Plauen. Streik bei der Plauener Straßenbahn. Um ein Haar wäre deshalb heute der Weltwassertag in Plauen ins Wasser gefallen. Organisatorin Nadine Mensdorf fiel aus allen Wolken. 325 Schüler aus sieben Grundschulen hingen in der Luft. "Als ich am Donnerstag darüber informiert wurde, dass am Freitag keine Straßenbahn fährt, weil die Straßenbahner streiken, stand ich kurz vor dem Nervenzusammenbruch", erzählt die junge Frau. Nadine ist beim Zweckverband Wasser und Abwasser Vogtland (ZWAV) die Nachfolgerin von "Hadelino". Jürgen Hadel ist vor kurzem in den wohlverdienten Ruhestand gegangen, "weil ich weiß, dass unsere Nadine Mensdorf ihre Sache gut machen wird und den eingeschlagenen Weg fortsetzt", war sich Jürgen Hadel sicher. Geschäftsführer Henning Scharch beobachtete die Feuerprobe: "Gleich das erste große Event von Nadine stand wenige Stunden vorher vor der Absage. Wie unsere Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit dann reagiert hat, finde nicht nur ich klasse", lobte der Chef seine Mitarbeiterin.
Darüber muss unbedingt berichtet werden
Luise Müller drängte beim Vororttermin den BLICK-Reporter: "Das müsst ihr unbedingt in die Zeitung schreiben. Danke an den Plauener Omnibusbetrieb, an die Busfahrer, an den ZWAV und an alle, die gestern Abend dafür gesorgt haben, dass wir hier heute diesen tollen Projekttag trotz Streik erleben durften", freute sich die Grundschullehrerin. Die Kids aus der Grundschule Am Wartberg wären ohne diesen Sondereinsatz des Busbetriebes "nie im Leben von Chrieschwitz nach Haselbrunn gekommen. Es sind zwar nur drei Kilometer. Aber mit einer 2. Klasse an viel befahrenen Verkehrsadern entlang zu laufen, das ist gefährlich und das hätten wir nicht gemacht", erzählt Lehrerin Jana Hellgoth. Schulassistentin Heike Freitag fügte hinzu: "Wenn ich sehe, wie toll und mit wie viel Aufwand hier alles für uns vorbereitet wurde, wäre das für die ZWAV-Mitarbeiter echt bitter gewesen, wenn keine Kinder da wären."
Das Vogtland hat eines der besten Trinkwasser der Welt
Die Plauener Grundschüler stürmten mit ihren Kiwanis-Sicherheitswesten ins 150 Jahre alte Wasserwerk an der Pausaer Straße. Das "Wasserwerk 1874" wurde am 10. April 1945 bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört. Man hat es 1953 wieder aufgebaut und die Kapazität verdoppelt. Inzwischen liefert das "Wasserwerk 1874" aus Haselbrunn 1.000 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag für die Plauener. "In Deutschland braucht sich niemand Gedanken machen um die Qualität des Trinkwassers. Denn daran arbeiten täglich die Mitarbeiter in den Wasserwerken. Unser Wasser wird auch im Labor ganz genau geprüft", hat die kleine Hannah erfahren. Sie war mit Opa Siegfried Peterhänsel vorbeigekommen. "Ich habe nicht gewusst, dass wir hier im Vogtland eines der besten Wasser überhaupt haben. Das finde ich toll", war der Reuaser begeistert.
Plauen war vor 184 Jahren nur ein kleines Nest
Die Geschichte des "Wasserwerkes 1874" ist übrigens eng mit dem Wachstum der Vogtlandmetropole verwoben. Plauen war 1840 noch ein kleines Nest mit 10.000 Einwohnern. Doch dann wuchs Plauen auf 28.000 Einwohner (1874) an und somit wurde viel mehr Trinkwasser benötigt. Als die industrielle Revolution in Plauen immer mehr Arbeitsplätze bot, lebten in der Spitzenstadt sogar mal 126.421 Einwohner (1912). Jetzt war das "Wasserwerk 1874" urplötzlich eines von vielen. Mit solchen Geschichten, aber auch mit Spiel und Spaß rund ums Wasser sowie Wissenswertem zum Wasserkreislauf und das Kennenlernen mit dem Aqualino-Maskottchen begeisterten die ZWAV-Mitarbeiter am heutigen Freitag die Besucher. Der Weltwassertag in Plauen war ein großer Erfolg. Auch die gegenüberliegende Klimainsel wurde von vielen Interessierten angesteuert.
Großes Dankeschön an Einsatzleiterin Ines Riepl vom POB
Nadine Mensdorf richtete ein persönliches Wort in die Einsatzzentrale des Plauener Omnibusbetriebes (POB): "Dass die 325 Kinder aus sieben Plauener Grundschulen teilnehmen konnten, verdanken wir Frau Riepl. Herzlichen Dank für Ihre Umsichtigkeit und Ihr Verständnis!" Der BLICK-Reporter erreichte die POB-Einsatzleiterin am Telefon: "Wir sind eigentlich ausgebucht. Aber wir haben eine ganz tolle Mannschaft, die zusammenhält. Als die Anfrage kam, das Problem erörtert wurde und wir alles durchgerechnet haben, erklärten sich vier Fahrer bereit, zusätzlich zu fahren. Jetzt sind drei Busse für die Kinder im Einsatz und alles klappt perfekt", ließ Ines Riepl wissen.
Kommunalisiert: Der ÖPNV im Vogtland gehört den Vogtländern
Dazu sei angemerkt: Seit dem 9. Dezember 2022 rollt der Regionalbusverkehr unter der Flagge des Vogtlandkreises. Landrat Thomas Hennig, Michael Barth (Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Vogtland) sowie POB-Geschäftsführer Thomas Schwui haben diesen Weg zusammen mit den Kreisräten eingeschlagen. "Das sind unsere Vogtland-Busfahrer! Und wir haben mit unseren Leuten einen Vertrag ausgehandelt. Denn wir wollen, dass der ÖPNV als starker Dienstleister für uns alle zuverlässig unterwegs ist", betont Thomas Henning, der als Landrat zugleich der ÖPNV-Zweckverbandsvorsitzende ist.
erschienen am 22.03.2024