Thierbach. Die Schalmeienkapelle feiert gewaltig. Wie es dazu kam, dass die große Musikshow alle zwei Jahre gefeiert wird. Dem Ausnahmezustand nähert sich der kleine Ort Thierbach: Die 13. Große Musikshow und 100 Jahre Schalmeienkapelle Thierbach müssen gebührend gefeiert werden. Darüber ist man sich einig. Und so wird vier Tage lang der Schalmeienmusik gehuldigt.
"Schnoogen erzählen"
Was anders sein wird als bei den sonstigen großen Musikshows, die zweijährlich das Publikum zuhauf anlocken? "Es werden Schnoogen erzählt", fällt Kapellen-Chef Uwe Schamberg gleich dazu ein. Schnoogen? "Anekdoten aus der Zeit der Schalmeien." Da müsste Armin Perthel und Peter Baum so einiges dazu einfallen. Denn die beiden Thierbacher Männer sind die wohl ältesten Mitglieder im traditionsreichen Ensemble, spielen mit über 70 Jahren am längsten ihre Schalmei.
Mehr als 56 Mitglieder
Eine weitere Geschichte weiß Nicole Liebscher zu erzählen, gebürtige Thierbacherin. "Mit 12 Jahren hatte ich angefangen, die Schalmei zu spielen", erinnert sie sich noch gut, das war 1995. Im Jahr 2003 zog sie wegen der Berufsausbildung nach Nürnberg. "Voriges Jahr sind wir zurück gekommen und haben ein Haus gebaut." Mit "wir" meint sie ihren Partner, der aus dem Erzgebirge kommt, und das gemeinsame Kind. Was lag da wohl näher, als wieder mit bei den Schalmeien im Ort zu spielen? Mehr als 56 Mitglieder zählt die Schalmeienkapelle Thierbach. Es sind auffallend viele junge Leute dabei. Jugendliche und Kinder. Nehle Winkler (10 Jahre), Leni Holzmüller (8 Jahre) und Mia-Katrin Kiesow (10 Jahre) sind die Jüngsten im Bunde.
100 Jahre zurück
Und schaut man einhundert Jahre zurück zu den Anfängen der Kapelle? Die Freunde des im Ort schon seit Jahren bestehenden Turnvereins wünschten sich, so steht es in der Chronik, musikalische Unterstützung für ihre Aufmärsche. Es wurden die ersten Instrumente gekauft und mit fünf Spielern waren die Thierbacher "Hupen" geboren. Das war 1924. Der erste Auftritt der Kapelle war in Bernsgrün. Zum 25-jährigen Bestehen des Turnvereins "Jahn" Thierbach 1932 musizierte dann eine gemeinsame Pausa-Thierbach-Schalmeienkapelle. Man spielte bei Sportfesten und nahm an Wettbwerben teil.
Kriegszeit
Mit dem Kriegsbeginn im Jahr 1939 war es mit dem fröhlichen Musizieren vorbei. Die meisten der jungen Männer, so weiß man, wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Nicht alle kehrten zurück. Nach Kriegsende und mit Beginn der Normalisierung des Lebens begannen sich die Thierbacher ihrer Schalmeinkapelle zu erinnern. Wo die Instrumente abgeblieben waren? Um sie vor dem Zugriff "Unbefugter" zu bewahren, hatte sie der ortsansässige Tischlermeister Ernst Schamberg, der zu dieser Zeit Vorsitzender des Sportvereins war, zum Kriegsende hin versteckt und somit der Kapelle erhalten. Darüber waren die Thierbacher fr0h und begannen 1947 wieder mit dem Spielbetrieb, hatte in all den Jahren zahlreiche Auftritte. Nach der politische Wende wurde 1990 ein eingetragener Verein gegründet.
Erste große Musikshow war Höhepunkt
Ein großer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die 1. große Musikshow, anlässlich des 75 jährigen Bestehens der Kapelle im Jahr 1999. Wie es dazu kam? "Wir waren zuvor in Vollmershain eingeladen zum Schalmeienfest", erinnert sich Uwe Schamberg. "Als wir heimfuhren, wussten wir, dass wir auch so eine Musikshow machen wollen." Und so kam es.
Freude auf das Fest
Worauf sich die Jubilare freuen? "Auf viele Gäste, sonniges Wetter und ein schönes Festwochenende", so der Schalmeien-Chef. Man wisse ja, dass der liebe Gott ein Schalmeienfan ist. Allerlei Überraschungen sind geplant. Es gibt einen Geburtstagssong "Wir sagen Dankeschön", angelehnt an ein Lied der Flippers. Zum Mitsingen werden Liedzettel ausliegen.
Am Donnerstag geht es los
Am Donnerstag gibt es nach dem Himmelfahrtstreffen mit Musik im Festzelt einen Heimatabend zu den einhundert Jahren der Schalmeienkapelle. Jessica Simon hat sich um die Chronik besonders gekümmert. Am Freitag, 10. Mai, ist DJ Daniel am Zuge. Am Samstag, 11. Mai, steigt die große Musikschow. Erstmals begrüßt werden die Barbarossa Pipes & Drums aus Sangerhausen. Sie werden das Publikum auf eine Reise in die schottische Musik mitnehmen. Langjährige Freunde sind hingegen die Schalmeienmusikanten 1929 SV Neugernsdorf e.V., die im Juni ihr 95-Jähriges feiern und in Thierbach dabei sind. Weiterhin dabei sind die Schalmeienkapelle aus Rossow sowie zwei Überraschungskapellen. Am Sonntag, 12. mai, gibt es früh ein Traktor- und Simsontreffen. Der ehemalige Thierbacher Pfarrer Zimmer gestaltet den Gttesdienst. Es folgt ein bunter Nachmittag mit den Wisentatalern, den Faschingsvereinen Pausa und Mühltroff sowie Schalmeienmusik der Jubilaren.
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