Auerbach/Zwickau. Die Vogtlandbahn fährt wieder bis in die Zwickauer City. Zur Inbetriebnahme der neuen Leittechnik im Dreischienengleis steuerten letztes Wochenende aber nicht nur die Regionalbahnen RB1 und RB2 das Zentrum der Robert-Schumann-Stadt an. Anlässlich einer feierlichen Eröffnung kreuzte sogar die City-Bahn aus Chemnitz auf. Anderthalb Jahre war diese Direktverbindung vom tschechischen Cheb bis zu der Haltestelle "Zwickau Zentrum" unterbrochen, weil der technische Fortschritt neue Standards erfordert. "Jetzt ist alles nachgerüstet und der Weg in die Zukunft ist frei", freute sich Dr. Steffen Schranil. Der Abteilungsleiter Technik hatte mit seinem Team bis zuletzt mit heißer Nadel an der Anbindung gearbeitet. Erst am Freitagabend hatte die Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH nach eingehender behördlicher Prüfung alle Genehmigungen vorliegen. Weil es in Deutschland kaum Dreischienengleise gibt, auf denen Straßenbahn und Zug gleichermaßen unterwegs sein können, existiert auch kein Handbuch für die technische Weiterentwicklung. So gesehen ist die Investition von 150.000 Euro geradezu ein Schnäppchen. "Neue Fahrzeugtechnik hätte mindestens das Dreifache gekostet", stellte Dr. Steffen Schranil klar.
Tram-Train-System durch Drei-Schienen-Gleis: Eisenbahn und Straßenbahn vernetzt
Laut Sebastian Eßbach, Vertreter des Zweckverbandes ÖPNV Vogtland, entstand das Problem durch den Tausch der Fahrzeuge. Die RegioSprinter wurden aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters aus dem Verkehr gezogen und durch die moderneren RegioShuttle ersetzt. Weil die neueren Triebwagen die benötigte Fahrzeugtechnik nicht besitzen, wurde die Anpassung notwendig. Im Rahmen einer Führung erklärte Dr. Steffen Schranil allen Interessierten: "Bisher erfolgte die Ansteuerung von Weichen und Ampeln fahrzeugbasiert. Diese Aufgabe übernimmt nun die modernisierte Steuerungstechnik. Dazu hat unsere SVZ GmbH in Zusammenarbeit mit den Verkehrsverbünden Mittelsachsen und Vogtland sieben Gleisschaltmittel - also Achszähler - an der dritten Schiene verbaut, welche über eine zentrale Steuerung die Lichtsignalanlagen mittels Meldepunkttelegrammen mit Vor-, Haupt- und Abmeldung ansteuern." Aufgrund dieser Anpassungen kann die RB 2 seit 13. Juni 2021 zusätzlich zur RB 1 wieder bis zur Haltestelle Zwickau Zentrum fahren. Technisch und betrieblich bedeutet dies die Vernetzung von Eisenbahn und Straßenbahn als Tram-Train-System mittels Drei-Schienen-Gleis, da die Zwickauer Straßenbahn eine geringere Spurweite von 1.000 Millimetern aufweist.
Viele Angebote jetzt besser erreichbar
Sebastian Eßbach ist Abteilungsleiter Verkehrsplanung / Verkehrsinformation beim Verkehrsverbund Vogtland mit Sitz in Auerbach und zugleich auch täglicher Fahrgast. Von daher weiß der Verkehrsexperte wie viel Potenzial in der Direktverbindung zwischen dem Vogtland und dem Zwickauer Stadtzentrum steckt. "Mit der RB1 und der RB2 kommt man auch umsteigefrei in die Wander- und Naherholungsgebiete wie die Talsperre Pöhl oder nach Schöneck, unser Sommer- und Winterparadies und das ab 10,50 Euro hin und zurück. Die Vogtländer erreichen umgekehrt mit den beiden Linien die Zwickauer Stadthalle, die Glück Auf Schwimmhalle sowie die Einkaufs-, Gastronomie- und Kulturangebote in der Zwickauer Innenstadt", warb Sebastian Eßbach. Weitere Informationen und Fahrpläne erhalten die Interessierten unter www.vogtlandauskunft.de oder bei der Tourismus- und Verkehrszentrale Vogtland (TVZ), Servicetelefon 03744-19449.
erschienen am 17.06.2021