Plauen. Mit 94 Jahren! Walter G. Tümpner hat die achte Ausgabe der Plauener Stadtchronik veröffentlicht. "Alle 11.000 vorherigen Bücher und Broschüren sind vergriffen. Das macht mich natürlich stolz!" Seine Chronik mit Bildband hat es nicht nur bis in die Deutschen Nationalbibliotheken nach Leipzig und Frankfurt/Main geschafft. Auch die Staats- und Universitätsarchivare in Dresden und München listen das historische Werk aus der Vogtlandmetropole. "Weltweit erfreuen sich ehemalige Plauener, aber auch viele Freunde unserer schönen Spitzenstadt dieser Publikation, die mit der Zeit weiter gewachsen ist", berichtet der Verfasser und Urheber der 232 Seiten. Die Erstausgabe erschien am 15. November 2007.
Walter ist mit 28 Jahren "rübergemacht"
Walter G. Tümpner ist letztlich zum Autor geworden, weil es diesen Lokalpatrioten zu DDR-Zeiten als Regimekritiker wie so viele andere in den Westen zog. Im Alter von 28 ist er gegangen. "Im Herzen aber habe ich mein Plauen mitgenommen", erzählt der Fußballfreund, dem in Westdeutschland Ruhm und Ehre zuteil wurden. Unter anderem hatte dieser Walter aus Plauen den Namen Meidericher SV (MSV) und damit den MSV Duisburg "erfunden". Zum Start der Fußballbundesliga 1963 schaffte es der Plauener dadurch bis auf die Ehrentribüne im legendären Wedaustadion. Der damals in Düsseldorf beheimatete Walter hatte sich mit weiteren MSV-Fans zusammengetan und solange für den Namen MSV Duisburg gestritten, bis alle Verantwortlichen einwilligten. Der MSV Duisburg gehört heute zu den 50 erfolgreichsten Klubs der Bundesrepublik. In Deutschland gibt es mehr als 24.000 Fußballvereine!
In Düsseldorf kannten alle "Den schönen Walter von Plauen"
Ob auf dem Sportplatz in Duisburg oder auf der Königsallee in Düsseldorf: Überall hat Walter G. Tümpner für seine ewige Liebe - sein Plauen - die Werbtrommel gerührt. In Düsseldorf wurde der Charmeur als "Der schöne Walter von Plauen" bekannt. Seine Frau Annemarie erinnert sich: "Viele dachten in Düsseldorf, mein zukünftiger Mann würde Walter von Plauen heißen. Seinen richtigen Nachnamen Tümpner kannte am Rhein wirklich niemand", erzählt die heute 83-Jährige. Die Rheinländerin ist die große Liebe von Walter und genau wie er eine weltoffene Frohnatur. Walter hat sie nicht nur geheiratet. Annemarie und Walter haben das geliebte Rheinland verlassen, um direkt an die deutsch-deutsche Grenze zu ziehen. Annemarie berichtet: "Wir wollten näher an das Vogtland ran und sind in den Nachbarort von Gutenfürst, nach Unterhartmannsreuth, direkt an die Grenze gezogen." Dort eröffnete Walter G. Tümpner dann das "Haus Vogtland". Das Domizil wurde zur "Kommunikationszentrale für viele Plauener, die sozusagen im Asyl lebten", stellt Walter fest.
Der Bahnhof in Gutenfürst war festungsähnlich ausgebaut
Für alle jüngeren Leser: Der Grenzbahnhof in Gutenfürst war schwer bewacht. Er lag mitten im Todesstreifen. Der heute sächsische Teil gehörte zum Bezirk Karl-Marx-Stadt und durch Gutenfürst fuhren die Interzonenzüge von Leipzig nach Hof in Bayern. Der Bahnhof in Gutenfürst war festungsähnlich ausgebaut. Für Flüchtende bestand Lebensgefahr. An genau dieser Zugstrecke errichtete Walter G. Tümpner anlässlich des Stadtjubiläums von Plauen ein großes Schild mit einer Botschaft für alle Reisenden in den Osten: "Grüßt das 850-jährige Plauen!"
Walter G. Tümpner wurde im Jahr 2011 die Stadtplakette verliehen
Annemarie verrät: "Walter war immer in Action. Er hat auch dafür gekämpft, dass mehrere Autobahnschilder aufgestellt wurden, woraufhin dann Plauen als Ortsangabe mehrfach zu lesen war. Und dass heute ein wichtiger Knotenpunkt Autobahndreieck Bayerisches Vogtland heißt, das geht auch auf sein Konto und das seiner Mitstreiter." Viele dieser Erinnerungen sind in der Chronik dokumentiert. 132 Bilder mit teilweise einmaligem Charakter wurden veröffentlicht. Wegen seiner Verdienste wurde Walter G. Tümpner im Jahr 2011 die Stadtplakette verliehen.
Die Tümpners sind glücklich in Plauen
Zu kaufen gibt es die Chronik "Plauen - Im Herzen des Vogtlandes" für 12 Euro unter anderem in der Touristinformation des Plauener Rathauses und bei Conception Seidel Am Altmarkt 3 sowie in der Thalia-Buchhandlung in der Stadtgalerie. Gedruckt wurde das Werk von der SDP Sachsendruck GmbH Plauen. Noch ergänzend zum Autor: Als 1989 die Mauer fiel und die ehemalige DDR nur noch Geschichte war, zog es Annemarie und Walter G. Tümpner nach Plauen. In der Spitzenstadt leben sie bis heute glücklich in der Karlsresidenz mit Blick auf das Plauener Rathaus.
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