Plauen. Das Robert-Koch-Institut hat für den 17. März 2021 einen Inzidenzwert von 342,9 ermittelt. Die dritte Covid19-Welle hat das Vogtland erfasst. In einer Pressekonferenz appellierten die Ärztlichen Direktoren der fünf regionalen Krankenhäuser: "Wir kommen ans Limit und bitten die gesamte Bevölkerung, die Coronaschutzmaßnahmen diszipliniert einzuhalten, damit unser Personal die Corona-Patienten, aber eben auch alle anderen Notfälle bestmöglich behandeln kann." Dr. Oliver Schilling vom Helios Vogtland-Klinikum zeigte sich "sehr besorgt, angesichts des rasant anwachsenden Infektionsgeschehens. Wir sind bereits jetzt bei etwa zwei Dritteln der Fallzahlen von Weihnachten/Neujahr." Es stünden überall nur noch wenige Intensivbetten zur Verfügung, bestätigten Jan Müller als Geschäftsführer der Paracelsus-Kliniken Sachsen sowie Dr. Thomas Schmidt, Ärztlicher Direktor am Klinikum Obergöltzsch in Rodewisch. Die Annahme, dass die Corona-Schnelltest-Offensive mit 59.000 Ergebnissen (560 positiv getestete Personen) zum hohen Vogtland-Inzidenzwert geführt hat, sie ist scheinbar nur die halbe Wahrheit.
Coronaausbrüche in 30 Schulen, 27 Kitas und zehn größeren Firmen
Landrat Rolf Keil legte am Mittwoch folgende Bilanz vor: "Wir haben Coronaausbrüche in 30 Schulen, 27 Kindertagesstätten und in zehn größeren Firmen gemeldet bekommen. Das Vogtland hat fast 600 Corona-Tote zu beklagen. Bitte helfen Sie mit, dass wir die Situation meistern können." Aktuell fährt das Landratsamt das Personal im Gesundheitsamt hoch. Dr. Thomas Schmidt vom Klinikum Obergöltzsch sieht die medizinische Versorgung der Bevölkerung aktuell zwar als gesichert. "Wenn sich die Menschen aber nicht an die Schutzmaßnahmen halten, bekommen wir ein großes Problem." Laut Jan Müller hatten die vogtländischen Krankenhäuser bereits während der zweiten Welle Covid-Patienten in andere Regionen ausfliegen lassen müssen. Die Zahlen jetzt würden nichts Gutes verraten. "Denn eine Infektionswelle dauert nach Expertenmeinung in einer Region etwa drei Monate. Wir haben aber erst einen Monat hinter uns. Das macht mir wirklich große Sorgen", bekräftigt Landrat Rolf Keil.
Das vermuten die Mediziner
Ohne es bereits jetzt seriös vorhersagen zu können, steht folgende Vermutung im Raum: Die erste Welle im Frühjahr 2020 hatte das Vogtland weniger spürbar getroffen. Die zweite Welle hinterließ deutlich größere Spuren. Aktuell schaukelt sich das Infektionsgeschehen derart hoch, dass sich die Mediziner in ihren Häusern vorsorglich auf den Höhepunkt seit Corona-Ausbruch im Vogtland (März 2020) vorbereiten. Dr. Oliver Schiller warnt: "Die Corona-Patienten, die wir jetzt behandeln müssen, sind häufig jünger als während der ersten beiden Wellen. Wer nicht geimpft ist, läuft Gefahr, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden." Demnach breitet sich die britische Mutation rasant aus. Landrat Rolf Keil hatte zu Beginn der Pressekonferenz die drei Direktoren gebeten: "Bitte nehmen Sie unser aller Dank mit in Ihre Häuser. Übermitteln Sie den Ärzten und Schwestern unseren Respekt. Sie gehen für uns an die Grenze der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit. Danke!"
erschienen am 17.03.2021