Plauen/Auerbach. Landrat Thomas Hennig (CDU) ist in eine Zwickmühle geraten. "Unsere Bürger wünschen sich mehr Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr. Und zwar auch abends in kleinen Ortschaften. Es besteht der Wunsch nach einem Ausbau des Busverkehrs im ländlichen Raum", stellte der Landrat in einem Auswertungsgespräch zu seiner Onlineumfrage fest. Der Landrat hatte die Vogtländer im Herbst um deren Meinung gebeten. 7.676 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten die zehn Fragen.
Zwiespalt: Gewünscht wird der Ausbau - gefordert sind Einsparungen
Die Befragten wünschen sich außerdem auch einen Ausbau des Fernverkehrs. "Das Bahnnetz verbessern und Elektrifizierung der Eisenbahnlinie Plauen-Cheb, das ist ebenso der Wunsch unserer Bürger", teilte Landrat Thomas Hennig den vogtländischen Medienvertretern mit. Sofort kam die Frage auf: Wie soll das gehen? Fahren künftig mehr Busse und Bahnen im Vogtland? Landrat Thomas Hennig: "Da stehen wir aktuell vor einem unlösbaren Problem. Wenn wir den ÖPNV ausbauen, werden die Fahrscheine unbezahlbar. Denn wir subventionieren jetzt schon viele Fahrten, die eigentlich unwirtschaftlich sind", betonte der Landrat.
Einige Strecken verzeichnen Fahrgastzuwachs im Vogtland
Die Sachlage: Seit viereinhalb Jahren ist das Vogtland sozusagen Vorreiter in Sachsen. Mit dem neuen Vogtlandnetz (Internet www.vogtlandauskunft.de/liniennetz) gingen PlusBus, TaktBus, StadtBus und RufBus gemeinsam an den Start. Beim Zweckverband ÖPNV Vogtland kann man trotz Coronakrise "ein positiv-optimistisches Fazit ziehen. Denn es gibt einige Strecken mit nachweislich gestiegenen Fahrgastzahlen", stellt Aufsichtsrat Frank Heidan fest. Gleichzeitig muss das Gremium aber darauf achten, "dass die Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Aufgrund der vielen Kostensteigerungen wird das immer schwieriger", verdeutlicht Frank Heidan, dass ein weiterer Ausbau des ÖPNV-Angebotes derzeit vermutlich mit einer Fahrpreiserhöhung verbunden sein müsste. Landrat Thomas Hennig ist zugleich der Zwecksverbandsvorsitzende des ÖPNV: "Wir werden natürlich genau prüfen, was wir tun. Denn die Kosten auf den Fahrschein umlegen, das wollen wir nicht."
In Nachbarregionen in Bayern weniger ÖPNV-Angebote
Dazu muss man wissen, dass zum Beispiel in den bayrischen Nachbarregionen Frankenwald und Fichtelgebirge deutlich weniger ÖPNV-Angebote nutzbar sind. Gleichzeitig durfte im Vogtland Geschäftsführer Michael Barth zuletzt feststellen, dass trotz bundesweitem Streik die vogtländischen Plus- und TaktBusse ganz normal nach Fahrplan fuhren. "Wir haben komplizierte Zeiten überstanden, nachdem unsere 'Bietergemeinschaft Bus' den Fahrbetrieb am 9. Dezember 2022 eingestellt hatte. Jetzt fahren wir unter kommunaler Flagge, haben uns mit unseren Mitarbeitern auf einer guten Basis verständigt und es läuft bei uns trotz der vielen Probleme im Umfeld derzeit rund", berichtet Michael Barth. Sein Dank geht gerade deshalb "an alle Fahrerinnen und Fahrer, die im Verkehrsverbund Vogtland mit Bus und Bahn für Zuverlässigkeit sorgen. Danke!"
Die Infrastruktur ist ein ganz wichtiger Standortvorteil
Aber wie geht es denn nun weiter in Sachen ÖPNV? Landrat Thomas Hennig bekräftigt: "Wir dürfen nicht nachlassen, müssen für jedes Angebot kämpfen. Die Infrastruktur ist ganz wichtig und wenn die nicht passt, ist das ein enormer Standortnachteil fürs Vogtland", warnt Thomas Hennig. Gleichzeitig kündigte der Landrat in der erwähnten Pressekonferenz an: "Wir müssen mit ganz viel Fingerspitzengefühl entscheiden, ob wir wirklich jeden kleinen Ort achtmal am Tag anfahren können. Auch der RufBus ist unter den aktuellen Voraussetzungen nicht überall zu halten", so Thomas Hennig. Obwohlder RufBus auf einigen Linien kaum genutzt wird, "müssen wir dort trotzdem Fahrer vorhalten, die uns dann anderswo fehlen. Und wegen der Lenkzeiten fehlt uns der Fahrer, der nicht zum Einsatz gekommen ist, dann meistens auch am nachfolgenden Tag, weil wir ihn nicht einplanen dürfen, da es ja sein kann, dass er die ganze Zeit fahren muss", erläutert Thomas Hennig weiter.
Verliert der ÖPNV im Vogtland seine Eigenständigkeit?
Thomas Hennig gab zudem seine Meinung zum Thema "Landesverkehrsgesellschaft Sachsen" bekannt. "Ich bin gegen eine Zentralisierung. Solche Pläne helfen uns nicht. Wenn es so kommt, dass es in Sachsen später mal nur noch drei Verkehrsverbünde gibt und wir mit den Nachbarn verschmolzen werden, dann geht das nicht gut aus für uns", glaubt Thomas Hennig. Was die vogtländische Wirtschaft und die Bürger besonders stört, hört man derzeit in der Region ziemlich laut. Zu viele Beispiele habe es in jüngerer Vergangenheit gegeben, wo die sächsische Leuchtturmpolitik zugunsten der Zentren in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau das Vogtland geschwächt haben. Ein eigenständiger vogtländischer ÖPNV ist davon (noch) nicht betroffen. "Dass wir ganze Linien einstellen, das wird es mit mir nicht geben", sagt Thomas Hennig. Werden irgendwann aber nur noch die reinen Fahrgastzahlen darüber entscheiden, wohin der Bus fährt und wohin nicht, dann ist genau das zu befürchten. Aufsichtsrat Frank Heidan ist sich im Klaren: "Wohin das führt, sehen wir bei der Deutschen Bahn. Das gilt es zu verhindern."
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