Plauen. David Plauen gegen Goliath Erfurt. Auf dieses Spiel freuten sich bereits vor 56 Jahren ganz viele Fans. 7.000 Zuschauer kamen seinerzeit ins Vogtlandstadion. Sie erlebten eine Sensation. Morgen könnten es duraus 2.000 Besucher werden. Mal sehen, ob es wieder solch ein großartiges Fußballfest gibt. VFC-Historiker Volker Herold hat extra nachgesehen. Er fand die Schlagzeile: "Spiel gedreht: WEMA besiegt Favorit Rot-Weiß Erfurt - Hattrick Werner Bamberger!" Ja. Es war ein ganz großer Tag für den Plauener Fußball. Am 25. September 1966 empfing die BSG Motor WEMA Plauen den FC Rot-Weiß Erfurt in der DDR-Liga-Staffel Süd. Das war die zweithöchste Spielklasse der DDR! Alle Infos zum morgigen Spiel gibt es am Ende dieses Beitrages hier.
Plauen lag 0:2 hinten, dann drehte Werner Bamberger auf
Am 6. Spieltag ertönte um 15.30 Uhr der Anpfiff im Vogtlandstadion. Historiker Volker Herold berichtet: "Die Thüringer waren in der Vorsaison aus der Oberliga abgestiegen. Sie spielten da noch unter dem Namen SC Turbine Erfurt. Die Clubgründung erfolgte am 26. Januar 1966 und vorm Spiel lag Erfurt auf Platz zwei mit 8:2 Punkten und 10:2 Toren. Stahl Riesa war Erster, Plauen rangierte auf Rang neun mit 4:6 Punkten und 5:7 Toren. 7.000 Zuschauer sahen das Spiel- Plauen lag zur Pause mit mit 0:2 hinten. Die Tore erzielten kurz vor der Pause Gratz und Stieler", hat Volker Herold herausgefunden. Nach der Halbzeit aber drehte die WEMA auf, Trainer Heinz Satrapa stellte sein Team um und fortan brannte es im Erfurter Strafraum lichterloh.
Das Vogtlandstadion wurde zum Hexenkessel
Und das Vogtlandstadion wurde zum Hexenkessel. 61. Minute: Werner Bamberger nimmt eine Flanke von rechts direkt und überwindet den Erfurter Torwart - 1:2! 65. Minute: Aus einem Strafraumgewühl heraus erzielt Werner Bamberger das 2:2! 78. Minute: Fernschuss aus 25 Metern von Werner Bamberger zum 3:2! Die Plauener retteten den knappen Vorsprung ins Ziel. Freudentaumel! Werner Bamberger war der Held des Tages: "Aber ich konnte immer nur so gut sein wie wir als verschworener Haufen. Nur dieser Zusammenhalt hat solche Ereignisse überhaupt möglich gemacht", sagt Werner Bamberger (81) heute. Zum Saisonende schaffte Erfurt noch den Wiederaufstieg und die WEMA erreichte den fünften Platz. Das Rückspiel im März 1967 gewann Erfurt mit 5:0! (Quelle: Spielberichte von Gerhard Fritsch, Stadionsprecher + Berichterstatter BSG Motor WEMA Plauen sowie Johannes Gerber).
Diesen Sonntag sind 2.500 Zuschauer erlaubt
Die Kapazitätsgrenze wurde durch die aktuellen Coronalockerungen kurzfristig auf 2.500 Zuschauer erhöht. Damit darf sich der VFC Plauen am Sonntag gegen Rot-Weiß Erfurt auf ein gut gefülltes Vogtlandstadion und einen Fußballkracher freuen. Um 14 Uhr stehen sich die laut Punktequotient derzeit besten Oberligisten gegenüber. Seit Wochen sprechen die Fans über nichts anderes. Sogar das Wetter wird aller Voraussicht nach mitspielen. Zugleich betont VFC-Cheftrainer Robert Fischer: "Auch wenn es Erfurt vielleicht anders formuliert. Es ist und bleibt ein Kampf zwischen David und Goliath. Wir sind der Außenseiter. Erfurt hat zuletzt den Mitfavoriten Krieschow und am Mittwoch Arnstadt einfach so mit 5:0 vom Platz gefegt", warnt der Coach vor übertriebenen Erwartungen. Die Thüringer sind seit Mittwoch Tabellenführer.
Rot-Weiß Erfurt schaffte zuletzt drei Siege in Folge mit 13:0 Toren!
Und dennoch: Die Euphorie in Plauen ist groß. Erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit kann sich der Verein wieder rein auf das sportliche konzentrieren, weil wirtschaftlich alles in Ordnung ist. Und das VFC-Team macht dieser Tage richtig Freude, denn im Kader spürt man die Verbundenheit zur Stadt und zum Verein deutlich. "Wir würden uns sehr freuen, wenn uns am Sonntag ganz viele Vogtländer unterstützen. Erfurt kommt als reines Profiteam nach Plauen. Bei uns fehlen krankheits- und verletzungsbedingt sechs Leute. Wir brauchen jede noch so kleine Unterstützung", bittet VFC-Cheftrainer Robert Fischer auch die Unentschlossenen zur Entschlossenheit. Natürlich weiß der Übungsleiter, dass Rot-Weiß Erfurt zuletzt drei Siege in Folge mit 13:0 Toren eingefahren hat. Aber der VFC kann beim Blick auf die Tabelle mit einem Sensationssieg Erfurt überholen, weil man in den bisher absolvierten 14 Spielen nur einen Punkt weniger erobert hat, als der Oberligakrösus.
Es wird ein großer Kampf erwartet
VFC-Geschäftsstellenleiterin Silja Schumann informiert: "Nach erneuter Rücksprache mit dem Gesundheitsamt des Vogtlandkreises sind für das kommende Topspiel gegen Rot-Weiß Erfurt nun 2.500 Zuschauer zugelassen. Es sind bereits 1.000 Eintrittskarten verkauft. Um lange Schlangen zu vermeiden, empfehlen wir wegen der notwendigen Kontrollen rechtzeitig zum Stadion zu kommen. Es gilt die 3G-Regelung, Einlass ist ab 13 Uhr, der Anstoß erfolgt 14 Uhr." Übrigens: Am 3. Oktober 2020 unterlag der VFC Plauen gegen Rot-Weiß Erfurt nach großem Kampf ganz knapp mit 2:3. Am Sonntag kommt es zur Neuauflage. Erfurt kommt mit 34:8 Toren und nur einer Niederlage nach Plauen. Der VFC hatte zuletzt Tabellenführer Budissa Bautzen beim 2:0-Erfolg vom Thron geschubst. Es kann also sehr spannend werden.