Die Countryband Truck Stop feiert 2023 ihr 50-jähriges Jubiläum. Nur wenige Bands können auf eine solche Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die Meilensteine auf ihrem Weg zum Erfolg haben sie kontinuierlich gesetzt. Am 24. März kommen die Cowboys dann in den Festhalle Plauen. Blick verlost 3x2 Tickets für das Event (Siehe unten). Heute haben wir Wolfgang "Teddy" Ibing, Knut Bewersdorff und Andreas Cisek im BLICK-Interview.

Der 10. März 2023 ist ein besonderer Tag für Euch, denn vor 50 Jahren, am 10. März 1973, wurde Europas erfolgreichste Country-Band Truck Stop gegründet. Wie begeht ihr den Tag?

Teddy: So richtig feiern können wir wohl erst am Abend - ziemlich genau ab 20 Uhr - denn da startet unsere Jubiläumstournee mit dem ersten Geburtstagskonzert in der Laeiszhalle Hamburg. Wobei ich sagen muss, dass sie für uns intern wohl immer die "Musikhalle" bleiben wird. Diese Location kann man getrost unser Wohnzimmer nennen. Dort haben wir über 30 Jahre jedes Jahr unser traditionelles Weihnachtskonzert gegeben. Und wenn man bedenkt, dass es für eine Hamburger Club-Band, wie uns damals, das Größte war, nur einmal in der Musikhalle aufzutreten, feiern wir unseren Geburtstag noch lieber dort. Was Wimbledon für Boris, ist die Laeisz-/Musikhalle für uns. Aber nach 30 Jahren mussten wir quasi der Elbphilharmonie Platz machen.

Wieso das?

Teddy: Da die Elphi nicht so ganz rechtzeitig fertig wurde - vielleicht hat es der ein oder andere in den Medien mitbekommen - brauchte das Orchester einen Übungsraum bzw. ein Zuhause. Aber kollegial wie wir schon immer waren, haben wir natürlich gerne ausgeholfen und Platz gemacht (lacht).

50 Jahre Truck Stop - erstmal Gratulation! Mit dem letzten Studioalbum habt ihr den besten Charteinstieg seit über 40 Jahren hingelegt. Fünf Jahrzehnte Erfolg schaffen in der Musikbranche nicht viele. Was ist das Geheimnis Eures Erfolges?

Teddy: Ein Geheimnis gibt es eigentlich nicht - zumindest nicht, dass wir wüssten. Wir haben von Anfang an immer nur das gemacht, was uns Spaß gebracht hat, in der Hoffnung, dass es anderen Menschen bzw. dem Publikum auch gefällt. Wir wollten schon immer die Leute unterhalten und gemeinsam eine gute Zeit haben. Ich glaube, die Menschen merken aber auch, ob Du mit Herzblut dabei bist oder ihnen etwas vormachst. Wir vergleichen uns immer mit dem HSV oder St. Pauli - nur mit dem Unterschied, dass wir immer 3 Auswärtspunkte erzielen MÜSSEN. Anders als die Fußballer-Kollegen können wir nächste Saison nämlich nicht nochmal dort auflaufen, wenn wir die 3 Punkte nicht einfahren. Das treibt an und hält jung.

Andreas: Ich glaube, der Erfolg liegt darin, dass Truck Stop sich immer treu geblieben ist. …und natürlich an der geilen Musik! (lacht)

Gab es einmal einen Moment, an dem ihr gedacht habt "Wir schmeißen hin" und hattet ihr einen Plan B?

