Gunzen. Es ist eine völlig verrückte Geschichte. Nicht nur für Eisenbahnfreunde. 116 Jahre gibt es den alten Haltepunkt. Der Gunzener Bahnhof wäre wohl längst in der Versenkung verschwunden. Doch dann hat ihn Christoph Kopp gekauft und ihm zusammen mit vielen Helfern neues Leben eingehaucht. Rückblick: Es war schon still geworden auf einer der einst beliebtesten sächsischen Bahnstrecken zwischen Chemnitz und Adorf. Ihre große Bedeutung verlor diese Verbindung 1975 mit der Unterbrechung durch den Bau der Talsperre Eibenstock. Bis 2012 fand zwischen Zwotental und Adorf noch planmäßiger Reisezugverkehr statt. Gunzen ist ein Ortsteil von Schöneck. Der 2017 gegründete "Förderverein Obervogtländische Eisenbahn e.V. Zwotental - Markneukirchen - Adorf (Vogtl)" (OVEB) kämpft umd den 116 Jahre alten Haltepunkt.
Auch der Zweckverband ÖPNV Vogtland unterstützt das Projekt
An das Projekt von Christoph Kopp und dessen Verein glauben inzwischen viele Leute. Darunter auch wichtige Entscheidungsträger aus dem Vogtland. So erfuhr der BLICK auf Nachfrage, dass vom Zweckverband ÖPNV Vogtland (ZVV) im Rahmen des Internationalen Musikwinkelfestes enorme Unterstützung gekommen ist. Die ZVV-Pressestelle erklärt dazu: "Der Landrat des Vogtlandkreises und Vorsitzende des ZVV, Thomas Hennig, hat sich bereits am 2. Januar 2024 mit dem Thema befasst und im ZVV für die Weichenstellung zur Unterstützung gesorgt." Wie ZVV-Geschäftsführer Michael Barth bestätigt hat der Zweckverband "im Ergebnis den mit modernen Fahrzeugen der DLB, also der Vogtlandbahn, eingerichteten Sonderzugverkehr in Höhe von 6.250 Euro netto getragen", schreibt Michael Barth. Der Sonderzugverkehr beinhaltete an zwei Tagen den Pendelverkehr Adorf-Zwotental mit Einfahrt in die Zugkreuzung in Zwotental.
"Wollen wir die Region entwickeln, müssen wir regionales Engagement fördern!"
Landrat Thomas Hennig erklärt dazu: "Ich habe mich gern dafür stark gemacht, dass der ZVV die Kosten des Sonderzugverkehrs auf der Strecke Adorf-Zwotental gestemmt bekommt. Es ist nicht immer einfach, Lösungen zu finden. Aber wenn wir die Region entwickeln wollen, müssen wir alles dafür tun, dass auch die vielen regionalen ehrenamtlichen Engagements eine Perspektive bekommen." Auch "Sternquell hilft" hatte den Verein bereits unter die Arme gegriffen. Die Plauener Heimatbrauerei unterstützte gleich zwei Projekte von Christoph Kopp mit insgesamt 1.800 Euro. Marketingleiter Thomas Münzer fuhr mit dem Vereinsvorsitzenden sogar bis nach Werdau.
Erfal-Stiftung unterstützt mit 1.000 Euro
Zum 1. Musikwinkelfest überbrachte zudem der Landtagsabgeordnete Sören Voigt in seiner Funktion als Stiftungsratsvorsitzender 1.000 Euro von der Erfal-Stiftung aus Falkenstein. "Wir sind sehr dankbar, dass sich so viele Leute für uns einsetzen und helfen. Das ist unglaublich wichtig für unseren Verein", ließ Christoph wissen. Dolmetscherin Kveta Nova aus Luby/Schönbach war begeistert. "Vielleicht wird ja sogar der legendäre Karlex hier mal fahren?" Der Karlsbad-Express fuhr als Schnellzug von 1959 bis 1994 von Berlin aus nach Tschechien.
Kleine Weltpremiere
Schon lange unterstützt Yvonne Magwas den OVEB in Gunzen. Die Bundestags-Vizepräsidentin fehlte zwar krankheitsbedingt zum 1. Internationalen Musikwinkelfest, schrieb jedoch dem BLICK zum Thema einen Brief, in dem sie von einer kleinen Weltpremiere spricht. "In der Mitte Europas ist die ehemalige Grenzregion zwischen Bayern, Böhmen, Sachsen und Thüringen nicht nur Teil der Euregio Egrensis geworden. Die Musikwinkelbahn verbindet uns mit unserem tschechischen Nachbarn. Sie ist einmalig und könnte ein großer Tourismusfaktor werden", schreibt Yvonne Magwas. Überregionale und internationale Gäste würden demnach einsteigen, wenn die Strecke erhalten bleibt und ausgebaut wird. "Profitieren würden dann bei uns die Städte Markneukirchen, Klingenthal, Schöneck, Adorf und Bad Brambach und auf tschechischer Seite die Städte Kraslice und Luby. Mit ihnen verbindet uns die lange Tradition des Musikinstrumentenhandwerks", schreibt Yvonne Magwas weiter. Mitte des 17. Jahrhunderts kamen böhmische Exulanten ins Vogtland und siedelten die Kunst des Musikinstrumentenbaus an. Heute ist der vogtländische Musikwinkel der bedeutendste Standort für die Instrumentenherstellung in Europa.
Ein deutsch-tschechischer Begegnungs- und Veranstaltungsplatz
Mit der Einweihung des Musikwinkelplatzes und der Gunzener Mitropahalle als deutsch-tschechischen Begegnungs- und Veranstaltungsplatz ist wieder ein Meilenstein gesetzt worden. Dank des unermüdlichen Einsatzes des Fördervereins konnten in den letzten Jahren genügend Unterstützer gefunden werden, um den Ausbau und die Entwicklung des Projektes weiter voranzutreiben. Wie Yvonne Magwas informiert, wurde die Idee des Musikwinkelplatzes im Jahr 2022 durch das Programm simul+ Mitmachfonds des Freistaates Sachsen mit einer Fördersumme von 25.000 Euro belohnt. "Weitere Fördermittel kamen aus dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, der Kulturstiftung Sachsen sowie dem Vogtlandkreis. Hiermit ist es gelungen, kostenlosen Zugverkehr und kostenlosen Eintritt für alle Besucher möglich zu machen." Internet: www.oveb.de
erschienen am 17.06.2024