Sie gilt als schmutzigste Bahnstrecke Deutschlands: die Franken-Sachsen-Magistrale. Wo heute noch umweltschädliche Dieselloks fahren, wird seit Jahren um eine Elektrifizierung gerungen. Zuletzt wurden die Pläne zur Elektrifizierung der Bahnstrecke, die Franken, Sachsen sowie Tschechien verbindet, in Berlin gestoppt. Grund: die Wirtschaftlichkeitsberechnung reiche nicht aus. Diese Kosten-Nutzen-Untersuchung für Elektrifizierungsprojekte soll nun wegfallen. Den Hintergrund dafür liefert das Moderne-Schiene-Gesetz, das den Ausbau der Bahninfrastruktur beschleunigen soll, um die Klimaziele zu erreichen. Die Stadtoberhäupter des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes sehen jetzt gute Chancen, dass die Planungen zur Elektrifizierungslücke Nürnberg-Marktredwitz-Tschechien wiederaufgenommen werden.
Wirtschaftlichkeit deutlich verfehlt
"Wir sind zuversichtlich, dass die Franken-Sachsen-Magistrale von dieser Gesetzesinitiative profitiert", sind sich die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister einig. Zuletzt musste ein nie dagewesener Rückschlag verkraftet werden, da bei einer erneuten Berechnung die sicher geglaubte Wirtschaftlichkeit verfehlt wurde. "So deutlich, dass wir diesem Verfahren keinen Glauben schenken können. Nach und nach wurde klar, dass die Prämissen systematisch zuungunsten unseres Projekts ausgelegt wurden oder falsch sind", stellt die Zwickauer Oberbürgermeisterin Constance Arndt fest.
Aufs Abstellgleis geschoben
"Offensichtlich wurde die Übergangsphase im Bundesverkehrsministerium dazu genutzt, die Franken-Sachsen-Magistrale wieder einmal aufs Abstellgleis zu schieben", mutmaßt Steffen Zenner, Oberbürgermeister der Stadt Plauen. Die Hintergründe und die treibenden Kräfte dazu könne man nur vermuten. "Umso mehr freut es uns, dass der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer, die politische Lösung vorantreibt, flankiert von den Bahnexperten der Koalition", so Martin Reinhold, Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes Chemnitz.
Größte Dieselinsel Mitteleuropas
"Bei aller Zuversicht sollte uns bewusst sein, dass die Herausforderungen wachsen. Schließlich muss die größte Dieselinsel Deutschlands, ja Mitteleuropas, bis 2040 klimaneutral gestellt werden. Diese umfasst grob umrissen das Dreieck Hof-Nürnberg-Regensburg mit rund 1.000 zusammenhängenden Streckenkilometern ohne Fahrdraht", wie Bürgermeister Horst Geißel aus Marktredwitz beschreibt.
"Rückgrat des erforderlichen Mobilitätswandels"
Alle Oberbürgermeister sehen in der Elektrifizierung der Dieselinsel das Rückgrat des erforderlichen Mobilitätswandels. Der Wechsel auf umweltfreundliche Verkehrsmittel könne nur gelingen, wenn diese attraktiv sind. Ein Wechsel sei nur dann klimafreundlich, wenn die Fahrzeuge selbst emissionsfrei sind. Daher sei die Entscheidung des Bayerischen Ministerrats vom vergangenen Dezember für den Einsatz von Neigetechnikzügen mit Hybridantrieb in Bayern ab Ende des Jahrzehnts ein starkes und richtungsweisendes Signal. Diese Hightech-Hybride sollen im Expressverkehr auf nicht- beziehungsweise teilelektrifizierten Streckennetzen den veralteten Dieselzügen folgen und Strom aus der Oberleitung, der Batterie oder der Brennstoffzelle beziehen können.