Teddy: Am Anfang in den 70ern hatten wir ja noch alle unsere Berufe und Ausbildungen. Cisco war bspw. Maurer, ich habe Zahnmedizin studiert, Lucius Psychologie und Erich war Grafiker. Truck Stop haben wir als Hobby-Band gegründet - abgesehen vom Spaß am Musik machen, war am Anfang das Schönste, dass man die Zeche nicht bezahlen musste und sogar noch mit 50 Mark nach Hause ging. Als das ganze professioneller wurde, wuchs auch der Druck von außen. Unsere ersten Platten waren noch auf Englisch. Die Alben wurden immer besser, aber die Verkäufe leider schlechter. Da kam schon irgendwann ein Punkt, an dem wir uns die Sinnfrage gestellt haben: weitermachen oder auflösen? Zu der Zeit fing aber Udo Lindenberg mit seiner deutschsprachigen Rockmusik an. Das hat uns inspiriert und wir kamen auf die Idee, unsere Musik ebenfalls mit deutschen Texten zu singen. Wir gingen All-in und produzierten mit "Zu Hause" ein Album mit deutschsprachiger Countrymusik. Uns war klar: entweder klappt es damit oder wir hören auf. Was soll ich sagen? Es hat geklappt. (lacht)

Wieso Countrymusik?

Teddy: Country ist eine erdige und ehrliche Musik. Die Songs erzählen kleine Geschichten aus dem Leben und die musikalische Bandbreite von romantischen bis rockigen Songs ist enorm. Sie klingt für den Hörer zwar zum teils einfach, aber ist doch musikalisch sehr anspruchsvoll. 

Ursprünglich komme ich aber vom Jazz. Anfang der 70er habe in einem studentischen Verbindungshaus gewohnt. In dem ein Stockwerk über mir hatte Lucius sein Zimmer. Erich, Cisco und Lucius wollten eine Countryband gründen und haben mich gefragt, ob ich nicht bei ihnen trommeln will. Da ich damals von Country so gut wie keine Ahnung hatte, war ich zuerst unsicher. Als Lucius aber meinte: "Bleib doch einfach so lange, bis wir einen festen Trommler gefunden haben" habe ich zugesagt - eigentlich warte ich immer noch auf die "Festanstellung". 50 Jahre Aushilfstrommler - das müsste doch eigentlich ein Rekord sein, oder?.

Mir fallen auch zwei musikalische Schlüsselerlebnisse ein. Zum einen, als ich meinen Bruder in Austin, Texas besucht hatte - dort hat man den Country nochmal auf einer anderen Ebene erlebt und gefühlt. Und dann die TV-Show von Freddy Quinn "Country Time". Dort habe ich US-Größen wie Willie Nelson, Waylon Jennings, Dave Dudley & Co kennengelernt. Besonders beeindruckt hat mich der Schlagzeuger der Hank Williams-Band, der mit breitem Grinsen einen Wahnsinns-Groove hinlegte. Spätestens da war ich zu 150% infiziert.

Wofür steht Truck Stop? Habt ihr eine Message ans Publikum?

Teddy: Wie schon gesagt, standen wir immer für ehrliche Musik und Spaß den wir auch vermitteln wollen. Wenn die Menschen mit unserer Musik zwei Stunden den stressigen Alltag vergessen können, haben wir unser Ziel erreicht.

Andreas: Truck Stop ist geradeheraus. Egal ob musikalisch oder persönlich. Das merken die Leute und ich glaube das gefällt Ihnen auch. Bei Truck Stop bekommst Du, was Du siehst und hörst. "Three chords an the truth", wenn man so will.

Knut: Truck Stop steht auch für eine bestimmte Art von Country Music - man kann vielleicht grob vom Truck Stop-Sound sprechen. Natürlich immer weiterentwickelt. Aber wie Andreas schon gesagt hat, die Leute kennen und mögen den Sound und vielleicht gefällt ihnen diese Beständigkeit.

Ist Euer Publikum mit Euch mitgewachsen oder kommen neue Leute dazu?

Teddy: Sowohl als auch. Wir haben Fans der ersten Stunde - da gibt es immer großes "Hallo" wenn man sich wieder mal auf Konzerten sieht - aber es kommen immer mehr junge Leute dazu. Wir spielen schon vor der dritten Generation Truck Stop-Fans. Wir erleben es sehr oft, dass diejenigen, die früher als Kinder von ihren Eltern mitgenommen wurden, heute mit ihren eigenen Kids zu den Konzerten kommen. Ein schönes Gefühl - wie eine große Truck Stop-Familie.

