Jocketa. Was sind 15 Monate Coronapandemie gegen ein ganzes Leben in schwierigen Verhältnissen? Diese Frage stellt sich unweigerlich, wenn man das Kinder- und Jugendheim in Jocketa betritt. Hier leben 23 Mädchen und Jungs im Alter zwischen sechs und 19 Jahren. Manche haben keine Eltern mehr, andere kommen aus zerrütteten Familien. Oder die blutjunge Mama ist selbst noch ein Kind und sie steht urplötzlich völlig überfordert alleine da, weil sich alle von ihr abwenden. Gründe für die Inobhutnahme von Schutzbefohlenen gibt es etliche. Genau dann kommt das Team von Cornelia Heidrich ins Spiel. Die Leiterin im Kinder- und Jugendheim Jocketa trägt auch Verantwortung für eine Tagesgruppe mit zehn Kindern sowie den ambulanten Bereich, der hilfebedürftigen Familien in deren Lebensumfeld unter die Arme greift. Zudem gibt es auch noch eine soziale Gruppenarbeit in Oelsnitz. "Und all diesen Bereichen wollen wir heute zeigen, dass wir an sie denken", stellte Petra Schlüter, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Plauen, bei einem Vorortbesuch klar. Mitgekommen war auch Janette Reinhold als Vorsitzende des Personalrates der Arbeitsagentur. Und zwar aus folgendem Grund.
In der Agentur hat man fürs Grillfest gesammelt
"Wir haben gemeinsam mit der Personalvertretung zum zweiten Mal anlässlich des Internationalen Kindertages eine freiwillige Spendenaktion für eine Kinder- und Jugendeinrichtung im Vogtlandkreis durchgeführt. Mit dieser Spende soll ein kleiner Wunsch für die Kids in Erfüllung gehen. Die Aktion wird jährlich für jeweils eine andere Einrichtung im Vogtland durchgeführt. In diesem Jahr möchten wir das Kinder- und Jugendheim Jugend-Werk Pöhl e.V. in Jocketa unterstützen", ließen die beiden Frauen wissen. 360 Euro hatten die 80 Kolleginnen und Kollegen in der Agentur gesammelt. Gruppenerzieherin Laura Bechmann bedankte sich im Namen der elf Mitarbeiter: "Bares Geld fehlt immer. Gerade jetzt, wenn wir im Heimbereich am 23. Juni unser Grillfest veranstalten möchten. Solche Veranstaltungen sind unglaublich bedeutsam für die Gemeinschaft, zu der ja nicht nur unsere Schützlinge, sondern auch deren Angehörige gehören", betont Laura. Während das Grillen für viele Vogtländer ein vollkommen unspektakuläres Ereignis darstellt, so freuen sich die Heimbewohner auf diesen einen Tag wochenlang wie Bolle! Dazu muss man noch wissen, dass wegen der Coronapandemie letztes Jahr sogar acht Wochen lang ein vollständiges Betretungsverbot der Einrichtung verhängt wurde. Man kann nur den Hut ziehen vor allen, die hier arbeiten!
Sie sind alle zusammengerückt
Denn trotz der unterschiedlichsten Problemlagen, der emotionalen und psychischen Belastungen in den vergangenen 15 Monaten, trotz der Schulschwierigkeiten ihrer Kinder - Cornelia Heidrich findet immer ein gutes Wort. Die zwei heilpädagogischen Heimgruppen sowie die Verselbständigungsgruppe leben in familienähnlichen Strukturen. Die Kinder, die Eltern, die Erzieher - sie sind trotz der schwierigen und entbehrungsreichen Zeit in den vergangenen Monaten enger zusammengerückt. Letzten Mittwoch nun waren erstmals seit November 2020 alle Kinder gleichzeitig außer Haus. Der erste richtige, reguläre Schultag sollte der perfekte Zeitpunkt für den Fototermin sein. Denn im Kinder- und Jugendheim in Jocketa gilt seit über 30 Jahren bei aller Bedürftigkeit ein ganz wichtiger Grundsatz: Auch wenn die Kids hier Hilfe brauchen, zur Schau gestellt werden sie nicht! "Eben weil es unsere Kinder sind", sagt Laura stellvertretend für alle Erzieher.
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