Plauen. Diese Schramme auf der Motorhaube tut so richtig weh! Im Aufstiegskampf hatten die Plauener Handballer völlig unnötig einen Punkt verschenkt. Wie geht's jetzt weiter beim SV 04 Oberlosa? Nach dem 32:32-Unentschieden gegen Staßfurt musste der Aufstiegstopfavorit die punktgleichen Delitzscher vorbeiziehen lassen. "Wir haben auf den letzten Metern eine Drei-Tore-Führung in eigener Halle aus der Hand gegeben. Da muss die Fehleranalyse selbstverständlich intensiv betrieben werden. Irgendwas passt in unserer Abwehr noch nicht", stellt Kevin Roch klar. Der Abwehrchef weiß, "dass wir viele neue Spieler sind im Team und dass es eine Weile braucht, bis alles harmoniert. Aber heute haben wir uns wirklich blöd angestellt", räumte der ehemalige Kapitän des EHV Aue ein. Nach 15 Jahren im Erzgebirge will der zweitligaerfahrene Kevin Roch mit Oberlosa jetzt in die 3. Liga.

 

Hat Oberlosa zu wenig gewechselt?

 

"Aber so wird es nichts", schimpfte direkt nach Spielschluss ein enttäuschter Vereinschef. Prof. Dr. Bernd Märtner wirkte ziemlich angefressen. "Solche Aussetzer dürfen wir uns einfach nicht erlauben. Zugleich möchte ich dem Gästetrainer aber ehrlichen Herzens zu seiner Meisterleistung gratulieren." Was der Oberlosaer Vorsitzende kritisierte? "Wir treten mit 16 Leuten an und setzen diese dann nicht in Szene. Der Gegner hat seinen besten Spielern immer wieder Auszeiten gegönnt. Sogar in jener Phase, als man zurücklag, war das so. Deshalb ging das Staßfurter Konzept perfekt auf. Ich finde, wir waren in diesem Tempospiel hinten raus viel zu steif und kaputt", ärgerte sich Bernd Märtner.

 

Ivan Kucharik trifft in 40 Minuten zwölf Mal

 

Zur sachlichen Darstellung dieses aus Plauener Sicht bitteren Punktverlustes muss man jedoch auch sagen, dass kein Trainer der Welt einen Alleinunterhalter wie Ivan Kucharik von der Platte nimmt, wenn der in 40 Minuten zwölf Tore macht. Diese Treffer waren für Oberlosa das Lebenselixier. Denn der Tabellenführer rannte in Halbzeit eins ständig einem Rückstand nach (2:6, 8:12, 9:13). Erst der Torwartwechsel brachte die Wende. Patryk Foluszny ging raus, der formstarke Henric Ebert machte es danach besser. So hieß es zur Pause nur noch 16:18 aus Gastgebersicht. Nach dem Seitenwechsel dann die stärkste Plauener Phase. Kevin Roch und Ivan Kucharik wendeten mit ihren Einzelleistungen das Blatt und Miroslav Nedoma trat ebenso positiv in Erscheinung. Mit seinem zwölften Treffer zum 24:21 endete jedoch die One-Men-Show von Ivan Kucharik in Spielminute 40.

Ivan Kucharik: "Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren!"

 

Die drei Tore-Führung verteidigten die Hausherren bis zur 50. Minute. Dann kassierte der Tabellenführer weitere Gegentore. Und am Ende stand es 32:32-Unentschieden. Cheftrainer Ladislav Brykner stellte direkt nach Spielschluss klar: "Ich bin heute mit einigen Dingen nicht einverstanden. Aber das klären wir intern." Ebenso angefressen wirkte Ivan Kucharik: "Das ist schrecklich, dass wir am Ende noch einen Punkt abgegeben haben. Aber wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren und uns streiten. Die Saison ist noch lang."

 

In Pirna/Heidenau muss ein Sieg her

 

Stimmt: Der 7. Spieltag der Handball-Oberliga hält für den SV 04 Oberlosa die Auswärtsaufgabe bei der SG Pirna/Heidenau bereit. Der Anwurf in der Sporthalle Pirna-Sonnenstein, Struppener Straße 9, erfolgt am Samstag um 19.30 Uhr, als Unparteiische fungieren Philipp Etzold und Lennard Zerlin. Dann ist das Spiel gegen Staßfurt vermutlich abgehakt. Die Kritik am Oberlosaer Trainer Ladislav Brykner darf natürlich geäußert werden. Zugleich hat genau dieser Trainer mit seinem Team 23 Spiele am Stück ohne Niederlage vorzuweisen. Und Staßfurt war nicht irgendjemand. Auch diese Mannschaft ist eine lange Zeit ungeschlagen. Aber: "Wir sind kein Friedefreudeverein, sondern wir wollen aufsteigen. Und Punktverluste müssen wir hinterfragen", gibt Bernd Märtner die Richtung vor. Wenn Oberlosa also in Pirna/Heidenau gewinnt, wird es in Plauen wieder etwas ruhiger.