Auf welche Situationen/Anekdoten blickt ihr gerne zurück?

Teddy: Ein erstes Highlight war unsere Europa-Tournee mit Fats Domino. Dort haben wir in Locations gespielt, wie der Royal Albert Hall in London oder dem Olympia in Paris. Für uns junge Musiker war das damals der absolute Wahnsinn. Oder auch das internationale Country-Festival in Dallas, bei dem wir vor 30.000 Leuten und neben Stars wie Johnny Cash, Tom Jones oder den Bellamy Brothers Deutschland repräsentieren durften. Ein weiterer Schlüsselmoment war auch unser erster Auftritt bei der ZDF Hitparade. Was vielleicht nicht viele wissen, vor uns durften maximal Duos dort auftreten. Als wir aber mit "Take it easy" den zweiten Platz beim deutschen Vorentscheid des Grand Prix gemacht haben, hat sich Dieter Thomas Heck persönlich dafür eingesetzt, dass wir auch in die Sendung kommen. Damit waren wir die erste Band in der ZDF Hitparade.

Andreas: Egal wo wir spielen, ob Nürburgring vor 60.000 Leuten oder in kleinen Clubs, bei uns ist immer Wohnzimmer-Atomsphäre. Ein besonderes Erlebnis war auch ein Konzert auf der Hallig Langenes. Das war natürlich das komplette Gegenteil vom Nürburgring, aber nicht weniger cool, eben weil sehr persönlich. Ich glaube, sogar die Schafe hatten ihren Spaß (lacht)

Knut: Anfang der 90er Jahre wurden wir von einem Country-Sender in Phoenix, Arizona für zwei Konzerte in Scottsdale und San Francisco eingeladen, weil unser Song "Arizona-Arizona" dort auf Platz 1 der Radio-Hitparade war. Die Reise war super und extrem eindrucksvoll. Wir wussten nicht , was uns bei den Konzerten erwartet, da wir fast ausschließlich unsere deutschen Songs gespielt haben. Doch die Reaktion des Publikums war überwältigend. Eine bleibende Erinnerung, auf die ich immer wieder gern zurückschaue.

Ab wann hast Du gedacht: "Ich glaube wir haben es geschafft"?

Teddy: Das war für mich persönlich wohl die Tournee mit Dave Dudley. Nach unserem ersten Hit "Ich möchte so gern Dave Dudley hören" war er mit uns gemeinsam auf Deutschland-Tour. Das war schon großartig.

Blickt man auf die Geschichte von Truck Stop zurück, gab es von Beginn an immer wieder personelle Veränderungen. Habt ihr auch mal ans Aufhören gedacht?

Teddy: Ans Aufhören haben wir nie wirklich gedacht, denn Veränderungen gehören irgendwie auch zum Leben dazu. Und eigentlich kamen die meisten Veränderungen durch persönliche Lebensentscheidungen der einzelnen Mitstreiter. Aber wir haben Truck Stop von Beginn an als eine große Gemeinschaft und eher als eine Institution gesehen. Wir hatten bspw. auch mal eine Phase, in der wir zu fünft gespielt haben, weil Cisco krankheitsbedingt ein halbes Jahr ausgefallen ist. Der persönliche Verlust von Lucius war aber schon ein sehr schwerer Moment. Aber auch da war es schon klar, dass Truck Stop weitermachen wird - übrigens hatten wir mit Lucius im Vorfeld auch darüber gesprochen. Andreas war bereits seit längerem in der Truck Stop-Welt zu Hause und so war es eigentlich keine Frage, dass er mit Cisco zusammen vorne steht.

Knut, Du bist seit 1983 dabei und warst Anfang der 80er Jahre das Cowboy-Küken. Hat die Band dich das spüren lassen? Wie wurdest Du vom Publikum aufgenommen?

