Plauen. "Hereinspaziert!" Axel Markert von der Gebäude- und Anlagenverwaltung hat die Rathaustür geöffnet. Noch kann der Teamleiter für Technisches Gebäudemanagement die Öffentlichkeit nicht hereinlassen. Aber beim Presserundgang wurde deutlich: Jetzt geht's endlich vorwärts mit Umbau und Sanierung am Nord-West-Flügel. Wir erinnern uns: Durch die ohnehin undichte Rathausfassade konnte man kaum noch hindurchschauen. Die zu DDR-Zeiten als Prestigeobjekt der Ingenieurskunst gefeierte Schrägfassade war schwer in die Jahre gekommen.
Am 3. April 2019 begannen die Bauarbeiten
Projektleiter Axel Markert: "Die Baumaßnahmen starteten am 3. April 2019. Ursprünglich hatten wir zwei Jahre Bauzeit geplant. Dann aber kamen die Coronapandemie, die Lieferkrise, eine Firmeninsolvenz und der ohnehin schon große Personalmangel in der Baubranche wurde mittlerweile zur Fachkräftenotlage", zählt der Bauverantwortliche auf. Alle am Bau beteiligten Firmen leiden zudem unter den extremen Preissteigerungen. Als neue Deadline haben sich die Mitwirkenden nun auf November 2022 verständigt. Beim Baustellenrundgang machte Axel Markert deutlich: "Wir wären gerne vor einem Jahr fertig geworden. Aber unter den aktuellen Bedingungen sehen wir hier nun endlich das Ende der Fahnenstange."
Der Haupteingang wird ebenerdig und barrierefrei
Hier wurde doch was tiefer gelegt? "Ja. Das wird den Bürgern künftig sofort ins Auge stechen. Das Plauener Rathaus hat keine Mauern mehr", zeigt Axel Markert auf den barrierefreien Haupteingang. Und dahinter wird gerade zwischen den historischen Fassen und den bekannten Stufen ein Aufzug eingebaut. Eine Freitreppe führt künftig zur Straßenbahnhaltestelle. "Damit wird der Zugang zum neuen Bürgerbüro, zum Foyer und auch zum Einwohnermeldeamt über alle Ebenen problemlos ermöglicht", stellt Projektleiter Axel Markert in Aussicht. Das bislang ausgelagerte Einwohnermeldeamt wird demnach künftig mit ins Plauener Rathaus einziehen. "Aus Kostengründen und auch, weil es natürlich Sinn macht, dass ein Einwohnermeldeamt im Rathaus zu finden ist", begründet Axel Markert die Maßnahme.
Die Belastbarkeit des Bauwerks hält sich in Grenzen
Die Erneuerung der Glasfassade zum Unteren Graben hin findet übrigens unter Beachtung der vorhandenen, begrenzten statischen Möglichkeiten der Bestandskonstruktion statt. Die Belastbarkeit des Bauwerks hält sich in Grenzen, sodass die Projektanten einige Kompromisse finden mussten. Und auch die Sanierung des Ratssaales muss nach Vorgaben des Denkmalschutzes erfolgen, wodurch es zu Einschränkungen kam. "Aber es ist alles regelkonform, was hier erneuert beziehungsweise modernisiert wird", ergänzt der Projektleiter. Übrigens wird das Foyer künftig durch ein geschickt eingebautes Oberlicht sogar ein wenig Sonne abbekommen.
Eingebettet in die umfangreichen Baumaßnahmen sind auch der Umbau des 3. Obergeschosses zur Fraktionsebene mit Fraktionszimmern und Sitzungsräumen sowie die Errichtung einer Technikebene mit Lüftungsgeräten im 4. Obergeschoss. Überall geht's jetzt voran. Die Erneuerung der Türen, Elektro-, Lüftungs-, Sanitär- und Heizungsinstallation ist fast abgeschlossen. Derzeit erfolgen Malerarbeiten im 3. Obergeschoss sowie Installations- und Trockenbauarbeiten im Erdgeschoss und im 1. OG. "Im Kellergeschoss sind die Rohbauarbeiten und der Einbau des Aufzugsschachtes abgeschlossen. Die Schrägfassade und die Fassade vom Haupteingang sind fertig, der Einbau der Fassaden zu den Innenhöfen erfolgt nach Ostern", zählt Axel Markert auf.
Der Einbau der Fassaden zu den Innenhöfen erfolgt nach Ostern
Verlegt wurden auch unzählige Kabelstränge. Die hochmoderne Medientechnik macht aus diesem Bereich des Rathauses eine amtliche Hightech-Zentrale. So erhält der Ratssaal unter anderem einen leistungsfähigen Beamer, während ein großer Teil des Parketts und die Holzvertafelung an den Wenden sowie die Wolkendecke erhalten bleibt. Axel Markert versicherte zum Abschluss: "Die beteiligten Firmen, hauptsächlich sind es einheimische Unternehmen, geben alle Vollgas. Jeder will fertig werden. Wir hoffen, dass jetzt alles so klappt wie wir es geplant haben." Die Kosten belaufen sich auf 12,47 Millionen Euro, davon kommen 7,4 Millionen Euro Fördermittel von der Bundesrepublik und vom Freistaat Sachsen aus dem Bund-Länder-Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz". Wegen der genannten Gründe stehen weitere Kostenerhöhungen an, die sich im einstelligen Prozentbereich bewegen.
erschienen am 07.04.2022