Plauen. Der Einzelhandel in Plauen ist am Montag an vielen Stellen fast zum Erliegen gekommen. Die Proteste der Bauern, Speditionen, Handwerksbetriebe und Bauschaffenden haben damit Wirkung erzielt. Der BLICK-Reporter sammelte Eindrücke an den blockierten Autobahnauffahrten sowie beim Konvoi (Adorf - Plauen) und in verschiedenen Geschäften. "Die Demonstranten haben die uneingeschränkte Unterstützung vieler Menschen. Es ist jedoch für mich fraglich, ob allen Protestierenden wirklich klar ist, dass sie damit ausgerechnet uns Händler treffen und eben nicht die Regierung", ist Thomas Fritzlar hin und her gerissen. Der Geschäftsführer vom Christel-Knoll-Frischemarkt (3.000 Kunden in Mitteldeutschland) spricht seit Beginn der Coronakrise von wachsenden Problemen in der Gastronomie. "Leider mussten wir jetzt alle Touren außerhalb von Plauen für heute streichen. Den wirtschaftlichen Schaden tragen wir", ließ Thomas Fritzlar auf Nachfrage am Standort Plauen-Oberlosa wissen.
Daumen hoch vom Straßenrand
An der Protestfahrt von Adorf nach Plauen nahmen deutlich mehr als die ursprünglich angekündigten 100 Fahrzeuge teil. Mit lautem Getöse fuhren die Traktoren, LKW und Transporter auf der B92 zur Südinsel. Am Straßenrand gab es von vielen Passanten den "Daumen hoch". Weil ansonsten ganz wenige Fahrzeuge unterwegs waren, schlängelte sich der Konvoi problemlos durch das Nadelöhr. "Ich finde es vollkommen richtig, dass aus dem Vogtland ein Warnschuss Richtung Berlin abgefeuert wird", sympathisiert auch Heike Espig aus Plauen mit den aufgebrachten Bauern und deren Gefolge.
Alles läuft in geordneten Bahnen
Alles verlief bis Mittag in geordneten Bahnen. Vor allem, weil in Plauen viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Home Office versetzten beziehungsweise sogar ganz dicht gemacht haben. Im Autohaus Exner berichtete Rico Blechschmidt dem BLICK-Reporter: "Wir haben geöffnet. Aber wir haben erfahren, dass in unsere Branche auch Autohäuser heute ihre Mitarbeiter zu Hause gelassen und geschlossen haben." Im Elster Park standen die Kunden in einem Geschäft vor ganz verschlossenen Türen. Auch in der Plauener Innenstadt blieben Läden zu. Antje Reimann wohnt auf der Bahnhofstraße: "Das ist ein Geistermontag. Ich bin froh, dass mal was passiert. Ob das aber in Berlin jemanden interessiert, wenn in Plauen quasi das ganze Leben lahm gelegt wird?" Diese Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand beantworten.
An Recht und Ordnung wird sich gehalten
Fakt ist: Auch an der Schöpsdrehe, einer wichtigen Einflugschneise, blockieren die Demonstranten die Straßen. Weil die Blockade jedoch immer wieder geöffnet wird, kommt es nicht zu den ewig langen Rückstaus. Jens Mittenzwey vom Landratsamt: "Wir haben mit den Versammlungsanmeldern dieses Prozedere ausgehandelt und sind froh, dass die Demonstranten dieses Einsehen mitgebracht haben." Bauunternehmer Frank Heidan berichtet: "Es halten sich nach meinem Empfinden alle an Recht und Ordnung. Sonst würde ich hier auch nicht mitmachen."
Auch am Dienstag wird protestiert
Die Proteste gegen die derzeitige Regierungspolitik sollen am Dienstag im Vogtland fortgesetzt werden. Madlen Schulz ist Pressesprecherin des Vogtlandkreises: "Landrat Thomas Hennig bedankt sich für den friedlichen Protest." Im Statement des Landrates heißt es: "Zahlreiche Blockaden und Versammlungen sorgen für Einschränkungen im Straßenverkehr. Die Lage bleibt dynamisch, allerdings auch relativ entspannt. Ich bedanke mich bei allen für ihr umsichtiges und überwiegend friedliches Verhalten. Besonders bei den Spontanaktionen bitte ich, auf Recht und Sicherheit zu achten. Lassen Sie auch weiterhin Platz für Rettungskräfte, Busse und Pflegekräfte." 15 Uhr enden die Aktionen am Montag. Dienstag geht's weiter.
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