Plauen. Etwas tun für die Menschen mit Handicap. Das würden vermutlich viel mehr Leute tun. Doch die meisten Vogtländer haben kaum Zugang zu den Problemen von Menschen mit einer Behinderung. Parallelwelten sind entstanden. Auch die Medien stehen da in der Verantwortung. Viel zu oft jedoch stellen solche Berichte nur einen "Füller" dar. BLICK.de möchte einen kleinen Beitrag zur Verbesserung leisten. Zusammen mit der Agentur für Arbeit in Plauen wird der BLICK-Reporter in diesem Jahr die Inklusion erlebbar machen. Das zumindest es das Ziel. Wir werden sehen...
Jenny ist lernbehindert und bekommt unbefristet Arbeit
"Dass mehr Bewusstsein für die Potenziale von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft wachsen sollte, davon sind wir alle überzeugt", betonte Silke Steinkampf. Die Pressesprecherin der Agentur für Arbeit hatte in den ASPIDA Pflegecampus in Plauen eingeladen. In der Bergstraße versammelten sich Einrichtungs- und Projektleiter Christophe Holzapfel, Sebastian Thieswald als Inhaber und Geschäftsführer des ASPIDA Pflegecampus Plauen sowie Anett Warg (Teamleiterin, Team Reha/SB/Inga in der Agentur für Arbeit Plauen) und Mandy Wagner (Küchenleitung im ASPIDA Restaurant). Am Tisch saß mit Jenny E. eine junge Frau, die seit acht Jahren in Obhut der Arbeitsagentur riesige Fortschritte gemacht hat. "Ich habe eine Lernbehinderung und freue mich riesig, dass ich mich hier ausprobieren durfte und jetzt einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen habe", berichtet Jenny E., Helferin im Küchenbereich.
Christophe Holzapfel: "Man muss sich Zeit füreinander nehmen!"
Christophe Holzapfel ist "sehr froh, solch eine motivierte Mitarbeiterin gefunden zu haben. Jenny hat das ganze Haus durchlaufen und so haben wir festgestellt, welcher Job wirklich für sie in Frage kommt. Diese Zeit muss man sich nehmen", betont der Einrichtungsleiter des ASPIDA Pflegecampus Plauen. Sebastian Thieswald fügt hinzu: "Die Fördermaßnahmen haben den Weg geebnet. Jetzt ist alles klar und Jenny hat eine wichtige Arbeit, in der sie täglich gebraucht wird und ihren Mann stehen muss", berichtet der Inhaber und Geschäftsführer. Anett Warg ergänzt: "Am Beispiel von Jenny können wir darstellen, dass eine Integration in den Arbeitsalltag zum Beispiel durch einen Lohnkostenzuschuss gelingen kann", verdeutlicht die Teamleiterin der Arbeitsagentur. Die Maßnahme "Unterstützte Beschäftigung" bezeichnet die individuelle betriebliche Qualifizierung, Einarbeitung und Begleitung von Menschen mit Einschränkungen, die einen besonderen Unterstützungsbedarf benötigen. Silke Steinkampf verrät: "Diese Maßnahme absolvierte die junge Frau im Bildungsinstitut Pscherer, um eine passgenaue Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erzielen. Seit dem 1. Mai 2023 ist sie als Helferin im Küchenbereich bei der Firma ASPIDA Plauen GmbH beschäftigt." Agenturchefin Cordula Hartrampf-Hirschberg stellt klar: "Wir möchten für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen und ihre Belange in der Arbeitswelt sensibilisieren. Denn häufig sind diese Frauen und Männer genau jene Fachkräfte, die in den Unternehmen dringend benötigt werden. Wir beraten bei der richtigen Arbeitsplatzgestaltung, finden die passenden Bewerberinnen und Bewerber und können finanziell unterstützen. Eingliederungszuschüsse, Ausbildungszuschüsse, Probearbeit oder Beschäftigungsprämien sind einige Beispiele dafür, um den Weg in Beschäftigung zu ebnen."
44 Prozent der Unternehmen im Vogtlandkreis erfüllen Beschäftigungspflicht
Gemessen an allen beschäftigungspflichtigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern im Vogtland kommen rund 44 Prozent - 238 Unternehmen - vollständig ihrer Pflicht zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen nach. Unternehmen mit durchschnittlich mindestens 20 Arbeitsplätzen sind gesetzlich verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen und darüber eine Anzeige bei der zuständigen Agentur für Arbeit abzugeben.
Agentur für Arbeit fördert berufliche Teilhabe
Das Spektrum der Förderinstrumente reicht von beruflicher Weiterbildung über die Beratung bei der Berufswahl bis hin zur Unterstützung bei der Ausbildungs- und Beschäftigungsaufnahme oder der Zahlung eines Eingliederungszuschusses.
Fördermöglichkeiten bei der Einstellung von Arbeitnehmern mit Behinderungen:
• Ausbildungszuschüsse für die Berufsausbildung (bis zu 80 Prozent der Vergütung des
letzten Ausbildungsjahres)
• Probebeschäftigung (volle Kostenerstattung für bis zu 3 Monate)
• Eingliederungszuschüsse (bis zu 70 Prozent des berücksichtigungsfähigen Arbeitsentgeltes
für einen längeren Zeitraum)
• Kostenerstattung für angepasste Arbeitsplatzgestaltung
Die Agentur für Arbeit erreicht man unter 0800 4 5555 00 oder der E-Mail: Plauen.Ansprechstelle-Rehabilitation@arbeitsagentur.de oder der Telefonnummer: + 49 3741 23 1545. Auch auf der Website der Agentur für Arbeit sind weitere Informationen zu finden.
Wissenswert: Hätten Sie das vermutet?
Über 1.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Schwerbehinderung arbeiten vogtlandweit in allen Wirtschaftsbranchen. Ein Großteil ist im Verarbeitenden Gewerbe (543), im Gesundheits- und Sozialwesen (488), im Öffentlichen Dienst (246) sowie im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz (158) beschäftigt. Achtung: 423 schwerbehinderte Menschen sind arbeitslos gemeldet, 270 Männer und 150 Frauen. Damit sind 6,8 Prozent aller Arbeitslosen im Agenturbezirk schwerbehindert. Fast die Hälfte der schwerbehinderten Menschen sind 55 Jahre und älter (210 Personen) und über 70 Prozent (310 Personen) besitzen eine betriebliche/schulische beziehungsweise akademische Ausbildung. Hinweis in eigener Sache: Die Agentur für Arbeit Plauen selbst geht im Hinblick auf Inklusion mit gutem Beispiel voran. Sie übererfüllt die gesetzlich geforderte Schwerbehindertenquote von 5 Prozent bei weitem. Bis jetzt sind im laufenden Jahr fast 12 Prozent ihrer Beschäftigten Menschen mit Schwerbehinderung.
erschienen am 05.01.2024