Plauen. Die Tante Emma in der Ostvorstadt heißt Sabine! Und die Plauenerin feiert heute in ihrem Minimarkt Geburtstag. Sabine Wolfram hat vor fünf Jahren den Getränkemarkt "Zum Bierkasten" übernommen. Das Sortiment wurde nach und nach ausgebaut. "Was gut verkäuflich ist, nehme ich mit ins Regal", sagt die 49-Jährige, die das Geschäft auf der Stöckigter Straße nicht nur vor der Stilllegung bewahrte, sondern vor allem auch den Leutetreff im Viertel weiter betreibt. Für die Anwohner ist das ein Glücksfall. "Vor allem die Senioren und die, die kein Auto besitzen oder nicht fahren möchten, kommen gerne zu mir", freut sich Sabine.
Immer mehr Kundschaft
Die wachsende Stammkundschaft pilgert in den Bierkasten auf der Stöckigter Straße 51. Hier gibt es Getränke, Zeitungen, Lebensmittel und andere Dinge, die man so gebrauchen kann. Auch Eier. Die Geschichte der Hausnummer Stöckigter Straße 51 ist übrigens ziemlich spannend. Das hat der Plauener Historiker Lars Gruber herausgefunden. Die Adresse gibt es jetzt ganz genau 120 Jahre! Sabine Wolfram hat Folgendes erfahren: "Das ursprüngliche Haus wurde 1903 von Baumeister Leheis errichtet. Zuerst befand sich darin die Materialwarenhandlung Höfer und ab 1905 war hier die Molkereihandlung Rausch zu Hause. 1909 zog die Fleischerei Christian Popp ins Haus ein. Bis 1945 war dieses Geschäft dort. Dann fiel das Haus den Bombenangriffen zum Opfer."
Der Bierkasten war eine Bauarbeiterkantine des WBK's
Der heutige Flachbau war demnach als Kantine für die Bauarbeiter errichtet worden, die Mitte der 1970er Jahre das Mammengebiet aus dem Boden stampften. Das Wohnungsbaukombinat (WBK) hatte binnen sechs Jahren das gesamte Mammengebiet in Plattenbauweise in der damaligen Sandgrube errichtet. Tausende Mieter zogen in der Nachbarschaft der Ostvorstadt ein. Heute sieht man Mammengebiet und Ostvorstadt als ein Viertel: Die Ost! Doch zurück zum Geschäft von Sabine Wolfram. Der heutige Bierkasten wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zur Polytechnischen Oberschule Wenzel Verner (heute Lindgren-Grundschule) und zur POS Kemmlerschule als Sero-Altstoffannahmestelle genutzt. Wie es in den Erzählungen der Zeitzeugen heißt, wurden auch lebendige Kaninchen beziehungsweise deren Felle dort angenommen.
Nach der politischen Wende und dem Ende der DDR wurde aus dem Flachbau ein Getränkehandel. Viele werden sich noch sehr gerne an Martina Herold erinnern. Sie verstarb an Weihnachten 2017. Am 3. Februar 2018 dann öffnete Sabine Wolfram den Bierkasten als Tante-Emma-Laden. "Ich bedanke mich bei allen Stammkunden und auch allen, die gelegentlich bei mir einkaufen", übermittelt Sabine Wolfram herzliche Grüße. Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner sagte kürzlich in einer hochkarätigen Runde: "Die Ost, das ist was ganz besonderes. Hier kennen und grüßen sich die Leute noch auf der Straße. Dieses Viertel mit seinen Vereinen, den beiden Schulen und den Kindergärten, den Gewerbetreibenden und der idyllischen Stadtrandlage ist zu einem der beliebtesten Plauener Wohnorte geworden. Die Ost ist toll!"
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