Plauen. Im allerletzten Moment noch gerettet. Die Synagoge von Plauen bleibt zumindest als Gedenkstätte erhalten. Tobias Kämpf geht vorne weg. Der Kultur- und Bildungsbürgermeister hat mit vielen weiteren Unterstützern bereits 19.113 Euro gesammelt. Und damit wird für drei Plauener schon bald ein nicht mehr für möglich gehaltenes Projekt Realität. Denn die letzte Mauer der 1938 niedergebrannten Synagoge wurde schon lange in Nachbarschaft der Friedensbrücke vermutet. Zum Glück für den künftigen Gedenkort sind Liane Kümmerl, Waltraud Schmidt und Jens Bühring hartnäckig geblieben. "Wir haben nicht locker gelassen, bis die inzwischen stark einsturzgefährdete Mauer als letzter verbliebener Teil der Synagoge identifiziert wurde", berichtet Jens Bühring dem BLICK-Reporter.
Ein letztes Stück Synagogenmauer ist noch da
Es war eine kleine Sensation, als der letzte Mauerrest der 1938 zerstörten Plauener Synagoge identifiziert und 2021/22 unter Denkmalschutz gestellt werden konnte. Doch das Relikt ist stark versehrt und bedarf einer fachmännischen Sicherung. "An dieser Stelle soll ein öffentlicher Gedenkort entstehen, wo Erinnerung an ein bedeutendes Bauwerk und das jüdische Leben in Plauen stattfinden kann, aber auch Begegnung und Dialog", wünscht sich Jens Bühring. Seit 2021 steht fest: Ein letztes Stück der Synagogenmauer ist noch greifbar. In der Engelstraße ist es zu sehen. Doch es hat gedauert, bis sich Plauen mit seinem Vermächtnis öffentlich zu Wort meldete. Bürgermeister Tobias Kämpf hat sich als gläubiger Mensch der Sache angenommen. Zusammen mit vielen anderen hat er jetzt die ersten 19.000 Euro zur Sicherung dieser letzten Mauer der Plauener Synagoge gesammelt. Damit ist der Eigenanteil von 15.000 Euro erbracht und jeder zusätzliche Euro wird in den technischen "Komfort" des Gedenkorts gesteckt. Verglasung, Licht, Audioeinspielungen, QR-Code, Schutz vor Vandalismus: "Wir werden Fördermittel bekommen und müssen schauen, dass wir alle Ideen auch bezahlen können", freut sich Tobias Kämpf.
Plan ist aufgegangen
Der Plan des Bürgermeisters ist aufgegangen: "Mir war wichtig, dass wir Plauener diesen Teil unserer Geschichte von innen heraus nach draußen tragen. Ja, es ist ein dunkles Kapitel. Aber wegducken dürfen uns gerade deshalb nicht, weil sich Geschichte wiederholt. Das hat die Geschichte ja oft genug bewiesen", sagt der Familienvati. Juden durften ab dem Sommer 1933 in Plauen keine städtischen Schwimmbäder mehr besuchen. Rund 800 Plauener waren seinerzeit jüdischen Glaubens. Am 10. November 1938 zerstörten die Nationalsozialisten die Plauener Synagoge. Es war ein ganz dunkler Tag für Plauen, wie Zeitzeuge Joachim Frotscher berichtete. "Ich war damals zehn Jahre und fühle mich schuldig, weil ich mit meinen Eltern und vielen anderen zugesehen habe wie dieses Haus niederbrennt. Die Feuerwehr hat nicht gelöscht, sondern nur das Übergreifen auf benachbarte Häuser verhindert."
Zeitzeuge Joachim Frotscher ist leider verstorben
So hat es der in diesem Jahr verstorbene Plauener aufgeschrieben. Stadtarchivar Clemens Uhlig verlas im Rahmen einer Gedenk- und Auftaktveranstaltung die Worte von Joachim Frotscher (geboren 1928 - gestorben 2024). Die "Reichskristallnacht" war auch in Plauen der vorläufige Höhepunkt antijüdischer NS-Politik. Das neu erbaute Gemeindehaus mit Synagoge an der Senefelder Straße wurde in Brand gesetzt. SA- beziehungsweise SS-Angehörige demolierten Wohnungen und Geschäfte jüdischer Bewohner. Plauen bekommt nun ein Stück von dieser scheinbar völlig verschwundenen Synagoge zurück. Die Stadt startete unter Federführung von Tobias Kämpf eine Crowdfunding-Aktion, sodass der nun identifizierte Mauerrest saniert und gerettet werden kann.
Noch 13 Tage...
Das Crowdfundingprojekt läuft noch 13 Tage. Wer etwas dazugeben möchte, gelangt über diesen Link zum Projekt. Bürgermeister Tobias Kämpf berichtet: "Ich möchte mich bereits jetzt bedanken. Es haben viele Leute im persönlichen Umfeld Sammlungen durchgeführt. Bereits am 31. Mai hatten wir die erhofften 15.000 Euro zusammen. Und die Leute hören nicht auf, zu spenden. Ich finde es gut, wenn viele Spender kleine Beträge dazugeben."
erschienen am 25.06.2024