Plauen. Quo vadis - wohin gehst du? Für Tobias Kämpf und Benjamin Meschke haben die Revolutionäre 1989 friedlich in Plauen demonstriert. Die Mauer fiel, Tobi und Benni wurden geboren, sie blieben mit ihren Familien zu Hause und die beiden Klassenkameraden besuchten gemeinsam die Friedensoberschule. "Wir haben uns direkt nach der Schulzeit aus den Augen verloren, wussten aber immer was der Andere macht", lachen der Plauener Kultur- und Bildungsbürgermeister und der Handballprofi.
Sie hatten sich 16 Jahre nicht gesehen
Zum ersten Klassentreffen war die Wiedersehensfreude riesig. Und Benjamin Meschke beantwortete die Frage des BLICK-Reporters nach seiner Zukunft so: "Ich komme aus Oberlosa, bin mit Leib und Seele Plauener und darf jetzt in der Schweiz für Wacker Thun Handball spielen. Ich kann den Revolutionären von 1989 nur herzlich danken, was sie für meine Generation getan haben. Eine Zukunft in Plauen kann ich mir gut vorstellen", sagt der 32-Jährige.
Das Image von Plauen wird schlechter
Benjamin Meschke redet nicht um den heißen Brei. "Ich liebe meine Stadt, bin ein stolzer Plauener und habe das überall in unserem Land jedem gesagt, wenn ich darauf angesprochen wurde. Leider hat das Image von Plauen überregional sehr gelitten. Unser Ruf war schon einmal besser", bestätigt der Weltenbummler, der durch den Handballsport an elf Stationen gelebt hat und mit Clubs wie dem SC Magdeburg und dem SC DHfK Leipzig auch schon international unterwegs gewesen ist.
In Plauen ist die Kritik besonders laut
Bürgermeister Tobias Kämpf (33) findet, "dass wir Plauener immer dann, wenn etwas nicht passt, die berechtigte Kritik besonders laut nach draußen tragen und mit dieser übertriebenen Vehemenz sorgen wir dafür, dass Plauen immer schlechter wegkommt", so die Ansicht des jungen Bürgermeisters. Tobias Kämpf stellt die Frage: "Wenn es in Plauen wirklich schlechter ist, als anderswo. Weshalb hören wir dann von Besuchern, dass sie völlig überrascht sind wie schön Plauen ist. Darüber wundern wir uns dann. Und wir freuen uns riesig über das Lob der Auswärtigen für unsere Stadt." Aufgefallen war zuletzt, dass überregionale Medien Plauen inzwischen als willkommenen Ort der Negativberichterstattung nutzten, um Quote zu machen.
Aber: Kritik muss man auch weiter äußern dürfen
Beim Fototermin an der Friedensbrücke stellten die beiden Schulfreunde klar: "Es darf nie wieder sein, dass man nicht seine Meinung sagen kann. Es soll aber auch jeder Kritiker wissen, welche Wirkung er erzielt." Weil das Image von Plauen im Keller ist, hofft Tobias Kämpf: "Anstatt fünfmal meckern, lieber einmal mit anpacken und helfen. Das wünsche ich mir von den Spitzenstädtern!" Zum Fototermin hatte der BLICK anlässlich des Mauerfalls eingeladen.
Die Plauener gingen zuerst auf die Straße
Heute vor 34 Jahren fiel die Mauer! In Plauen ging es los. Dort hatten die Menschen der ehemaligen DDR zuerst den Mut, gegen den Unrechtstaat zu demonstrieren. Das DDR-Regime knickte ein und der Staat wurde aufgelöst. Seitdem ist die Bundesrepublik wieder vereint und überall ein demokratisches Land. Laut der Deutschen Presseagentur sind die Lebenshaltungskosten in Plauen im Bundesmaßstab spitze. Die Spitzenstadt hat viele Probleme, jedoch auch viele Vorzüge, was mittlerweile in mehreren Untersuchungen und Studien deutlich zum Ausdruck gebracht wurde.
erschienen am 09.11.2023