Plauen. Für den Februar hatten die Fachleute den Höchststand der Arbeitslosigkeit im Vogtland vorhergesehen. Jetzt kommt die Bestätigung. Cordula Hartrampf-Hirschberg als Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Plauen sowie Martina Kober als Geschäftsführerin Jobcenter Vogtland ließen zur Jahrespressekonferenz keine Zweifel aufkommen: "Die weitere Entwicklung wird maßgeblich davon abhängen, wie schnell sich die wirtschaftliche Anspannung löst und die Konjunktur wieder anzieht - damit alle arbeitsuchenden Menschen davon profitieren können." Im vogtländischen Jahresrückblick 2023 war von "Schwacher Konjunktur" die Rede. Durch die beeinträchtigte Entwicklung am regionalen Jobmarkt musste ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit um fast 14 Prozent hingenommen werden. Die Arbeitslosenquote ist auf 5,8 Prozent gestiegen und die Arbeitskräftenachfrage sowie offene Stellenmeldungen gingen zurück. Silke Steinkampf schreibt: "Im Jahresdurchschnitt 2023 waren im Vogtland 6.392 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, das sind 770 oder 13,7 Prozent mehr als im Jahr 2022", teilt die Pressesprecherin der Arbeitsagentur mit.
Zahl der Sozialversicherungspflichtigen sinkt
Die magische Schwelle von 80.000 Sozialversicherungspflichtigen wurde mit 79.881 erstmals unterschritten. Durch die demografischen Gegebenheiten gehen dem vogtländischen Arbeitsmarkt jetzt noch 19.000 Personen bis 2030 verloren. Martina Kober weiß: "Die Hilfebedürftigkeit nimmt zu. Gleichzeitig suchen Industrie und Handel wieder mehr Beschäftigte." Vor diesem Hintergrund will man unter anderem Langzeitarbeitslose stärker in den Fokus nehmen. Wer jedoch länger als ein Jahr ohne Job ist, hat nicht selten persönliche Probleme. Drogen sind ein großes Thema. Es gibt psychische Defizite. Beispielsweise müssen Jugendliche oft von der Jugendhilfe, von den Schulsozialarbeitern oder vom Jobcenter "eingefangen" werden. Außerdem haben 67 Prozent der Langzeitarbeitslosen einen Migrationshintergrund, sodass auch häufig Sprachprobleme eine Rolle spielen. Gleichzeitig beklagen die Arbeitsvermittler in manchen Unternehmen eine fehlende Willkommenskultur. Und so wird es für alle Beteiligten letztlich unmöglich, Erfolge zu erzielen.
Der Arbeitsmarkt ist kein Selbstläufer mehr
Es wird also kein einfaches Jahr für den vogtländischen Arbeitsmarkt. "Der Arbeitsmarkt ist nicht mehr der Selbstläufer der vergangenen Jahre und der sonst übliche Aufschwung im Frühjahr und im Herbst 2023 blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück", stellt Cordula Hartrampf-Hirschberg fest. Unter der Überschrift "Konjunktur Südwestsachsen: Kein Aufschwung in Sicht" hat sich jetzt die IHK Chemnitz gemeldet. In der Pressemitteilung heißt es: "Die Wirtschaft der Region Chemnitz startet ohne Rückenwind in das Jahr 2024. Der Aufschwung, der sich zur Jahresmitte 2023 abgezeichnet hatte, konnte angesichts hoher Kostenbelastungen und nachlassender Nachfrage nicht fortgesetzt werden." Über die Hälfte der Befragungsteilnehmer berichten demnach von sinkenden Auftragseingängen. Das sind die zentralen Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK Chemnitz, die zum Jahreswechsel durchgeführt wurde und an der sich 619 Unternehmen mit knapp 32.000 Beschäftigten aus den Bereichen Industrie, Baugewerbe, Dienstleistungen, Einzelhandel, Großhandel, Gastronomie/Tourismus und Verkehrsgewerbe beteiligten.
Keine Planungssicherheit durch politische Kurswechsel
Die Energie- und Kraftstoffpreise stellen mit 78 Prozent erneut das am häufigsten genannte Geschäftsrisiko dar. Die Arbeitskosten stehen mit 68 Prozent auf Platz 2, gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Anstieg der Nennung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko ist alarmierend. Martin Witschaß, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Chemnitz, stellt dazu fest: "Planungssicherheit durch wirtschaftspolitische Stabilität und Verlässlichkeit sind die Voraussetzung für Investitionen, die für die Transformation der Wirtschaft dringend benötigt werden. Angesichts rapider Kurswechsel und unsteter politischer Entscheidungen befindet sich die Investitionsbereitschaft auf einem Tiefstwert. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen wird gar nicht investieren oder Investitionen kürzen."
Die aktuelle Lage
Aktuell: Im Vogtland waren im Januar 2024 insgesamt 7.282 arbeitslose Frauen und Männer gemeldet, dies sind 768 oder 11,8 Prozent mehr als im Dezember 2023. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 632 Personen oder 9,5 Prozent mehr. Die Arbeitslosenquote steigt auf 6,6 Prozent. Es gibt Hoffnung. Aktuell liegen die ersten Daten für das Ausbildungsjahr 2023/2024 vor, aus denen sich eine erste Tendenz für die Entwicklung auf dem regionalen Ausbildungsmarkt ablesen lässt. "Gemeinsam arbeiten wir daran, dass möglichst vielen jungen Menschen im Vogtland der Übergang von der Schule in die Berufsausbildung gelingt. Bereits jetzt stehen uns fast 1.200 freie Ausbildungsstellen zur Besetzung zur Verfügung", teilt Cordula Hartrampf-Hirschberg mit. Das ist ein Anstieg von über 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahlen belegen, dass die Unternehmen in der Region auch in konjunkturell schwierigen Phasen und unter ungünstigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in ihrem Engagement für die Ausbildung nicht nachlassen.
Jetzt Ausbildung klarmachen
"Über 700 Jugendliche haben sich bis jetzt als Bewerber bei uns gemeldet - fast 16 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit sind die Chancen auf eine Ausbildung im Vogtland auch in diesem Jahr sehr gut. Um die erforderliche Unterstützung leisten zu können, sollte der konkrete Fahrplan zum Berufsstart frühzeitig mit unseren Berufsberaterinnen und Berufsberatern besprochen werden. Dafür bieten wir auch in den Winterferien Sprechzeiten für Jugendliche und Eltern an. Vereinbaren Sie gleich einen Termin", so Cordula Hartrampf-Hirschberg abschließend.
erschienen am 15.02.2024