Oelsnitz. Klein ist ein ganz Großer! Denn Michael Klein gibt nicht auf, er hält seine kleine Welt so gut es geht zusammen und er versucht trotz Corona-Sportverbot mit seinen Leuten in einer besseren Zukunft anzukommen. Der BLICK hat im Vogtland die Initiative "Deine Stimme für Deinen Verein" mit ins Leben gerufen. Denn die Sportvereine müssen endlich gehört werden. Heute bekommt der Nachwuchs das Wort. "Mit der erneuten Absage aller Meisterschaften fehlt unseren Nachwuchsvolleyballern ein ganzes Jahr ihrer Entwicklung - den Jüngsten fehlen sogar zwei Jahre, denn traditionell beginnen deren Meisterschaften erst zum Saisonende!" Michael Klein ist Jugendtrainer, Nachwuchsleiter und Staffelleiter für die Altersklassen U12 bis U14. Der Funktionär vom VSV Oelsnitz berichtet: "Wir hatten versucht, die im Frühjahr 2020 abgebrochenen Meisterschaften nach der Sommerpause zu beenden. Da waren schon zahlreiche Teams nicht mehr am Start. Für die U12 und die U13 gab es schon da kein Happy End. Und nun fehlt allen Sportlern eine weitere, komplette Saison."
Der Schaden ist immens!
Kein Training, kein Wettkampf - nur individuelle Fitness und Athletik - und das in einer Mannschaftssportart. Was das für die Zukunft des Volleyballsports bedeuten kann, dürfte wohl jedem klar sein. Nur wer die Technik beherrscht, der kann Volleyball spielen. "Hinzu kommt, dass derzeit in den Schulen die sportlichen Fähigkeiten der Schüler wenn überhaupt auch nur theoretisch weiterentwickelt werden können. Das variiert von Schule zu Schule, von Lehrer zu Lehrer. Teilweise werden Aufgaben aufgegeben, die auch benotet werden, teilweise findet wochenlang gar nichts statt", führt Michael Klein weiter aus. Was aber heißt das für den Volleyball-Vereinssport? Michael Klein antwortet: "Gerade die Jüngsten, die im absoluten Anfängerbereich befindlichen Kinder der U10, U12, U13 und auch U14, werden - sofern sie mit dem Training wieder beginnen können - nahezu bei Null anfangen." Aktuell sind lediglich Onlinetrainings (Athletik, Koordination) möglich.
Es gibt unzählige Probleme
"Leider sind die Vereine und ihre verantwortlichen Trainer und Übungsleiter auch nicht auf diese neue Trainingsform vorbereitet", weiß Michael Klein. Weder die technischen Voraussetzungen sind gegeben (Stichwort Equipment, stabiles Internet), noch sind die privaten Räumlichkeiten für die Trainingseinheiten in den allermeisten Fällen geeignet. Ein Widerspruch ist zudem: "Der Sport soll die Kids weg vom Smartphone, vom Tablet, vom Computer bringen. Jetzt erfolgt auch noch der Sport vor der Glotze", gibt Michael Klein zu bedenken. Außerdem sind Onlinetrainings praktisch immer ohne effektive Korrekturmöglichkeit. Das Arbeiten mit Ball - Stichwort Ballantizipation - findet quasi nicht statt, Gruppen- und Mannschaftstaktik Fehlanzeige, vom sozialen Teamzusammenhalt ganz zu schweigen. "Und hier werden die Grundsteine gelegt: Bei uns im Nachwuchsbereich - das ist das wichtigste Alter für die Entwicklung eines Spielers als Persönlichkeit. Wir erleben gerade eine Katastrophe mit Hinblick auf die Zukunft", mahnt Michael Klein.
Es wird eine Herkulesaufgabe
Die Prognose von Michael Klein sieht so aus: "Wir haben motivierte Trainerinnen und Trainer im Ehrenamt. Sie werden sich der Sache annehmen, die Trainings entsprechend den Gegebenheiten gestalten, wenn sie es denn wieder dürfen. Zwar wird es zu Beginn wieder zu viel zu knappen Hallennutzungszeiten kommen, Beachanlagen sind ja sowieso eher nur rudimentär vorhanden. Aber diese Übungsleiter werden sich Gedanken machen, wie sie auch diese Herkulesaufgabe schultern." Michael Klein ist ein Vordenker. Der Funktionär hat aus sächsischer Sicht folgende Frage: "Wenn unseren Lehrern ein Impfangebot gemacht wird, weil sie zur Risikogruppe gehören, wie soll ich mich dann fühlen als Nachwuchsbetreuer? Warum hat man uns vergessen? Wir stehen ja quasi ungeschützt unseren Sprösslingen gegenüber, wenn es wieder losgeht. Derzeit stellen die unter 18-Jährigen die Gruppe, die das Corona-Virus ungehemmt verbreiten können, weil ihnen bislang kein Impfschutz zur Verfügung steht." Aber auch aus anderer Sicht wird der Vereins- respektive Volleyballsport vor schweren Aufgaben gestellt sein. Zwei Saisons mehr oder weniger keine Trainings bedeutet auch: Zwei Saisons keine aktive Nachwuchsgewinnung. Kein Werben in den Schulen, keine Probetrainings, aber auch keine Quereinsteiger.
VSV Oelsnitz verzeichnet keine nennenswerten Abgänge
Fazit: Für leistungsorientierte Vereine wie den VSV Oelsnitz hat die Coronakrise fatale Folgen. Den Spitzenmannschaften fehlt es an qualifizierten Nachrückern aus der Jugend, denn im Volleyballsport ist die Spielerfahrung durch nichts zu ersetzten. Taktische Reifeprozesse haben nicht stattfinden können. Zudem könnten sich Löcher in den Mannschaften auftun, wenn ältere Spieler nicht mehr an ihr vorcoronales Leistungsniveau anknüpfen können und keine reifen Nachwuchsspieler vorhanden sind. Und dennoch blickt der VSV Oelsnitz optimistisch in die Zukunft: Denn entgegen dem bundesweiten, sächsischen oder vogtländischen Trend verzeichnet der Verein keine nennenswerten Abgänge. Derzeit sind 178 Mitglieder gemeldet, 64 davon trainieren im Jugendbereich. Coronabedingt gab es keine Abmeldungen. Das lässt doch hoffen oder?
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