ziemlich viele Namen, weil der Arbeiterverein zu DDR-Zeiten in den verschiedenen Partei- und Betriebszentralen immer wieder aneckte. Ob SG Ost, Aufbau, BSG Stadtbau oder 1. FC Wacker: Dieser Plauener Fußballverein war, ist und bleibt scheinbar unverwüstlich. Wacker gibt es inzwischen seit 117 Jahren. Das heißt: Mehr als die Hälfte der Lebenszeit von Wacker hat Wolfgang Dörschel dieser Sportgemeinschaft angehört.

Wolfgang Dörschel ist eigentlich von Beruf Seefahrer!

Wolfgang Dörschel war 38 Jahre Vorstandsmitglied, 28 Jahre Vereinsvorsitzender und 21 Jahre betrieb er mit seiner Ehefrau Thea die Sportgaststätte Wackerbud. Die Lebensgeschichte von Wolfgang Dörschel ist bemerkenswert und überraschend zugleich. Der Plauen ist nämlich eigentlich Seefahrer. Doch als DDR-Bürger konnte er keine Reisefreiheit genießen. Trotzdem gelang es dem gelernten Binnenschiffer im real existierenden Sozialismus durch Organisationstalent und geschicktes Management im Handel Fuß zu fassen. Leiter einer Kaufhalle war er gewesen. Und das ist der Mangelwirtschaft. Als die Mauer in Berlin und dann auch in Gutenfürst fiel, war der Plauener 34 Jahre jung und der Chef der Konsum-Kaufhalle im Chrieschwitzer Hang. Verrückt oder? Zuvor hatte "Dörsch" aber seine Thea nach Plauen geholt. Sein Mädel war Erzieherin und hatte in Cottbus gearbeitet. Wolfgang war bei der Armee und gehörte zur Patenbrigade der Einrichtung seiner späteren Frau. "So haben wir uns kennengelernt", verrät Thea. Sie stammt aus dem schönen Jessen an der Schwarzen Elster und wechselte von schwarz auf weiß, sprich an die Weiße Elster nach Plauen, wo sie 21 Jahre an der Käthe-Kollwitz-Schule tätig war.

Er blieb, als die anderen gingen

Obwohl 1989 die Mauer fiel und die ersehnte Reisefreiheit den DDR-Bürgern geschenkt wurde: Wolfgang blieb. Ganz viele seiner Generation wanderten seinerzeit in den Westen ab. Bis heute wirkt dieser Aderlass nach. Auch beim 1. FC Wacker! Umso schöner ist es für den 1. FC Wacker Plauen und seine 330 Mitglieder, dass es wenigstens noch ein paar treue Kameraden gibt, die über Jahrzehnte dem Verein die Treue gehalten haben. Wolfgang Dörschel organisiert übrigens inzwischen das Gastroteam, welches in Eigenregie die Vereinsgaststätte (Bedarfsöffnung) weiter betreibt.