Knut: Ich war anfangs etwas nervös, weil ich die einzelnen Charaktere der Jungs noch nicht kannte und einschätzen konnte. Sie haben mich aber von Beginn an sehr warmherzig und familiär und aufgenommen und mir den Einstieg so extrem leicht gemacht. Ich glaube, das Publikum war anfangs vielleicht etwas neugierig, was der "Neue" so bringt - die Fußstapfen, in die ich getreten bin, waren aber auch groß. Doch die Fans haben mich sehr schnell merken lassen, dass ich nicht nur menschlich, sondern auch musikalisch gut in die Band passe. Unser Publikum ist eigentlich immer schon sehr tolerant gewesen und ist es noch.

Andreas - Du stehst seit über 11 Jahren bereits in vorderster Truck Stop-Reihe. Wie blickst Du auf die Zeit zurück? Was waren Deine ersten Gedanken, als sie Dich gefragt haben, ob Du fest mitmachen möchtest?

Andreas: Um ehrlich zu sein war mein erster Gedanke: "Oh Scheiße, hoffentlich krieg ich das hin". Dann hab ich aber gemerkt, dass ich mit diesem ersten Gedanken eigentlich bereits zugesagt hatte mitzumachen. Ich bin ja schon seit Mitte der 90er Jahre bei Truck Stop mittendrin, weil ich viele Songs geschrieben habe und auch öfters bei dem ein oder anderen Konzert ausgeholfen hatte. Genau das habe ich dann später auch beim Lernen der Texte z. B. gemerkt - ich war sofort zu Hause. Die letzten Jahre sind wie im Flug vergangen - aber ein sehr schöner Flug.

Ihr veröffentlicht auf den Tag genau an Eurem 50. Geburtstag ein Jubiläumsalbum "50 Jahre" auf 2 CDs und startet am selben Tag in der Hamburger Laeiszhalle Eure Jubiläumstour. Auf was dürfen wir uns freuen?

Teddy: Sowohl auf dem Jubiläumsalbum wie auch auf der Bühne dürfen natürlich die großen Hits nicht fehlen. Dazu kommen Meilensteine aus 50 Jahren Truck Stop sowie Lieblingstitel unserer Fans. Wir waren aber ganz klar auch im Studio und haben zwölf brandneue Songs aufgenommen. Besonders gefreut hat uns dabei die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Peter Keller, der seit Jahren bspw. auch mit Peter Maffay zusammenarbeitet. Für uns war es ein "Back to the roots"-Gefühl, weil Peter großen Wert auf analoge Produktionstechnik gesetzt hat. Wir sind schon bei der Planung - ihr könnt Euch darauf freuen. So viel kann ich verraten.

Auf der neuen Single "Helden von Heute" besingt ihr die "ganz normalen Leute", die aber auch Helden sein können. Werden Helden heute mehr denn je gebraucht?

Andreas: Helden wurden schon immer gebraucht. In unserer schnelllebigen Zeit ist es heute besonders wichtig, nicht nur für sich, sondern auch für andere da zu sein. Wie wir in den letzten Jahren gesehen habe, muss man kein Superhelden-Kostüm anhaben, um ein Held für seine Mitmenschen zu sein. Dieser Song soll dazu beitragen, den Held oder auch die Heldin in jeder und jedem zu wecken. Unabhängig, von Alter, Geschlecht, Beruf oder sonst was. Einfach Rückgrat gerade und machen - es lohnt sich.

Was habt ihr Euch für die nächsten 50 Jahre vorgenommen?

Teddy: Weitermachen. (lacht)

Andreas: Dem kann ich mich nur anschließen. Weiter Musik machen, Platten aufnehmen, Konzerte spielen und das Wichtigste: nie den Spaß verlieren.

Knut: Die Musik treibt mich an. Solange das so ist, möchte ich auf der Bühne und im Studio Vollgas geben.