Mühltroff. Die eigene Lebensgeschichte auf einer Modelleisenbahnanlage verbauen? Ja, das geht. Ulli Wolfrum, der zur Arbeitsgemeinschaft der Mühltroffer Modelleisenbahner gehört, hat genau dies getan. "Ich hatte in der Forstwirtschaft gearbeitet und Holz gefahren, war in einem Sägewerk." Jetzt arbeitet der 63-jährige in der Mühle in Oberlosa. Auf der detailreich angelegten H0-Heimanlage steht eine Kirche, davor ein Brautpaar. "Das ist unsere Hochzeit", zeigt er auf die Braut im weißen Kleid und den Bräutigam. Lastkraftwagen, Trabo und Gabelstapler sind zu sehen. Da noch einiges aus seinem Leben fehlt, hat der Syrauer Eisenbahnfreund noch genügend Pläne für Ergänzunge. Sohn Philipp Wolfrum ist auch aktiv dabei beim Modelleisenbahnbau. "Mein Papa hat mich mit dem Virus infiziert." Dem Junior hat es die Klingenthaler Schmalspurbahn angetan, eine Straßenbahn, die noch bis Anfang der 1960-er Jahre im oberen Vogtland fuhr. "Die war einmalig im Vogtland." Jetzt kreist sie auf der runden Schauanlage von Philipp Wolfrum.
Erste Ausstellung nach drei Jahren
"Drei Jahren konnten wir keine Ausstellung machen", sagt Kay Merx aus Mehltheuer, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Modelleisenbahn, welche als Sparte zum Heimat- und Wanderverein Mühltroff und Umgebung e.V. gehört. "2019 war die letzte Ausstellung. Danach konnten wir die Auflagen einfach nicht erfüllen." Es waren auch wenige Treffen in der Corona-Zeit möglich. "Wir hatten zwei Kinder dabei, aber da es keine Treffen gab, hatten sie dann keine Lust mehr", bedauert Merx. Jetzt sind es zehn
Acht Schauanlagen ganz verschiedener Spuren
Hobbyeisenbahner, die sich gerne den kleinen Bahnen widmen. Getroffen wird sich regelmäßig im Schloss in Mühltroff, wo die Eisenbahner ihr Domizil haben. In der jetzigen Modelleisenbahnschau, die wie voriges auch am kommenden Wochenende nochmals einlädt, sind acht Schauanlagen ganz verschiedener Spuren zu sehen. Auf der Bühne kreist eine Gartenbahn in der Spur G ihre Bahnen. Der Hingucker steht in der Mitte des Saales, eine drei mal fünfeinhalb Meter große Schauanlage mit Minizügen der Spur H0e mit sehr vielen beweglichen und leuchtenden Figuren, Fahrzeugen, Tieren und Gebäuden. Christoph Fischer aus Pfretzschendorf bei Freiberg erklärt interessierten Gästen gern Details: "Hier werden die Babys gemacht", zeigt er auf einen Zeltplatz mit daneben befindlichem Zeltplatz. "Und hier, auf der anderen Seite, bringt der Storch sie." Über dem Storchennest, so ist zu sehen, kreist ein Storch mit einem Baby im Schlepptau.
Was gibt es noch alles zu sehen?
Es gibt ein Taubenhaus und eine Mühle, einen Brand, den die Feuerwehr löscht, und einen Jäger, der ein Wildschwein erschießt. Es bewegen sich Enten auf dem Teich, und das Schwein reißt aus, will nicht ins Schlachthaus. "Meine Frau hat die Ideen, die sie mir abends im Bett sagt", berichtet Fischer. "Und ich kann dann nicht schlafen, weil ich mir Gedanken mache." Das jüngste Objekt ist ein Kinderspielplatz, der seinen Platz gefunden hat. Und da die Anlage insgesamt eigentlich noch viel größer ist, als sie jetzt in Mühltroff steht, kann der Senior noch einige der Ideen seiner besseren Hälfte verwirklichen. Gaby Hommel aus Schönberg und die Söhne Eddy und Wenz schauten sich alles genau an, um möglichst viele der kleinen, beweglichen Details zu entdecken.
Zwei Anlagen der Modelleisenbahn-Arbeitsgemeinschaft Mühltroff
Die Modelleisenbahn-Arbeitsgemeinschaft Mühltroff selbst hat zwei Schauanlagen vor Ort, eine funktioniert digital, die andere analog. Bei jeder fahren die Züge unter tage durch einen Berg. Auf einer der Anlagen ist sogar das berühmte Bernsteigzimmer zu entdecken, per Schalterdruck leuchtet es.
Süßigkeiten für die Kinder
Nicht fehlen darf Martin Thurm. Er ist nicht nur der Älteste im Modelleisenbahnclub, sondern hat auch die kleinsten Züge in der Spur Z. "Ich bin 86 Jahre, werde bald 87", sagt der Hirschberger. Er trägt stets seine Eisenbahnermütze und hat immer Süßigkeiten in deiner Dose dabei, die er für jedes Kind öffnet. Seine Schauanlage hat er inzwischen den Mühltroffer Modelleisenbahnern in der Arbeitsgemeinschaft übergeben, denn da weiß er sie in guten Händen. "Aber ich kenne mich damit am besten aus", sagt er. Alle 14 Tage kommt er zu den Treffen der Vereinsmitglieder. Ebenfalls in der Spur Z, der kleinsten, die es gibt, hat er eine Tischlampe mit der Harzer Schmalspurbahn, die unentwegt ihre Runden fährt. Das Besondere ist, sie schnaubt, wenn man genau hinhört.
Die Modelleisenbahn-Arbeitsgemeinschaft Mühltroff lädt am Wochenende vom 4. und 5. März zu ihrer Ausstellung ein. Jeweils von 10 bis 17 Uhr kann man die kleinen Bahnen im Schützenhaus (Bürgerhaus) anschauen.
erschienen am 28.02.2023